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Vorbehalte gegen Job-Hopper weit verbreitet

Ein jüngerer Mann mit Sakko springt großen Schrittes vorwärts und blickt zurück
Job-Hopper: Gegen allzu sprunghafte Mitarbeiter hegen viele Unternehmen Vorbehalte.
Foto: © Thomas/StockAdobe

Aus Arbeitgebersicht zählen Berufstätige dann zu der Kategorie der Job-Hopper, wenn ihr Lebenslauf vier Arbeitsstellen mit einer Dauer von jeweils bis zu sieben Monaten aufweist. Als akzeptable Zeitspanne bis zum nächsten Jobwechsel erachten die Unternehmen 16 Monate. Das geht aus einer internationalen Studie von > Indeed hervor, für die 2224 Arbeitgeber in elf Ländern befragt wurden, davon 200 in Deutschland.

Für Job-Hopper ist nach Sichtung des Lebenslaufs oft Schluss

Hierzulande werden die Job-Hopper von Unternehmen meist misstrauisch beäugt. Fast drei Viertel (72 Prozent) der befragten Arbeitgeber gibt an, schon ein- oder mehrmals Bewerber wegen zu vieler Kurzzeit-Engagements nicht zu einem Gespräch eingeladen zu haben. Mehr als ein Viertel (29 Prozent) von ihnen verschließt sich Bewerbern, die nur kurz an einer Wirkungsstätte bleiben, sogar vollständig. Dabei zeigt sich, dass männliche Entscheider in deutschen Unternehmen rigoroser vorgehen als Frauen: Für mehr als drei Viertel (77 Prozent) sind Kurzzeitstellen im Lebenslauf ein Grund, Jobsuchende nicht zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen, während von ihren weiblichen Kollegen 61 Prozent solche Bewerber außen vor lassen.

Nur etwas mehr schlechte Erfahrungen als positive

Dass sich viele Unternehmen den häufigen Wechslern verschließen, liegt offenbar zum Teil daran, dass einige bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben: Etwas mehr als jeder Zweite (53 Prozent) bedauert es im Nachhinein, einen Mitarbeiter beschäftigt zu haben, der viele Kurzzeitstellen hinter sich hatte. Interessant ist hier, dass weibliche Entscheider, die den Job-Hoppern gegenüber ja grundsätzlich offener gegenüberstehen, öfter negative Erfahrungen mit ihnen gemacht haben als die im Vorfeld bereits kritischeren Männer: Fast drei Viertel der Frauen (72 Prozent) gaben an, negative Erfahrungen gemacht zu haben gegenüber nur knapp der Hälfte (47 Prozent) ihrer männlichen Kollegen. Insgesamt können jedoch 47 Prozent der Befragten der Einstellung von Job-Hoppern rückblickend auch positive Seiten abgewinnen. So halten sich gute und schlechte Erfahrungen fast die Waage.

Nachteil: zu viel Qualifizierungsaufwand

An erster Stelle der Negativbilanz bei der Einstellung von Personal mit vielen kurzen Jobs steht für die Unternehmen, dass ständig Mitarbeiter ausgebildet werden müssen; mehr als zwei Drittel (68 Prozent) nannten diesen Aspekt. Fast die Hälfte (48 Prozent) moniert, dass laufend Qualifikationen vermittelt werden müssen. Darüber hinaus befürchtet rund ein Drittel (34 Prozent), dass der Ruf des Unternehmens beschädigt wird.

In den Personalabteilungen gälten Job-Hopper häufig immer noch als unzuverlässig, kommentiert Frank Hensgens, Geschäftsführer von Indeed DACH, die Studienergebnisse. Wer oft die Stelle wechsle, vermittle Instabilität. Doch einige Arbeitgeber dächten bereits um und das sei gut so.

Gerade für die jüngere Generation oder gut ausgebildete Fachkräfte gehören Wechsel fast schon zum Lebensprinzip. Der Arbeitsmarkt wird immer flexibler und das zeigt sich auch im Lebenslauf,

so Hensgens.

Vorteil: Häufige Wechsler bringen frischen Wind mit

Gefragt nach den positiven Seiten von Arbeitnehmern, die häufig die Stelle wechseln, führten immerhin 77 Prozent der befragten deutschen Firmen an, dass diese Mitarbeiter förderlich für die Unternehmenskultur seien. 57 Prozent sagten, dass sie interessante Perspektiven und Ideen für das Unternehmen mitbringen. Außerdem stellten 30 Prozent fest, dass neue Mitarbeiter, die in der Vergangenheit mehrere Kurzzeitjobs hatten, für einen aktiven Wissens- und Knowhow-Transfer sorgen.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.