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Schmetterlinge und Flugzeuge im Bauch

Wie bei einem Speed Dating, bei dem es drauf ankommt, eine gute Figur zu machen, fühlt sich mancher Bewerber. 
Foto: © tashatuvango/Fotolia.de
Wie bei einem Speed Dating, bei dem es drauf ankommt, eine gute Figur zu machen, fühlt sich mancher Bewerber.
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Bewerbungen lassen fast keinen Jobsuchenden kalt: Die Emotionen reichen dabei vom Gefühl einer elementaren Lebensentscheidung über das des Wettbewerbs, des Glückspiels, der Sehnsucht nach Anerkennung bis zum Erleben als Prüfungssituation und zum schmerzhaften Infragestellen des eigenen (Markt-)Werts. Das zeigt eine Online-Befragung von rund 3.500 Bewerbern, die die Recruitingplattform Softgarden im Herbst dieses Jahres durchgeführt hat.

Heftige Emotionen

Nur eine verschwindende Minderheit von 1,1 Prozent der Befragten gibt an, das Bewerbungsverfahren würde sie ganz kalt lassen. Für 84,3 Prozent der Studienteilnehmer dagegen sind Bewerbungen mit starken Gefühlen verbunden. Dabei stimmen lediglich 19,6 Prozent uneingeschränkt der Aussage zu, dass Bewerbungen gute Laune machen. Immerhin 47,2 Prozent können dem teilweise zustimmen. Für die meisten Bewerber ist die Bewerbung hingegen nur mit Einschränkungen ein Vergnügen.

Speed Dating der Kompetenzen

„Mit welcher Lebenssituation würden Sie Bewerbungen am ehesten vergleichen?“ – So lautete eine Freitextfrage, die über 1.700 Teilnehmer beantworteten und dabei ihre individuelle Sicht der Dinge mitteilten. Mit über 300 Nennungen ist das Thema Partnerschaft und Partnersuche die am häufigsten hinzugezogene konkrete Analogie. Teilnehmer vergleichen die Bewerbung mit einer Brautschau, einem Heiratsantrag oder einem ersten Date, das schließlich auch zu einer langfristigen Beziehung führen soll. In der Anbahnungsphase sind die Bewerber von der Anspannung beherrscht, sich von seiner guten Seite zu zeigen und dabei doch authentisch zu bleiben: „Man bereitet sich darauf vor, möchte aber man selbst sein. Sich einfach zeigen wie man ist und trotzdem muss die Schokoladenseite zur Geltung kommen“, schrieb ein Teilnehmer. Ein anderer Befragter bezeichnete die Bewerbung gar als „Speed Dating auf dem Schlachtfeld der Kompetenzen“.

Anspannung wie bei einer Führerscheinprüfung

Als zweithäufigste Analogie nach dem Thema Partnerschaft nannten die Teilnehmer das Moment der Anstrengung und der Bewertung. Über 250 Befragte fühlen sich bei Bewerbungen an Situationen aus der Schule, der Hochschule oder an andere Prüfungssituationen erinnert. Das Spektrum reicht von Vergleichen mit einer Mathematik-Leistungskursklausur über die mündliche und schriftliche Diplomprüfung und die Examensphase an der Universität bis zur Führerscheinprüfung.

Die widerstreitenden starken Emotionen von Bewerbern verwundern kaum, steht doch in den Augen der Mehrheit (79,8 Prozent) viel auf dem Spiel. 87,9 Prozent sagen, die Bewerbung sei eine ernste Angelegenheit, bei der man sich keine Fehler erlauben könne. Fast jeder zweite Befragte (46 Prozent) gab an, dass Bewerbungen Kraft kosten. Nur rund ein Viertel (26,4 Prozent) empfindet keinen Stress dabei.

Trotz War for Talents bleibt das Gefühl, am kürzeren Hebel zu sitzen

Angesichts des Fachkräftemangels heißt es heute oft, die Arbeitgeber müssten sich ebenso bei den Kandidaten bewerben wie umgekehrt. Dem stimmen auch 63,1 Prozent der Umfrageteilnehmer zu. Dennoch bleibt das Gefühl, als Bewerber der Situation gegenüber ohnmächtig zu sein: Rund drei Viertel (73,6 Prozent) der Befragten glauben, dass Bewerbungen sie dem Urteil anderer ausliefern und 82,8 Prozent haben den Eindruck, dass Unternehmen am längeren Hebel sitzen.

Eine ausführliche Auswertung der Umfrageergebnisse steht steht > hier zum Download bereit.