Personalwirtschaft: Frau Wagner, wie entstand die Idee, die zukünftigen Azubis in einem Casting anzusprechen?
Kerstin Wagner: Unser Ziel ist es, Hürden abzubauen und das Bewerben bei der Bahn einfacher, schneller und unkomplizierter zu machen. Castings sind da ein Baustein von vielen. Natürlich spielt dabei auch der enge Arbeitsmarkt eine Rolle, der Wettbewerb um Personal ist hart. Wir wollen in diesem Jahr rund 22.000 neue Mitarbeiter an Bord holen, davon etwa 4.000 Azubis.
Welche Erwartungen verbinden Sie mit den Castings?
Wir wollen engagierte junge Menschen finden, die mit uns die Bahn jeden Tag etwas besser machen wollen. Dafür bieten wir den Bewerbern eine lockere Atmosphäre und einen Ort, an dem sie alle ihre Fragen loswerden können. Das sage ich deshalb explizit, weil niemand Sorge haben muss, dass ein Casting bei der Bahn abläuft wie ein Casting im Fernsehen für Models oder Sänger. Es geht immerhin um die berufliche Zukunft: Der Weg dahin darf Spaß machen, aber wir nehmen ihn auch sehr ernst. Casting- und andere Eventformate führen wir bereits seit einigen Jahren sehr erfolgreich durch. Nicht nur für Azubis, auch für Quereinsteiger und Facharbeiter.
Wir machen die Erfahrung, dass Bewerber immer näher ran wollen ans zukünftige Unternehmen.
Wie ist es da? Was arbeiten da für Menschen? Was genau sind meine Aufgaben? Dafür sind solche persönlichen Formate perfekt. Und gleichzeitig sind die Zugangsvoraussetzungen denkbar niedrig.
Wie sieht der Ablauf aus?
Bei den offenen Castings reicht es, seinen Lebenslauf mitzubringen. Die Devise: Einfach vorbeikommen und die Möglichkeiten kennenlernen. Vor Ort bieten wir Beratungs- und auch direkte Bewerbungsgespräche mit den Fachbereichen an. Oft bekommt der Kandidat noch am selben Tag Bescheid, ob es geklappt hat oder nicht. Denn auch Geschwindigkeit ist ein großes Thema, wenn man innovative Personalgewinnung machen will.
Auf welchen Kanälen werden die Castings beworben?
Auf unserer Karriereseite gibt es einen Eventkalender, da findet man immer alle Termine. Regional bewerben wir die Castings natürlich nochmal gesondert, etwa über das Radio, die sozialen Medien und auch über unsere Schulkooperationen.
Erfüllen sich denn Ihre Erwartungen?
Wir rekrutieren erfolgreich und haben im vergangenen Jahr über 24 000 neue Mitarbeiter eingestellt. Dabei helfen natürlich diese Formate. Sie geben uns aber auch die Möglichkeit, im persönlichen Gespräch die Talente aufzuspüren, die man bei einem klassischen Verfahren vielleicht übersehen hätte. Wir suchen ja nicht nach Menschen, die möglichst geübt im Umgang mit Bewerbungsformularen sind, sondern Lust haben, gemeinsam mit uns die Bahn nach vorne zu bringen. Deswegen haben wir im vergangenen Jahr zum Beispiel auch das Anschreiben für Azubis abgeschafft.
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Christiane Siemann ist freie Journalistin und Moderatorin aus Bad Tölz, spezialisiert auf die HR- und Arbeitsmarkt-Themen, die einige Round Table-Gespräche der Personalwirtschaft begleitet.