(Big) Data Analytics, also komplexe IT-basierte Datenanalysemethoden, ziehen seit einigen Jahren vermehrt in Firmen ein. Die aus großen Datenmengen gewonnenen Informationen müssen von kompetenten Analysten verarbeitet werden, um daraus die richtigen unternehmerischen Entscheidungen ableiten zu können. Daher ist Data Analytics nicht nur ein technologisches, sondern in erster Linie ein personelles und organisatorisches Thema. Das zeigt die Deloitte-Studie „Datenland Deutschland: Talent meets Technology – Data Analytics und der menschliche Faktor“.
HR läuft bei Data Analytics unter „ferner liefen“
In mehr als jedem zweiten Unternehmen hierzulande hat die Bedeutung von Data Analytics in den letzten Jahren zugenommen. Rund 60 Prozent haben in Software und IT-Infrastruktur investiert. Dabei sehen die Firmen hauptsächlich in traditionell datenaffinen Bereichen einen Nutzen darin: Fast der Hälfte der Finanzabteilungen dienen diese Methoden und Technologien als Entscheidungsgrundlage, in IT, Marketing und Einkauf sind es 30 Prozent. Der Personalbereich hinkt mit nicht einmal zehn Prozent hinterher.
Unsicherheit bei der Auswahl der Experten
Nachdem die Unternehmen die technischen Voraussetzungen für Data Analytics geschaffen haben, haben sie Mitarbeiter zu Datenanalysten weitergebildet; ein Drittel hat Spezialisten eingestellt. Für die Zukunft erwarten fast drei Viertel der befragten Firmen einen steigenden Bedarf im Bereich Data Analytics – jeweils rund ein Viertel plant Investitionen in Weiterbildung, Recruiting und den Einkauf externer Dienstleister.
Was das Recruiting neuer Mitarbeiter betrifft, so weiß mehr als jede vierte Firma gar nicht, welche Ausbildungsprofile sie für Data Analytics suchen soll. Viele suchen nach Einsteigern, die über statistisches und wirtschaftswissenschaftliches Know-how verfügen.
Firmen setzen zu wenig auf promovierte Naturwissenschaftler
59 Prozent der Unternehmen rekrutieren klassisch ausgebildete Wirtschaftswissenschaftler für die Datenanalyse, davon 34 Prozent mit Bachelor- und 25 Prozent mit Master-Abschluss; neun Prozent wollen promovierte Wirtschaftswissenschaftler einstellen (Mehrfachnennungen waren möglich). 40 Prozent der Firmen suchen nach Naturwissenschaftlern mit Bachelor- oder Master-Abschluss. Neun Prozent bemühen sich um promovierte Naturwissenschaftler, die mit Algorithmen und Analysemodellen Mehrwerte aus den Daten generieren können.
Damit haben vorwiegend traditionelle, quantitative Kompetenzen Vorrang vor Know-how im Entwickeln neuer Analyseperspektiven und -modelle. Aus Sicht der Studienautoren setzen die Firmen zu wenig auf die richtigen Talente und Fähigkeiten. Erforderlich seien die Fähigkeiten von gut ausgebildeten Data Scientists, wie sie promovierte Naturwissenschaftler haben. Sie könnten die richtigen Fragen stellen, relevante Zusammenhänge finden und komplexere Analysen auf Grundlage von passgenau entwickelten Algorithmen durchführen. Nur so könnten die vollen Potenziale von Data Analytics gehoben werden.
Zwar haben viele Unternehmen in Technik und Software investiert, jedoch fehlen oft die qualifizierten Experten für eine zielführende Nutzung. Diese Lücke muss geschlossen und Data Analytics konsequent über alle Unternehmensbereiche eingesetzt werden,
sagt Dr. Alexander Börsch, Leiter Research bei Deloitte Deutschland.
Schließlich sei der richtige Einsatz von Big Data ein milliardenschwerer Zukunftsmarkt, so Börsch. Mit den passenden Mitarbeitern, Strukturen und Technologien könnten sich die Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Hier bestehe jedoch Nachholbedarf: Zwar sehen sich deutsche Firmen bei Data Analytics im weltweiten Vergleich auf dem zweiten Platz, gleichzeitig sieht aber nur jedes fünfte Unternehmen überhaupt die Chance, auf Basis von Data Analytics Geld zu verdienen. Deutsche Firmen drohten bei Data Analytics den Anschluss zu verlieren, so die Studie.
Bessere Hochschulausbildung gefordert
Um im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben, ist auch die Politik gefragt. Rund jedes zweite befragte Unternehmen sieht den Bedarf, Studiengänge auf- und auszubauen, die Data Analytics-Knowhow vermitteln. Über 40 Prozent fordern eine bessere Zusammenarbeit mit Universitäten und ebenso viele setzen auf bessere Weiterbildung. Für die eigene Hausaufgabe halten es die Firmen, die Datenspezialisten besser zu integrieren und mehr in diese Kapazitäten zu investieren.
Für die Studie befragte Deloitte in Zusammenarbeit mit Research Now im Mai dieses Jahres 291 Unternehmen in Deutschland. Die Teilnehmer gehören dem mittleren und oberen Management an und kommen aus den Bereichen IT, Finanzen, HR, Einkauf, Marketing und Vertrieb.
Der komplette Report steht > hier zum Download bereit.