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1999 wurde die Bologna-Reform unterzeichnet. Die Hochschulreform zielte auf eine europaweite Harmonisierung von Studiengängen und -abschlüssen ab und wollte die Mobilität der Studierenden in Europa erleichtern. Wesentliches Merkmal des Bologna-Prozesses war die Einführung eines zweistufigen Systems in Form von Bachelor- und Master-Abschlüssen. Damit sollten Studierende der Wirtschaft als Fachkräfte früher zur Verfügung zu stehen. Nun, einige Jahre später, macht sich in Unternehmen Ernüchterung breit.
32 Prozent der Personaler unzufriedener als vorher
Von den Unternehmen hierzulande, die Uniabsolventen eingestellt haben, ist die Zufriedenheit mit der Ausbildung in den vergangenen zehn Jahren nur bei zwei Prozent gestiegen. Bei 43 Prozent der Personalleiter blieb die Zufriedenheit unverändert. 32 Prozent sind jedoch weniger zufrieden als vorher. Am häufigsten gaben Personalleiter in großen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern an, die Ausbildung der Hochschul-Absolventen habe sich verschlechtert.
Kritik vor allem am Master-Abschluss
Bei Unternehmen, die am häufigsten Bachelor- oder Masterstudenten beschäftigen, ist die Zufriedenheit öfter gesunken als bei Firmen, die vorwiegend Absolventen mit anderen Abschlüssen wie Diplom oder Staatsexamen eingestellt haben. Den Master-Abschluss sehen die Befragten am kritischsten: In Unternehmen, die vorwiegend Master-Absolventen eingestellt hatten, sagten 42 Prozent, die Zufriedenheit mit dem Leistungsniveau sei gesunken. Von den Arbeitgebern, die hauptsächlich Bachelor-Absolventen an Bord genommen hatten, gaben dies 36 Prozent an. Firmen, die überwiegend Absolventen mit anderen Abschlüssen rekrutiert hatten, waren etwas weniger ernüchtert, bei ihnen sank die Zufriedenheit „nur“ um 26 Prozent. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Befragung von > Randstad und dem Ifo-Institut. Für die Studie wurden mehr als 1000 Personalleiter befragt.
Zu verschult und gleichzeitig fehlende Allgemeinbildung
Insgesamt halten die Unternehmen hierzulande die Ausbildung an Universitäten trotz der Bologna-Reform als weiterhin für zu verschult.
Die Studienergebnisse zeigen, dass es eine große Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit gibt. Man kann eben nicht auf der einen Seite die Studienzeit verkürzen, aber gleichzeitig Praxiserfahrung voraussetzen,
kommentiert Andreas Bolder, Director Group Human Resources Randstad Deutschland, die Studienergebnisse. Universitäten und Unternehmen müssten gemeinsam daran arbeiten, Brücken zwischen Theorie und Praxis zu schlagen.
Die Frage nach den größten Defiziten der Hochschulabsolventen offenbart jedoch noch andere Mängel: Die befragten Personalleiter kritisierten, dass es den neuen Mitarbeitern vor allem an Selbstständigkeit, Problemlösungskompetenz und Abstraktionsvermögen, aber auch an Allgemeinbildung fehle.