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In ihren Online-Stellenanzeigen nutzen die Unternehmen hierzulande kaum die Chance, sich voneinander zu unterscheiden und ihre Arbeitgebermarke hervorzuheben. Stattdessen benutzen sie die immer gleichen Formulierungen, Schlagwörter und Bausteine, garniert mit Füllwörtern und ungelenken Substantivierungen.
Jede Firma ist international, innovativ und führend
Auf ihre konkreten Eigenschaften als Arbeitgeber gehen Unternehmensporträts in Stellenanzeigen kaum ein. Stattdessen lesen Jobsuchende austauschbare Zuschreibungen wie „weltweit“, „führend“, „international“ und „innovativ“ – die vier am häufigsten genutzten Begriffe . Auch das, was die Firmen ihren Mitarbeitern bieten, ist zumeist das Gleiche: neben einer „attraktiven Vergütung“ etwa „Weiterbildung“ und „Spaß“. Das zeigt die aktuelle Studie „Club der Gleichen – Edition Stellenanzeigen“ der Unternehmensberater Dr. Manfred Böcker und Sascha Theisen. Durchgeführt wurde die Untersuchung von Textkernel, Spezialist für semantisches Recruiting. Die Analyse berücksichtigte 120 000 Online-Jobinserate.
Ihre Aufgabe: u.a.
Stellenanzeigen zeichnen sich nicht nur durch die inflationär gebrauchten gleichen Floskeln aus, sondern anscheinend fehlen ihnen oft auch die Worte. So ist der derzeit am häufigsten gebrauchte Schlüsselbegriff in Jobbeschreibungen „u.a.“ oder die ausgeschriebene Version. Und beim Blick auf die Jobbeschreibungen zeigt sich, dass die meisten Unternehmen Einzelaufgaben auflisten, anstatt eine attraktive Aufgabe zu beschreiben. Arbeitgeber, die stark auf „u.a.“ setzen, verwenden auch besonders gerne das inhaltsleere Füllsel „Bereich“, das sich Platz fünf auf der Rangliste der häufigsten Begriffe in Jobbeschreibungen sichert.
Gern genommen: amtsdeutsche Substantivierungen
Die Vorliebe für den Begriff „Bereich“ geht darüber hinaus mit der Neigung zur Substantivierung einher. Die Autoren von Stellenanzeigen verwenden gern „ung“-Formen. Die Analyse der Jobofferten ergab mehr als eine Million „ung“-Suffixe im trockenen abstrakten Behördenstil. In der Spitze nutzen einzelne Arbeitgeber über 80 dieser Passivformen in einer einzigen Stellenanzeige. So häufen sich in den Aufgabenbeschreibungen Begriffe wie „Bereitstellung“, „Erbringung“, „Identifizierung“ oder „Finanzsteuerung“. In den Top Ten der Liebhaber der Nominalisierung befinden sich nicht nur Organisationen des Öffentlichen Diensts, sondern auch große Privatunternehmen. Ein weiteres Merkmal vieler Jobinserate sind Bandwurfsätze. Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass die meisten Stellenanzeigen aus handwerklicher Sicht mangelhaft und lustlos getextet sind.
Dieses so wichtige Werkzeug der Mitarbeitersuche braucht einfach mehr Professionalität und die Kandidaten verdienen mehr Unterscheidungsmerkmale bei Ihrer Suche nach dem richtigen Arbeitgeber,
kommentiert Sascha Theisen den Befund.
Ein Viertel der Arbeitgeber nennt keine E-Mail-Adresse
Im Rahmen der Studie wurde auch die Dialogorientierung der Unternehmen aufs Korn genommen. Das Ergebnis: Nur in 32 Prozent der untersuchten Stellenanzeigen veröffentlichten die Arbeitgeber eine anklickbare E-Mai-Adresse. Lediglich etwas mehr als sechs Prozent der Unternehmen nannten in jeder Ausschreibung eine E-Mail-Adresse, 23 Prozent dagegen in keiner einzigen. Die meistgenannten Varianten für Adressen sind „bewerbung@“, „karriere@“ und „jobs@“.
Interessenten können die Studie > hier zum Download anfordern.