Die Nachfrage nach Personalerinnen und Personalern hat sich innerhalb eines Jahres fast verdreifacht – und ist sogar doppelt so hoch wie vor der Pandemie. Das zeigt der aktuelle Fachkräfteindex von Hays, der in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. Für die Auswertung schaut sich die Personalberatung vierteljährlich Stellenanzeigen der meistfrequentierten Online-Jobbörsen, der Tageszeitungen und des Business-Netzwerks Xing an. Daraus bildet sie Indizes für verschiedene Branchen und Berufsgruppen. Und während die Nachfrage nach Ingenieuren und im Bereich Life Sciences schon vor einem Jahr wieder das Vorkrisenniveau erreicht hatte, hat HR jetzt mehr als nachgeholt. Alle Berufsgruppen in der Personalabteilung zusammengerechnet, lag der Index im vierten Quartal bei 310 Punkten, 80 Punkte über dem Vorquartal und 199 Punkte über dem vierten Quartal 2020. Das ist mit Abstand der höchste Wert seit Start des Indizes im ersten Quartal 2015.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Datawrapper, der von der Redaktion empfohlen wird. Sie können den Inhalt mit einem Klick aktivieren.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte von Datawrapper angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu erfahren Sie bei Datawrapper und unserer Datenschutzerklärung.
„Die starke Nachfrage liegt zum einen am demografischen Wandel“, erklärt Florian Wagner, der bei Hays Unternehmen dabei unterstützt, Personalerinnen und Personaler zu finden. „Schließlich verlassen die Babyboomer spürbar die Arbeitswelt.“ Im Personalbereich komme aber noch ein weiterer Faktor hinzu. „Wenn man mit Geschäftsführungen spricht, dann merkt man, dass das Thema Personal immer wichtiger wird“, hat Wagner beobachtet. Erst seit kurzem gehöre das Thema Personal zu den Top-3-Themen in den deutschen Chefetagen. Damit würden eben auch die Personalabteilungen immer mehr in den Fokus geraten. „Das liegt auch daran, dass die Anforderungen immer komplexer werden“, sagt Wagner – und nennt die Stichworte New Work und Remote Work. Und natürlich spiele auch der Fachkräftemangel eine große Rolle.
Spezialisierung verstärkt sich
Schaut man sich die einzelnen Jobprofile in der Personalabteilung an, zeigt sich entsprechend, dass insbesondere Experten und Expertinnen in der Personalgewinnung momentan einen Nachfrageboom erleben. Die Zahl der ausgeschriebenen Stellen lag im vierten Quartal 2021 fast vier Mal so hoch wie ein Jahr zuvor, bei Employer-Branding-Managern zeigt sich ähnliches – wobei gerade letztere vor einem Jahr nur sehr wenig gesucht wurden. Doch mit Index-Werten von 507 und 362 ist die Nachfrage in beiden Bereichen auch über den gesamten Betrachtungszeitraum hinweg extrem hoch.
„Insgesamt lässt sich sagen, dass sich die Spezialisierung in den HR-Abteilungen verstärkt“, hat Florian Wagner zudem beobachtet. HR-Generalisten haben es seiner Beobachtung nach immer schwerer – oder sie ergreifen die Chance und lassen sich fortbilden. Das komme relativ häufig vor, sagt Wagner, auch, weil aufgrund der hohen Nachfrage externe HR-Fachkräfte oft relativ schwer zu finden seien. „Wenn ein Unternehmen jemanden für die Personalentwicklung sucht, dann wird eben ein Generalist auf Fortbildung geschickt. Und wenn es um das Thema Employer Branding geht, dann greifen mehr und mehr Unternehmen auf Marketing und Kommunikationsprofis zurück.“
Wie geht's weiter?
Nur bei Recruiterinnen und Recruitern funktioniere das nicht. „Da benötigt man ein ganz eigenes Skillset. Diese Spezialisten müssen eher wie Vertriebler ticken“, sagt Wagner. Zum Glück – zumindest aus Sicht der Unternehmen – gebe es hier aber einen ganz besonderen Rekrutierungskanal: die Personalberatungen. Es komme vor, dass hier die Seiten gewechselt werden.
Wagner glaubt, dass zumindest in der Tendenz die Entwicklung so weiter gehen wird wie in den vergangenen Jahren. „Unsere Untersuchungen und auch die Beobachtungen im Markt zeigen, dass das Thema Mitarbeitergewinnung weiter wichtig bleiben wird“, sagt er. Der Fachkräftemangel würde so schnell nicht zurückgehen, eher noch verstärke er sich. Und dann werden eben auch Recruiterinnen und Recruiter gebraucht. Andere Beschäftigte in der HR-Abteilung könnten die Situation verbessern: „Ganz wichtig ist es auch, dass im HR-Kontext in die Digitalisierung und IT investiert wird“, glaubt Wagner. Zum einen verbessere das die Candidate und die Employee Experience, zum anderen können sich die Personalerinnen und Personaler durch technologische Unterstützung von Routineaufgaben entlasten. „In vielen Personalabteilungen gibt es noch großes Potential, was die Umstellung auf digitale Prozesse angeht“, sagt der Experte. Das gelte umso mehr, wenn die Mitarbeitergewinnung immer schwieriger werde.
Info
Aktuelle Stellenanzeigen aus dem HR-Bereich finden Sie auch in unserem Stellenmarkt.
Matthias Schmidt-Stein koordiniert als Chef vom Dienst die Onlineaktivitäten der Personalwirtschaft und leitet die Onlineredaktion. Thematisch beschäftigt er sich insbesondere mit dem Berufsbild HR und Karrieren in der Personalabteilung sowie mit Personalberatungen. Auch zu Vergütungsthemen schreibt und recherchiert er.