Aktuelle Ausgabe

Newsletter

Abonnieren

Recruiter von IT-Freelancern oft in Zeitnot

Zeitung mit Stellenanzeigen,
Ob ein Freiberufler anspringt? Für Recruiter von IT-Freelancern spielt die Zeit eine wesentliche Rolle.
Foto: © tashatuvango/StockAdobe

Was IT-Freelancer wollen und wie sie ticken, wurde schon mehrfach untersucht. Nun hat eine Studie HR-Experten gefragt, was für Erfahrungen sie bei der Rekrutierung der Frei- berufler machen und welche Hindernisse dabei auftreten. Eine der größten Heraus- forderungen ist offenbar der Zeitdruck bei der Suche.

Um eine Stelle mit freiberuflichen IT- und Engineering-Experten zu besetzen, kontaktieren Recruiter im Schnitt 30 Kandidaten. Pro Ausschreibung erhalten die Personaler knapp 13 Bewerbungen. Zur ausführlichen Prüfung eines Profils verwenden sie im Mittel 6,41 Minuten Zeit. Die Marge bei der Freelancer-Suche beträgt knapp 17 Prozent des Auftragsbudgets. Die durchschnittliche Besetzungszeit einer Stelle dauert zwölf Tage. Inklusive Sichtung der Projektausschreibung und der erfolgreichen Abwicklung kommen circa vier Wochen zusammen. Einzelne Projekte sind eher die Ausnahme; zumeist bearbeiten Recruiter sieben Projekte gleichzeitig. Pro Jahr ergeben sich im Schnitt 25 erfolgreiche Vermittlungen. Das zeigt der Recruiter-Kompass der Projektplattform Freelancermap. An der Studie nahmen 82 Unternehmen und HR-Experten teil, die Freelancer aus der IT-und Engineering-Branche rekrutieren.

Herausforderung: schnell geeignete Kandidaten finden

Als größte Herausforderung bei der Suche nach geeigneten Talenten nannten mit 85 Prozent die meisten Recruiter das Finden von qualifizierten Bewerbern. Für fast drei Viertel (72 Prozent) ist der Zeitdruck ein großes Problem. Ein Drittel (33 Prozent) nannte als Hindernis die Stundensatzerwartung der Freien im Vergleich zum geplanten Budget. Jedem vierten Recruiter (26 Prozent) fällt es schwer, die Anzahl der eingehenden Bewerbungen zu steigern. Konkurrenz durch andere Unternehmen gab rund jeder Fünfte (21 Prozent) an. Die Recruiting-Experten wurden auch nach den größten Fehlern gefragt, die ihnen bei der Besetzung eines Jobs mit Freelancern schon passiert sind. Jeder Zweite (51 Prozent) sagt, Bewerber bereits einmal falsch eingeschätzt zu haben. 44 Prozent gaben an, aufgrund des Zeitmangels Stellen mit Freelancern besetzt zu haben, deren Qualität nicht stimmte. Außerdem haben 29 Prozent schon einmal zu spät auf Bewerbungen reagiert und Kandidaten deshalb absprangen, während sich 23 Prozent zu sehr auf Qualität fokussiert und dadurch Zeit verloren haben.

Zu hoher Stundensatz – für 40 Prozent ein Ausschlusskriterium

Welche Kriterien entscheiden überhaupt über die Auswahl eines Freelancers? Für den ersten Eindruck zählt bei der Bewerberauswahl das Know-how (54 Prozent) am meisten. An zweiter Stelle steht die Verfügbarkeit des Freiberuflers (37 Prozent), gefolgt von einem möglichst aussagekräftigen Lebenslauf (34 Prozent) und der Aktualität des Profils (29 Prozent). Das Wissen der potenziellen Kandidaten machen die Personaler an der Skill-Liste, den Berufserfahrungen und der Ausbildung fest, die im Lebenslauf aufgeführt sind. Ein professionelles Foto ist kein relevantes Kriterium. Bei den Ausschlusskriterien, die Freelancer aus Recruiter-Sicht auf den ersten Blick disqualifizieren, stehen mangelnde kommunikative Fähigkeiten ganz vorn: Für 46 Prozent ist ein Freiberufler sofort aus dem Rennen, wenn das Verhalten nicht passt oder der Bewerber Defizite in Ausdruck, Sprache und Grammatik aufweist. Auf Rang zwei der Ausschlusskriterien steht ein zu hoher Stundensatz; 40 Prozent der Befragten gaben dies an. Fehlende Angaben sind für 62 Prozent nicht entscheidend, sofern das restliche Profil überzeugt.

Recruiter-Profil: Akademiker, meist männlich und Mitte 30

Die Studie zeichnet auch ein Bild der Recruiter, die Freelancer aus dem IT- oder Engineering-Bereich rekrutieren. Fast sechs von zehn der Personalprofis (57 Prozent) sind Männer, 43 Prozent sind Frauen – damit ist der Recruiting-Bereich hier nicht so stark männerdominiert wie die IT-Freiberufler-Szene. Der durchschnittliche Recruiter ist knapp 37 Jahre alt (Frauen 34, Männer 38 Jahre), fast drei Viertel (72 Prozent) verfügen über einen Studienabschluss an einer Universität oder Fachhochschule.

Der vollständige Recruiter-Kompass kann > hier zum Download abgerufen werden.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.