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Tiefer tauchen: Wie Sie die begehrtesten Köpfe finden

Illustration eines Meeresgrundes

In einer gemeinsamen Studie mit der Jobseite Indeed und dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) haben wir untersucht, was es braucht, um trotz Fachkräftemangel Top-Talente an Land zu ziehen. Über 420 Unternehmen aller Größen, Branchen und Regionen gaben uns Einblick in ihre Werkzeugkoffer. In einem Online-Special haben wir die wichtigsten Lehren für die Recruiting-Praxis zusammengefasst.

Über den „Fachkräftemangel“ diskutiert die HR-Szene seit über zehn Jahren. Inzwischen ist gut belegt, dass es den einen, umfassenden Fachkräftemangel nicht gibt. Vielmehr gibt es Fachkräfteengpässe, die sich je nach Jobprofil, Branche und Region deutlich unterscheiden und für manche Unternehmen inzwischen dramatische Formen annehmen.

In einem gemeinsamen Forschungsvorhaben der Personalwirtschaft mit der Jobseite Indeed und dem Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW) haben wir uns gefragt: Was sind Unternehmen bereit zu tun, um Kandidaten-Zielgruppen zu gewinnen und zu binden, die am Markt besonders knapp sind, für den Erfolg des Unternehmens aber umso wichtiger? Kritische Mitarbeiterprofile also, die sie besonders dringend brauchen, um heute und in Zukunft erfolgreich zu sein. Wir nennen diese Kandidaten „Engpasstalente“.

420 Personalverantwortliche aus Unternehmen aller Größen und Branchen haben uns Einblick in ihre Arbeit gegeben. Die Studienergebnisse zeigen, dass sich Unternehmen mit größeren Fachkräfteengpässen in drei wesentlichen Punkten vom Rest des Markts abheben: Sie positionieren das Thema Recruiting in Richtung Geschäftsführung, gehen es insgesamt strategischer und langfristiger an und steigern ihre Ressourcen in diesem Bereich. Kurz: Sie messen dem Thema Talentgewinnung und -bindung höhere Bedeutung bei als die meisten anderen Unternehmen. Methodisch haben sie sich aus der Komfortzone gewagt, sind – mit klarem Fokus auf ihre jeweilige Zielgruppe – kreativ und mutig neue Wege gegangen. Die Not hat sie erfinderisch gemacht. Und damit zu Benchmarks für den gesamten Markt. Denn innovatives Recruiting braucht Mut und Strategie.

Jedes einzelne Engpassprofil benötigt im Zweifel einen anderen Zugang, der aber für sich genommen nicht sonderlich teuer oder komplex sein muss. Ein strukturiertes Mitarbeiterempfehlungsprogramm etwa kann manchen komplexen Recruiting-Prozess vereinfachen und beschleunigen – aber es löst nicht jedes Engpassproblem. Auch Active Sourcing und Personalberatung sind Methoden, die für manche Stellen sehr gut funktionieren können, für andere weniger. Lassen Sie sich also nicht vor einen methodischen Karren spannen, sondern investieren Sie klug: zu Ihrem Unternehmen passend und für Ihren Bedarf angemessen. Ein gezieltes Recruiting von Engpasstalenten braucht Zeit und Hirnschmalz, es ist aber auch für KMU machbar.

Ausgedehntes Klagen hilft jedenfalls nicht. Also: Nehmen Sie Ihre Zielgruppe genau in den Blick, machen Sie Recruiting zur Priorität – und finden Sie Ihren individuellen Weg! Wir hoffen, dass Ihnen die Studienergebnisse und Praxisbeispiele wie das von Intero Consulting in diesem Special dabei helfen!

Cliff Lehnen ist Chefredakteur der Personalwirtschaft und unter anderem spezialisiert auf die Themen Organisationsentwicklung, Unternehmenskultur, Innovations- und Veränderungsmanagement.