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Setzt sich die Job-App durch?

Junge Frau zuhause mit Smartphone
Mit Job-Apps für Bewerbungen können sich viele Menschen anfreunden, mit Videointerviews und Chatbots jedoch nicht.
Foto: © GaudiLab/Fotolia.de

Weltweit nutzen Menschen das Smartphone und Apps für die unterschiedlichsten Zwecke, ob zum Austausch mit Freunden, für die Informationssuche, zum Spielen oder als Fitnessprogramm. Für die Jobsuche und für Bewerbungen wird die mobile Technologie bislang noch nicht so oft eingesetzt, sie ist jedoch im Kommen: Im internationalen Durchschnitt nutzen bereits neun Prozent eine App für Bewerbungen. Am meisten verbreitet sind Job-Apps in China; dort sind sie bei fast jedem siebten Berufstätigen (13 Prozent) im Einsatz. In Großbritannien nutzt jeder zehnte Arbeitnehmer solche Apps, in den USA und Australien sind es sechs Prozent. In Deutschland haben erst zwei Prozent der Arbeitnehmer eine Karriere-App auf ihrem Handy installiert.

Deutsche sind Job-Apps gegenüber besonders zurückhaltend

Auch was die Zukunft angeht, sind die Deutschen zurückhaltender als die Menschen im globalen Durchschnitt: 29 Prozent der Arbeitnehmer hierzulande sind daran interessiert, ihre Jobsuche zukünftig mit Hilfe einer Smartphone-Anwendung durchführen. Weltweit sind 52 Prozent der Berufstätigen dazu bereit – bei den 18- bis 34-Jährigen, den sogenannten Digital Natives, sagen dies sogar fast zwei Drittel (64 Prozent). Das größte Interesse zeigen Arbeitnehmer in Australien und den USA; dort würden 70 Prozent in Zukunft eine Job-App nutzen. In China wären 51 Prozent dazu bereit, in Großbritannien 44 Prozent. Das sind Ergebnisse der Studie „Global Candidate Preferences“, die im Auftrag von ManpowerGroup Solutions durchgeführt wurde. An der Befragung haben rund 14 000 Arbeitnehmer zwischen 18 und 65 Jahren aus 19 Ländern teilgenommen.

Nach Ansicht der Studienautoren haben Arbeitgeber, die schon eine Bewerbungs-App anbieten, die Chance, sich von anderen Unternehmen abzuheben. Bewerber, die einmal über die Anmeldung der App erfasst werden, könnten über die Mobil-Anwendung direkt auf neue Karrierechancen hingewiesen werden.

Wichtig ist dabei allerdings, dass eine Bewerbungs-App den Kandidaten einen echten Mehrwert bietet. Dazu gehört zum Beispiel ein Bewerbungsprozess, der schnell und einfach auf dem Mobilgerät durchgearbeitet werden kann,

sagt Herwarth Brune, Vorsitzender der Geschäftsführung der ManpowerGroup Deutschland.

Videointerviews bei Bewerbern nicht beliebt

Die Studie zeigt aber auch, dass nicht jede neue Technologie bei den Befragten gut ankommt. Inzwischen bitten manche Unternehmen Kandidaten zum Vorstellungsgespräch per Videointerview. Doch international befürworten lediglich acht Prozent diese Form des Bewerbungsgesprächs. In Deutschland halten sogar nur fünf Prozent Personalgespräche via Webcam für sinnvoll, ebenso wie in Großbritannien und China. In den USA und Australien sind es mit sechs Prozent kaum mehr. Allein In Ländern, in denen die Entfernungen zwischen den Metropolen größer sind und das Reisen beschwerlicher ist, liegen die Zustimmungswerte für Videointerviews höher. So sind in Indien 17 Prozent und in Kolumbien 15 Prozent für diese Technologie aufgeschlossen. Frauen stehen Job Castings per Video weltweit etwas ablehnender gegenüber als Männer: 58 Prozent der Frauen sagen kategorisch Nein zu solchen Bewerbungsgesprächen; bei den Männern geben dies 42 Prozent an.

Antworten vom Roboter kommen nicht gut an

Auf nicht besonders große Zustimmung bei Bewerbern stoßen auch automatische Antworten per Chatbots auf Bewerberfragen. Sie werden bereits von einigen Unternehmen eingesetzt, um Besucher von Webseiten oder Social-Media-Kanälen anonym und unverbindlich anzusprechen. Bei 42 Prozent der Befragten weltweit fällt diese virtuelle Ansprache durch.

Den vollständigen Studienbericht gibt es auf Englisch > hier zum Download.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.