Entwickler haben klare Vorstellungen und Wünsche, wenn es um ihren Job und ihren Arbeitgeber geht. Was das für ein erfolgreiches Recruiting der begehrten Zielgruppe bedeutet, zeigt die aktuelle Entwicklerumfrage von Stack Overflow.
+++ Die zentralen Ergebnisse der Umfrage finden Sie hier als › Bilderstrecke +++
Entwickler sind zentrale Treiber der Digitalisierung in der gesamten Arbeits- und Lebenswelt. Sie schreiben gewissermaßen den Code für die Zukunft. Entsprechend sind immer mehr Arbeitgeber auf gute Entwickler angewiesen. Doch aufgrund eines zu kleinen Pools an IT-Talenten und der wachsenden Nachfrage sucht praktisch jedes Unternehmen permanent nach neuen Softwareentwicklern. Stack Overflow ist mit über 40 Millionen Online-Besuchern jeden Monat die größte Entwickler-Community weltweit. In der eigenen jährlichen Umfrage gibt die Community Auskunft zu nahezu allen Fragen rund um das Arbeiten als Entwickler. Von den beliebtesten Technologien bis hin zur Frage, wie Entwickler ihre Jobs finden. 2017 haben über 64 000 Teilnehmer aus über 210 Ländern an der Umfrage teilgenommen, davon kamen alleine 5221 Antworten aus Deutschland. Damit ist der vorliegende Report die größte und umfassendste Studie zur Berufsgruppe der Entwickler weltweit.
Leistung lässt sich nicht länger am Lebenslauf messen
Fakt 1: Fragt man einen Entwickler, wie lange er schon programmiert, ist die Antwort meist überraschend. Denn die kumulierte Zeit der Programmiererfahrung übersteigt oft die Berufserfahrung und beginnt nicht selten noch vor der Universität. 20 Prozent der Entwickler in Deutschland haben über 20 Jahre Erfahrung.
Fakt 2: 2016 wurden Entwickler gefragt, was sie im Bewerbungsprozess die meiste Zeit und die meisten Nerven kostet. Eine der Antworten war: „Den eigenen Lebenslauf aktuell halten.“ In diesem Jahr wurden Entwickler gefragt, warum sie zuletzt ihren Lebenslauf aktualisiert haben. 45 Prozent der Befragten gaben an, dass sie ihren Lebenslauf aufgrund eines (potenziellen) Jobangebots aktualisiert haben. 33 Prozent hatten ihren Lebenslauf routinemäßig aktualisiert. 32 Prozent halten einen Uni-Abschluss aber für die Karriere für weniger oder gar nicht wichtig.
Transfer: Gerade bei Entwicklern sollten Personaler davon Abstand nehmen, die Kandidaten nur nach ihrem Lebenslauf zu bewerten. Die Wahrscheinlichkeit ist einfach zu hoch, dass Recruiter, die nur auf das Alter oder das Jahr des Uni-Abschlusses schauen, die Erfahrung und Eignung eines Softwareentwicklers falsch einschätzen. In den Ergebnissen zeigt sich deutlich, dass Entwickler eine entscheidende Hürde darin sehen, ihren Lebenslauf zu schreiben – dabei spielt das Dokument selbst in ihrem Alltag überhaupt keine Rolle mehr. Statt auf formelle Angaben zu schauen, sollten sich HRAbteilungen deshalb mit alternativen Recruiting-Lösungen beschäftigen, wie etwa Programmiertests schon im Bewerbungsprozess und direkte Feedback-Gespräche mit dem zukünftigen Team.
Lebenslanges Lernen rückt in den Mittelpunkt
Fakt 3: 23 Prozent der Entwickler in Deutschland haben einen Bachelor oder einen vergleichbaren Abschluss. 30 Prozent studierten bis zum Master. Betrachtet man die professionellen Entwickler, mit Ausnahme von Studenten und Hobby-Programmierern, haben 77 Prozent mindestens einen Bachelorabschluss. Doch: Ein Drittel der Entwickler in Deutschland bezeichnen ihre formelle Ausbildung als „nicht sehr wichtig“ oder „überhaupt nicht wichtig“ für ihren beruflichen Erfolg.
Fakt 4: Entwickler lernen mit Begeisterung immer dazu. 93 Prozent der Befragten in Deutschland geben an, dass sie zumindest teilweise als Autodidakten ihre Fertigkeiten erlernt haben. 35 Prozent gaben an, dass sie zur Weiterbildung einen Online-Kurs besucht haben, und 37 Prozent, dass sie im Rahmen des Berufs Weiterbildungen absolviert haben.
Transfer: Entwickler wollen lernen und sich weiterentwickeln, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Über alle Umfragen der vergangenen Jahre hinweg zeigt sich, dass die professionelle Weiterentwicklung und die Arbeit an spannenden Projekten zu einem der wichtigsten Kriterien gehört. Unternehmen kommen deshalb gar nicht drum herum, diese Grundlage in ihren Arbeitsalltag zu integrieren, wenn sie an talentierten Mitarbeitern festhalten wollen. Sie müssen ihren Mitarbeitern Möglichkeiten bieten, die diesen dabei helfen, persönlich und beruflich zu wachsen, und die über Lippenbekenntnisse und interne Feedback-Gespräche hinausgehen.
Arbeitsumfeld ist entscheidend
Fakt 5: Wenn es darum geht, einen neuen Job zu bewerten, achten Entwickler besonders auf folgende Aspekte: Ganz oben auf der Liste stehen fachliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten, dahinter die Technologien beziehungsweise Programmiersprachen, mit denen gearbeitet wird, gefolgt von dem Arbeitsumfeld sowie dem Gehalt und den Zusatzleistungen.
Fakt 6: Laut der Studie sind die folgenden Leistungen für Deutsche besonders wichtig: 61 Prozent halten die Zahl der Urlaubstage für bedeutend, 53 Prozent die wöchentliche Stundenanzahl, rund 50 Prozent die Homeoffice-Möglichkeit, knapp 48 Prozent die Ausstattung und 46 Prozent die Unterstützung bei der beruflichen Weiterentwicklung.
Transfer: Die Studie liefert es schwarz auf weiß: Unternehmen können das Thema Weiterbildung nicht stiefmütterlich behandeln, sondern müssen in die Weiterentwicklung und ein angenehmes Arbeitsumfeld für Entwickler investieren. Das erfordert einiges an Flexibilität, aber es lohnt sich. Zufriedene Arbeitnehmer sind deutlich produktiver und nichts ist schädlicher für die Produktivität und Zufriedenheit eines Teams als einer oder mehrere Mitarbeiter, die innerlich gekündigt haben, weil ihre Stimme nicht gehört wird. Deshalb: Personaler müssen das offene Gespräch suchen, zuhören und auf die Bedürfnisse eingehen.
Geld spielt eine wichtige Rolle
Fakt 7: Deutsche Entwickler fühlen sich laut Studie generell unterbezahlt. Mit 72 Prozent ist diese Überzeugung am stärksten bei Entwicklern ausgeprägt, die bei staatlichen Einrichtungen und NGOs arbeiten.
Transfer: Geld ist und bleibt ein zentraler Faktor bei der Jobauswahl. Sie können sich als Unternehmen einen großen Vorteil verschaffen, wenn Sie mit dem angebotenen Gehalt von Anfang an offen umgehen. Es passiert noch zu oft, dass Unternehmen aus der Bezahlung ein Geheimnis machen. Ohne Erfolg, denn egal, ob das Thema am Anfang der Gespräche oder erst am Ende besprochen wird: Wenn die Bezahlung nicht stimmt, wird ein guter Entwickler nicht mit „Ja“ auf ein Angebot antworten. Unternehmen können sich deshalb viel Zeit beim Recruiting sparen, wenn sie offen mit dem Thema umgehen.
Auf der Suche nach einem neuen Job sind nur die wenigsten, viele Entwickler zeigen sich aber offen für Neues
Fakt 8: Freie Talente in der IT sind und bleiben rar. 67 Prozent der Entwickler sind vollzeitbeschäftigt und neun Prozent sind als Selbstständige tätig. Nimmt man noch die Entwickler hinzu, die lediglich in Teilzeit arbeiten, sind 89 Prozent derzeit auf die eine oder andere Art im Job.
Fakt 9: Obwohl die Mehrheit der Entwickler derzeit einen Job hat, gaben 59 Prozent der Entwickler in Deutschland an, dass sie für neue Angebote offen sind. Weitere neun Prozent informieren sich selbst aktiv über offene Stellen. 32 Prozent sind nicht an einer neuen Stelle interessiert und auch nicht auf der Suche.
Fakt 10: Auch wenn Entwickler offen für ein (passendes) neues Angebot sind, so verbringen die meisten kaum oder gar keine Zeit mit der aktiven Jobsuche: 51 Prozent der Befragten aus Deutschland investieren ein bis zwei Stunden pro Woche in die Jobsuche – aber 29 Prozent verbringen überhaupt keine Zeit damit.
Transfer: Heute reicht es nicht mehr, eine Job-Anzeige zu schalten und zu warten, bis sich jemand auf die offene Stelle bewirbt. Entwickler haben es nicht nötig, sich aktiv nach einer neuen Stelle umzusehen, sondern die Angebote kommen permanent zu ihnen. Deshalb ist es für Unternehmen wichtig, dass sie sich aktiv um Entwickler bemühen. Themen wie Active Sourcing spielen beim Recruiting eine immer wichtigere Rolle. Entwickler wollen sich auf Augenhöhe unterhalten. Das bedeutet nicht, dass Personaler selbst programmieren können müssen, aber sie sollten zumindest ein Grundverständnis davon haben, wie Entwickler arbeiten und welche Fähigkeiten gesucht sind, denn ansonsten ist schon nach dem Erstkontakt Schluss mit dem Bewerbungsprozess. Weiterbildungen und Workshops für die eigenen Personaler sind an dieser Stelle gut investiertes Geld.
Autor:
Stefan Schwarzgruber, Country Manager DACH, Stack Overflow, London, stefan@stackoverflow.com