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Frauen fördern mit der richtigen Unternehmenskultur

Ein Mann unterstützt eine Frau, eine Kletterwand emporzusteigen
Mit starker Führung, einem motivierendenn Umfeld und konkreten Fördermaßnahmen können Frauen in der Arbeitswelt vorankommen.
Foto: © Kzenon/Fotolia.de

Arbeitgeber können gezielt die Gleichberechtigung im Unternehmen beschleunigen und unter anderem das geschlechtsspezifische Lohngefälle verringern. Dafür ausschlaggebend sind 40 Faktoren, darunter 14 kulturelle Treiber, in drei Kategorien: starke Führung, umfassender Maßnahmenplan und motivierendes Arbeitsumfeld. Das sind Ergebnisse der Studie „Getting to Equal 2018“ von Accenture. Dafür wurden mehr als 22 000 Arbeitnehmer mit akademischem Abschluss aus 34 Ländern befragt, darunter 700 in Deutschland. Ergänzend wurden Tiefeninterviews geführt und bereits veröffentlichte Daten zum Thema analysiert.

Gender Diversity als Führungsaufgabe

Die Studienergebnisse für Deutschland ergaben in der Kategorie „Starke Führung“ Folgendes: In Unternehmen, deren Führungskräfte sich um Gleichstellung bemühen, kommen Frauen häufiger voran (21 Prozent) als in anderen Firmen (15 Prozent). Starke Führung heißt unter anderem auch, dass das Management Ziele zur Abschaffung von geschlechtsspezifischen Gehaltsunterschieden festlegt und die Erfolge misst. Arbeitgeber, die auf Gender Diversity setzen und über entsprechende Programme verfügen, ziehen außerdem eher kompetente Frauen an, die Karriere machen wollen und denen dies dann auch schneller gelingt, so der Report.

Unternehmensinternes Frauennetzwerk als wichtige Maßnahme

Zu den wichtigsten Aspekten der Kategorie „Umfassender Maßnahmenplan“ gehört vor allem ein unternehmensinternes Frauennetzwerk, das auch für Männer offen sein sollte. Die Studie ergab, dass das Vorhandensein eines Frauennetzwerks zur verstärkten Förderung weiblicher Mitarbeiter führt. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der befragten Frauen arbeiten jedoch in Unternehmen, in denen solche Netzwerke fehlen. Existiert ein Frauennetzwerk, machen vier von zehn Frauen davon Gebrauch. Knapp ein Drittel von ihnen nutzt Netzwerke, zu denen sowohl Frauen als auch Männer gehören. Als eine der weiteren wichtigen Maßnahmen empfiehlt die Studie Arbeitgebern, ihre männlichen Mitarbeiter zu ermutigen, Elternzeit zu nehmen.

Mitentscheidend: ein motivierendes Arbeitsumfeld

Die kulturellen Treiber in der Kategorie „Motivierendes Arbeitsumfeld“ umfassen neben flexiblen Arbeitszeiten und Arbeitsplatzmodellen auch, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitern vertrauen und sie Verantwortung übernehmen lassen. Weitere wichtige Faktoren sind es, die Belegschaft dazu zu ermuntern, innovativ und kreativ tätig zu werden, Weiterbildungsangebote bereitzustellen sowie Mitarbeitern die Freiheit einzuräumen, am Arbeitsplatz „man selbst“ sein zu dürfen.

Deutlich höhere Aufstiegschancen für weibliche Mitarbeiter

In den untersuchten Unternehmen, in denen die meisten der 40 definierten Faktoren für Gleichberechtigung berücksichtigt wurden, profitierten fast alle akademisch ausgebildeten Mitarbeiter davon: 95 Prozent gaben an, zufrieden mit ihrer beruflichen Entwicklung zu sein. 84 Prozent sagten, dass sie eine Weiterentwicklung oder Beförderung anstreben. 85 Prozent visieren eine Führungsposition in ihrem Unternehmen an. Auch haben in solchen Unternehmen beide Geschlechter höhere Weiterentwicklungschancen: Die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen eine Managerposition erreichen, ist dort um 22 Prozent höher als bei anderen Arbeitgebern. Dass weibliche Mitarbeiter es bis zum Senior Manager oder Director schaffen, ist sogar um 188 Prozent wahrscheinlicher. Aber auch für Männer ist die Chance, auf eine Managerposition zu gelangen, in solchen Unternehmen um 17 Prozent höher und eine höhere Position wie Senior Manager oder Director erreichen sie mit 91 Prozent größerer Wahrscheinlichkeit.

Weitergedacht: kaum noch Ungleichbehandlung

Obwohl auch Männern Vorteile davon haben, wenn Unternehmen alle identifizierten Erfolgsfaktoren in den drei Handlungsfeldern berücksichtigen, wird der Karriereweg doch vor allem Frauen erleichtert. Angenommen, das Arbeitsumfeld in Deutschland gliche überall den Best-Practice-Unternehmen, die die genannten Erfolgsfaktoren derzeit am stärksten verankert haben, kämen auf 100 männliche Manager 83 weibliche, während das Verhältnis derzeit bei 100 zu 41 liege, so die Studienautoren. Eine weitere Rechnung, die Vergütung betreffend: Das Gehalt von Frauen würde sich um 73 Prozent oder um 62 170 US-Dollar pro Jahr erhöhen und pro 100 US-Dollar, die ein Mann einnimmt, würde eine Frau 93 Dollar verdienen, also eine deutliche Annäherung.

Der globale Report steht auf Englisch als > Download zur Verfügung.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.