Die Debatte darüber, wie sinnvoll ein Foto in den Bewerbungsunterlagen ist, hält an. Dabei empfinden vor allem Berufsanfänger das Abbild des Kandidaten oder der Kandidatin als keinen essenziellen Bestandteil der Bewerbung. Das geht aus einer Umfrage der Jobplattform Joblift hervor, an der mehr als tausend Bewerbende im November 2021 teilgenommen haben.
Während 37 Prozent aller Befragten der Meinung sind, man könne auf ein Foto in den Bewerbungsunterlagen verzichten, stimmen dem mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Berufsanfänger zu. Neben dem Foto werden auch Schulzeugnisse von den Kandidaten und Kandidatinnen als verzichtbar angesehen (47 Prozent). Beide Dokumente würden nicht viel über die Eignung des Bewerbers aussagen. Mehr Aussagekraft hätten der Lebenslauf, Weiterbildungszertifikate und Arbeitszeugnisse, so die Befragten.
„In einem Jobmarkt, in dem zunehmend die Kandidatinnen und Kandidaten die Regeln bestimmen, sollten sich Arbeitgeber genau überlegen, welche Bewerbungsstandards wirklich wichtig sind, um passende Mitarbeitende zu finden“, sagt Tobias Welzel, CCO von Joblift. „Jede abgebaute Einstiegshürde kann die Anzahl der Bewerbungen letztlich erhöhen.“
Mehr als nur ein Foto
Die Diskussion um das Foto in den Bewerbungsunterlagen wird auch im Zug von Rassismus-Debatten geführt. Vor allem Diversity-Vertreterinnen und Vertreter kritisieren, dass es aufgrund von Aussehen und damit verbundenen Assoziationen zu Diskriminierungen beim Recruiting kommt. Deshalb hat der Bundestag 2006 auch das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG) verabschiedet, wonach Arbeitgeber keine Fotos mehr bei Bewerbungen verlangen dürfen.
In der Praxis bleibt das Foto aber Standard. Und zumindest bei einer Umfrage des Staufenbiel Instituts vor fünf Jahren gaben 82 Prozent der damals befragten 297 Unternehmen an, dass erst ein Foto eine Bewerbung komplett macht. Lediglich zehn Prozent bevorzugten Unterlagen ohne ein Bild der Kandidatin oder des Kandidaten. Aktuellere Zahlen zur Einstellung von HR gegenüber dem Bewerbungsfoto waren nicht zu finden.
Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.