Bestimmte Branchen ächzen unter zu wenigen geeigneten Bewerbern. Der Blue-Collar-Kompass hat in seiner neuesten Auflage gezielt nach Quereinsteigern und deren Erfahrungen gefragt. Mit dem Ergebnis, dass nichtakademische Quereinstiege häufig eine Erfolgsgeschichte sind – entsprechende Kandidaten aber im Recruiting nicht immer entsprechend berücksichtigt werden.
Überwiegend zufrieden mit ihrer Entscheidung
Knapp zwei Drittel der 1.000 Befragten von mobileJob.com und respondi haben bereits in Berufen gearbeitet, für die sie nicht ausgebildet wurden. 82 Prozent der Arbeitnehmer ohne Quereinstiegserfahrung können es sich zumindest vorstellen, dauerhaft oder für eine gewisse Zeit in einem Beruf außerhalb ihrer eigentlichen Ausbildung zu arbeiten.
Besonders herausstechend war die Quote der zufriedenen Seiteneinsteiger: 90,3 Prozent hielten ihre Entscheidung im Nachhinein für richtig und fühlen oder fühlten sich in ihrem Job zufrieden. Dazu passt auch die Tatsache, dass sich über 60 Prozent der Quereinsteiger als Experten in ihrer neuen Tätigkeit bezeichnen würden. Ungeachtet dessen, dass sie dafür ursprünglich keine Ausbildung hatten.
Chancen für Mangelberufe
Nicht jede Branche ist gleichermaßen beliebt bei Blue-Collar-Workern: Mit 67 Prozent ist die Industrie-Branche am beliebtesten, gefolgt von der Logistik- und Handwerksbranche mit 58 bzw. 57 Prozent. Ein Blick auf die Wünsche an den Arbeitgeber macht deutlich, warum diese Branchen bei den Quereinsteigern besonders begehrt sind: Mit 55 Prozent ist für die meisten ein besseres Gehalt eine wichtige Anforderung für den Jobwechsel, für 41 Prozent ist es ein sicherer Arbeitsplatz. Neben diesen „Hard Facts” spielen Aspekte wie die Reputation des Jobs mit zwölf oder die Karrierechancen mit 15 Prozent eine eher untergeordnete Rolle.
Was Blue-Collar-Worker motiviert haben wir im › Praxistransfer der Ausgabe 05/2018 beschrieben.
Doch auch das Sorgenkind des deutschen Arbeitsmarktes, die Pflegebranche, ist mit 35 Prozent der Quereinsteiger noch relativ beliebt. Gerade hier könnte ein enormes Potenzial an passiv wechselwilligen Kandidaten brachliegen.
Beim Recruiting niemanden ausschließen
Um sich diese Quelle an möglichen Mitarbeitern zu erschließen, sollte schon beim Recruiting eine „goldene Brücke” gebaut werden. Ein Weg wäre, die Möglichkeit auch als Quereinsteiger eingestellt zu werden, direkt in der Stellenanzeige zu thematisieren. Da nach dem Blue-Collar-Kompass Quereinsteiger durchaus passiv wechselwillig sind, kann es sich lohnen, sie aktiv anzusprechen.
Im White Paper wird empfohlen, den möglichen Bewerbern klar die gefragten Vorteile eines Jobwechsels – besserer Verdienst und ein sicheres Arbeitsverhältnis – auch per Quereinstieg aufzuzeigen.