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Transparenz gefragt

Katrin Schnitter ist Einkaufsleiterin Dienstleistungen bei der MTU Aero Engines AG in München.
Katrin Schnitter ist Einkaufsleiterin Dienstleistungen bei der MTU Aero Engines AG in München.

Personalwirtschaft: Frau Schnitter, der Gesetzesvorschlag von Andrea Nahles liegt vor. Was sagen Sie dazu, den Einsatz von Zeitarbeitskräften auf 18 Monate zu begrenzen?
Katrin Schnitter: Eine weitere Regulierung der Zeit-arbeit wie etwa eine Höchstüberlassungsdauerwürde uns um Jahre zurückwerfen. 60 Prozent der bei uns temporär Beschäftigten sind Ingenieure und IT-Fachkräfte, die in langfristigen Projektentätig sind.

Was kritisieren Sie konkret?
Wären wir gezwungen, sie nach 18 Monaten auszutauschen, ginge uns wertvolles Know-how verloren. Wichtige Entwicklungsprojekte stünden zur Diskussion, nicht nur bei uns, sondern in der gesamten Branche. Anders verhält es sich in gewerblichen Tätigkeitsfeldern. Hier decken wir hauptsächlich Auslastungsspitzen ab, deshalb werden diese Einsätze bereits heute häufig nach 18 Monaten beendet.

Viele höher qualifizierte Zeitarbeitskräfte sind IT-Experten. Geben Sie uns bitte ein Beispiel.
Wir beschäftigen sogar SAP-Berater im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung. Sie sind zwischenzwei und vier Tagen bei uns tätig. Angestellt sind sie bei Softwarehäusern, die eine Erlaubnis für die Arbeitnehmerüberlassung besitzen.

Sie kooperieren mit einer Vielzahl von Dienstleistern. Wie organisieren Sie das?
Während wir am Standort München mit 70 Dienstleistern kooperieren, sind es in Hannover 25. Zur Steuerung der Dienstleister haben wir uns für einen Managed Service Provider entschieden, der uns viel administrativen Aufwand abnimmt.

Was überzeugt Sie an diesem Modell?
Im Hinblick auf Optimierungspotenziale der Zeit-arbeit haben wir im Markt noch nichts Besseres gefunden. Die Dienstleistung eignet sich aus unserer Sicht hervorragend zur Umsetzung von Prozessen und eröffnet uns hohe Transparenz: Das System begleitet einen ausgewählten temporären Mit-arbeiter vom Eintritt bis zum Austritt, es generiert wichtige Reports und liefert aussagekräftige Lieferantenbewertungen.

Sie sind im Einkauf verantwortlich für die Kooperation mit Zeitarbeitsfirmen. Stimmen Sie sich mit HR ab?
Da ich selbst aus dem Personalbereich komme, kann ich im Einkauf auch HR-Belange umsetzen. Wenn ich zum Beispiel Profile in der Matrix einordne, ist das nicht typisch für den Einkauf. Wir legen Rahmenverträge und Konditionen fest, wir wählen neue Dienstleister aus. Zusammengefasst ist der Einkauf nicht nur für den Preis, sondern vor allem für qualitative Aspekte zuständig.

Welche Funktion hat die Zeitarbeit für MTU?
Zwar nutzen wir die Zeitarbeit auch, um Fachkräfte näher kennenzulernen und bisweilen auch zu übernehmen. Doch ein Rekrutierungsinstrumentist die Zeitarbeit deshalb nicht für uns. Vielmehr ist es ihre Flexibilität, die uns erlaubt, Projekte zu planen und zu managen oder Produktionsspitzensicherzustellen.

Was wünschen Sie sich und der Zeitarbeit für die Zukunft?
Ich hoffe, dass die Zeitarbeit an Ansehen gewinnt. Trotz einiger Fortschritte wird sie noch immer sehr kritisch wahrgenommen. Wünschenswert wäre, wenn die Debatte wesentlich objektiver geführt würde.