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Was Azubi-Bewerber bekommen und was sie wollen

Junge Frau mit Interviewpartner im Bewerbungsgespräch
Ausbildungsbewerber wollen nicht nur Standardfragen hören, sondern auch ihre Wünsche zum Arbeitsumfeld einbringen.
Foto: © contrastwerkstatt/Fotolia.de

Eine Studie hat untersucht, was Azubi-Bewerbern in Stellenanzeigen und im Bewerbungsprozess besonders wichtig ist. Eine der Erkenntnise: Die angehenden Auszubildenden möchten nicht nur Anforderungsprofile lesen, sondern mehr über ihre beruflichen Perspektiven im Unternehmen erfahren.

Rund 57 Prozent der Bewerber auf einen Ausbildungsplatz bekommen mehr als ein Stellenangebot. Im Schnitt erhält ein Bewerber zwei Angebote auf eine Azubistelle. Drei Viertel (75 Prozent) der angehenden Azubis möchten bereits in der Stellenausschreibung mehr zu den beruflichen Möglichkeiten nach Abschluss der Ausbildung erfahren. Die potenziellen Arbeitgeber hingegen scheinen diesen Aspekt nicht so wichtig einzuschätzen, denn von den Ausbildungsverantwortlichen finden dies nur 41 Prozent relevant. Über die Ausbildungsvergütung wollen 57 Prozent der Bewerber informiert werden. Von den Ausbildungsverantwortlichen legen lediglich 40 Prozent den Fokus darauf. Die größte Diskrepanz gibt es beim Anforderungsprofil: Dieser Punkt hat für Ausbildungsverantwortliche mit 82 Prozent die höchste Priorität in einer Stellenanzeige. Für Azubi-Bewerber rangieren diese Anforderungen mit 41 Prozent eher hinten. Das zeigt die Studie „Azubi-Recruiting Trends 2018“ von U-Form-Testsysteme, die von Prof. Dr. Christoph Beck begleitet wurde. Für die Studie wurden 5537 Azubi-Bewerber, Auszubildende und Ausbildungsverantwortliche befragt.

Kandidatenkommunikation mit WhatsApp & Co kommt nicht gut an

Laut den Studienautoren ist das Missverhältnis zwischen den Erwartungen der Bewerber und den Schwerpunkten der Ausbildungsverantwortlichen erstaunlich vor dem Hintergrund, dass die jungen Menschen im Schnitt zwischen zwei Stellenangeboten auswählen können. Unterschiedliche Auffassungen gibt es auch hinsichtlich der Kommunikation: Immer mehr Unternehmen geben sich modern, indem sie WhatsApp in der Kommunikation mit Azubi-Bewerbern einsetzen; bereits rund 47 Prozent setzen das Tool dafür ein oder denken über die Nutzung nach. Auf Bewerberseite möchte mehr als die Hälfte (53 Prozent) aber im Bewerbungsverfahren gar nicht über WhatsApp mit einem Ausbildungsbetrieb kommunizieren. Via Snapchat wollen sogar fast zwei Drittel (63 Prozent) der Azubi-Bewerber nicht mit einem Ausbildungsunternehmen in Kontakt treten. „Arbeit ist Arbeit und Snapchat ist etwas sehr Privates“, schreibt ein Umfrageteilnehmer. WhatsApp findet einer der Befragten „unseriös, mit hohem Eingriff in die Privatsphäre“. Gegenüber Chatbots im Bewerbungsprozess haben 45 Prozent Vorbehalte.

Bewerber wollen im Interview mehr hören als 0815-Fragen

Im Bewerbungsgespräch selbst werden fast alle Kandidaten (90 Prozent) häufig oder sehr häufig danach gefragt, warum sie sich ausgerechnet bei diesem Unternehmen beworben haben. Auch die inzwischen in fast allen Interviews gestellte Frage nach Stärken und Schwächen hören die meisten Bewerber (82 Prozent) oft oder sehr oft. Diese aber möchten nicht nur mit Anforderungen konfrontiert werden, sondern auch Informationen über ihre Perspektiven nach der Ausbildung bekommen. Außerdem würden 57 Prozent gern danach gefragt werden, wie das Arbeitsumfeld gestaltet werden muss, damit ihnen die Arbeit Spaß macht.

Eltern wirken am stärksten auf die Berufswahl ein

Die Studie fragte auch danach, wer die Berufswahl der späteren Azubis am stärksten beeinflusst. Danach sind die Eltern mit 77 Prozent am wichtigsten, gefolgt von Freunden (54 Prozent) und Unternehmensvertretern (50 Prozent). Influencer auf Social Media erreichen lediglich einen Anteil von knapp sechs Prozent und Facebook-Freunde nur rund vier Prozent. Die wichtige Rolle der Eltern im Ausbildungsmarketing, so die Studie, ist zwar den meisten Ausbildern (75 Prozent) bewusst, doch nur 36 Prozent beziehen Eltern bei ihren Marketingaktivitäten mit ein.

Digitalisierungskompetenz bei Azubis und Betrieben ausbaufähig

In der diesjährigen Untersuchung lag ein Fokus speziell auf der Digitalisierungskompetenz der (angehenden) Auszubildenden. Laut Selbsteinschätzung verfügen diese über eine gute Anwenderroutine, aber nicht über Kompetenzen darüber hinaus. Zwei Drittel (65 Prozent) nutzen routiniert verschiedene Suchmaschinen, doch lediglich jeder Vierte (23 Prozent) tauscht regelmäßig größere Datenmengen über dass Internet aus. Ausbilder halten ihre Azubis in dieser Hinsicht für kompetenter als diese sich selbst. Die jungen Leute sind auch kritischer gegenüber der Digitalisierungskompetenz der Ausbildungsbetriebe. So können sich zum Beispiel 40 Prozent eine digitale Version des Berichtshefts vorstellen. Ebenso viele möchten die Berichte am Computer erstellen, aber dann ausdrucken und in Papierform einreichen, während 20 Prozent bei Stift und Papier bleiben wollen. Die Berichtshefte an sich selbst finden 56 Prozent der Azubis lästig, aber wichtig, 18 Prozent halten sie einfach nur für wichtig und 25 Prozent finden sie lästig und unwichtig. Die Akzeptanz der Berichtshefte, so die Studienautoren, sei nur dann gegeben, wenn es Ausbildern gelänge, den Azubis deren Sinn zu vermitteln.

Tops und Flops der Ausbildungsberufe

Und was sind aktuell die Top- und Flop-Ausbildungsberufe aus Sicht der angehenden Azubis? In der Einschätzung am höchsten rangieren die Berufsbilder Fachinformatiker/-in, Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement und Mediengestalter/-in. Schlusslichter sind Friseur/-in, Verkäufer/-in sowie Koch/Köchin. Weitere Informationen über die Studie gibt es > hier.

Im Special Ausbildung von Heft 7 der Personalwirtschaft werden die Studienergebnisse in einem Beitrag ausführlich vorgestellt.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.