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Recruiting und Bewerbung im Jahr 2026

In fünf Jahren wird Bewerben so einfach wie Online-Shopping. Auch müssen sich Jobsuchende nicht mehr die Mühe machen, ein Anschreiben zu verfassen. Überhaupt soll alles digitaler und damit einfacher werden, auch für Recruiter, die allerdings mehr um neue Mitarbeiter werben müssen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie, die die Jobplattform Stepstone gemeinsam mit dem Bundesverband der Personalmanager (BPM) durchgeführt hat.

Für den Trendreport haben Stepstone und der BPM 14 Thesen zur Zukunft des Recruitings und Bewerbens aufgestellt. Die Studienteilnehmer wurden gebeten anzugeben, für wie wahrscheinlich sie es halten, dass sich diese Trends in den nächsten fünf Jahren durchsetzen und wie wünschenswert und wichtig sie diese möglichen Entwicklungen finden. Für die Studie wurden die Antworten von 9.000 Teilnehmern ausgewertet, darunter circa 6.300 Beschäftigte, 2.000 Führungskräfte und 700 Recruiter ohne Personalverantwortung.

Trend zu Social Media und Job-Plattformen beim Recruiting

Die Mehrheit der Befragten betrachtet alle vorgegebenen Trends als wahrscheinlich und wünschenswert. Was die Wahrscheinlichkeit betrifft, erhielten drei Thesen eine besonders hohe Zustimmungsrate. So gehen die meisten Teilnehmer davon aus, dass für Bewerbungen immer mehr Online-Profile in sozialen Medien oder auf Job-Plattformen genutzt werden. Das denken 90 Prozent der Recruiter, 89 Prozent der Führungskräfte und 88 Prozent der Arbeitnehmer.

Die zweitmeisten Stimmen bekam die Aussage, dass neue Arbeitsmodelle – remote oder hybrid – die Arbeitsortflexibilität erhöhen und zu einer größeren Auswahl an Kandidaten für Unternehmen führen. Von den Recruitern halten dies 90 Prozent für wahrscheinlich, von den Führungskräften 85 und von den Kandidaten 82 Prozent. Die dritthöchste Zustimmung erhielt die These, dass Employer Branding weiter an Bedeutung gewinnt, was sich auch in Werbe- und Marketingaktivitäten der Arbeitgeber widerspiegelt.

Bei den Recruitern fiel die Zustimmung mit 89 Prozent am höchsten aus. Einige Trends treffen bei den verschiedenen Gruppen jedoch nicht auf die gleiche Zustimmung. So halten die Kandidaten die weitere Automatisierung der Bewerbung durch intelligente Matching-Technologien, die es ermöglichen, nicht mehr zu suchen, sondern passende Jobs vorgeschlagen zu bekommen, für wahrscheinlicher als Recruiter und Führungskräfte. Recruiter und Führungskräfte wiederum sind eher davon überzeugt als Bewerber, dass sich Videointerview-Lösungen durchsetzen werden; rund 80 Prozent glauben dies.

Remote Work ermöglicht größere Auswahl an Arbeitgebern

Für besonders wünschenswert halten es alle drei Befragungsgruppen, dass eine größere Unabhängigkeit vom Arbeitsort durch Homeoffice und hybride Modelle zu einer größeren Auswahl an Kandidaten und Unternehmen führt. Ebenfalls ganz vorn rangiert der Wunsch, dass Mitarbeiter künftig eine größere Rolle im Recruitingprozess spielen, indem sie Interessenten als Ansprechpersonen dienen und für ihr Unternehmen als Role Models fungieren. Kandidaten wünschen sich außerdem insbesondere, dass die Jobsuche noch stärker automatisiert wird und noch intelligenter abläuft und dass sie sich im Idealfall sogar umkehrt und ihnen passende Jobs von den Unternehmen vorgeschlagen werden.

Für Recruiter und Führungskräfte ist besonders wünschenswert, dass sich der Trend hin zu Soft Skills als entscheidendes Auswahlkriterium verstärkt. Was die Wichtigkeit der Trends betrifft, so schreiben die Befragten ebenfalls den Soft Skills sowie größerer Flexibilität des Arbeitsorts die größte Bedeutung zu. Für Jobsuchende ist es außerdem besonders relevant, dass die ersten Schritte des Bewerbungsprozesses vereinfacht oder ihnen ganz abgenommen werden. Recruiter und Führungskräfte betonen die Bedeutung eines starken und menschlichen Employer Brandings.

Insgesamt ist die große Mehrheit aller Studienteilnehmer davon überzeugt, dass Unternehmen in fünf Jahren für sich als Arbeitgeber genauso werben werden wie für ihre Produkte.

Die Art, wie wir uns bewerben, wird sich in den nächsten Jahren radikal verändern. Und zwar zum Vorteil der Jobsuchenden. Wir sprechen schon lange davon, dass sich Unternehmen bei den Jobsuchenden bewerben. Genau das wird bald Realität,

sagt Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei Stepstone. Das liege sowohl an der Digitalisierung als auch daran, dass sich dar Arbeitsmarkt gewandelt habe und Unternehmen härter mit anderen um Arbeitnehmer konkurrierten.

Moderne Technik erleichtert die Personalgewinnung

Insgesamt wird es für Jobsuchende bis 2026 deutlich einfacher werden, so die Studie. Die meisten Befragten rechnen damit, dass das Bewerben insgesamt müheloser wird und das Anschreiben bis dahin aus den Bewerbungsunterlagen verschwunden sein wird. Rund sieben von zehn Recruitern glauben, dass die Online-Bewerbung in fünf Jahren so einfach wie Online-Shopping sein wird. Deborah Dudda-Luzzato, Leiterin der Fachgruppe Employer Branding, Recruiting und Social Media beim BPM, ist aber davon überzeugt, dass die Personalgewinnung für beide Seiten schneller und angenehmer wird, zumal moderne Technik die Mitarbeitersuche zunehmend unterstütze. „So können sich Unternehmen wie Kandidaten auf das Wesentliche fokussieren: Herauszufinden, was beide Seiten ausmacht und ob sie wirklich zusammenpassen“, so ihr Fazit.

Das Whitepaper zur Studie kann hier zum Download angefordert werden.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.