Obwohl sich die Messe in Stuttgart bereits dem Ende neigte, war die Veranstaltung gut besucht – ein Zeichen, wie sehr das Thema den Personalern unter den Nägeln brennt. Dabei ist sie noch nicht ganz fertig, die Studie „Recruiting Strategien 2018“. Aber als Quintessenz lässt sich feststellen, dass Stellenzeigen auf Jobbörsen und der eigenen Karriereseite nach wie vor die größten Chancen bieten, neue Mitarbeiter zu finden. Die Welt der Personaler dreht sich also nicht nur um die sozialen Medien.
Dabei könnte man meinen, ohne Facebook, Whatsapp, Xing und Twitter geht es nicht mehr. „Auf der Messe bekommt man den Eindruck, dass bestimmte Recruiting-Kanäle out sind“, beobachtete Wolfgang Jäger, Professor an der HS Rhein-Main in Wiesbaden. „Aber wenn man genau hinschaut, sieht man, dass die guten alten Online-Stellenbörsen nach wie vor eine extrem hohe Bedeutung besitzen.“
Das zeigt auch die Studie, deren erste Ergebnisse exklusiv in Stuttgart vorgestellt wurden: Die beliebtesten Kanäle sind Online-Jobbörsen und die eigene Karriere-Webseite. Bei Einstiegspositionen – etwa für Hochschulabsolventen – setzen Personalleiter auch auf Veranstaltungen. Management- und Führungskräfte sowie Fachkräfte in den MINT-Berufen sprechen sie zusätzlich über Active Sourcing und Business-Netzwerke an. Top-Positionen – wer hätte es anders erwartet – besetzen Personaler weiterhin meistens über Headhunter.
Wenn man sich die Ausbeute der Studienaussagen ansieht, stehen die Online-Stellenbörsen mit Abstand an erster Stelle – darüber findet man vor allem Berufseinsteiger mit abgeschlossener Ausbildung oder Hochschulstudium. „Künftig werden Mitarbeiterempfehlungen eine größere Rolle spielen“, prophezeit Stickling. Carl Hoffmann, Geschäftsführer von Talentry, München, ein Pionier der Mitarbeiter-Empfehlung, betont: „Es macht keinen großen Unterschied, ob man Kunden oder Kandidaten gewinnen will. Auf die Awareness kommt es an.“ Zudem werde zu viel über Kanäle gesprochen und zu wenig über Inhalte. „Um gute Bewerber zu bekommen, muss ein Unternehmen eine attraktive Arbeitgebermarke entwickeln.“
Bei der Bewerbergenerierung und Vorauswahl kann Künstliche Intelligenz (KI) helfen: „Rund ein Viertel der Unternehmen kennt Chatbots“, erläutert Jäger die Studienergebnisse zu dem Thema. Zurzeit sind Systeme aber noch regelbasiert, das heißt: „Man bringt ihnen bei, was sie antworten sollen, sie sind also textbasiert wie Alexa.“ Erst jetzt beginnen sie, Regeln selbst weiterzuentwickeln. „Sie sollen dazulernen und eigenständig Wissen generieren“, so Jäger, „aber wirklich intelligent sind Chatbots noch nicht.“ Deshalb werden sie eher bei weniger wichtigen Stellen eingesetzt. Bei kritischen Stellen, dort wo Fachkräftemangel herrscht, muss man Prozesse auch nicht um jeden Preis optimieren, beruhigt Jäger die Zuhörer: „Bei zehn Bewerbern pro Stelle braucht man keinen Matching-Algorithmus. Das lohnt sich nur bei Mengenbearbeitung.“
+++ Die genauen Ergebnisse der Studie „Recruiting Strategien 2018“
werden im Juli auf der Website und in der Print-Ausgabe der
Personalwirtschaft präsentiert. +++