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Wie zeitgemäße Arbeitsmodelle die Unternehmenskultur beeinflussen

Die Art und Weise, wie wir arbeiten, hat sich im Laufe der Jahrzehnte, ja Jahrhunderte massiv verändert. Man vergleiche nur mal den Taylorismus des 20. Jahrhunderts mit den New-Work-Konzepten in vielen Unternehmen heute. Irgendwann dazwischen gab es noch eine Pandemie als absoluten „game changer“.

Remote Work war das plötzlich zwangsläufig vorherrschende Arbeitsmodell. Flexibilität am Arbeitsplatz spielt aber auch darüber hinaus heute eine besonders wichtige Rolle. Immer mehr Menschen streben nach einem ausgewogenen Arbeits- und Privatleben und bevorzugen hybride Arbeitsmodelle.

Das alles bleibt natürlich nicht ohne Auswirkungen auf Unternehmenskultur und auch die Arbeitgeberidentität.

Die Transformation der Arbeitswelt

Was vor der Pandemie als gelegentliches (und dabei oft auch nicht gern gesehenes) Arbeiten von zu Hause begann, hat sich zu einem enorm populären Arbeitsmodell gewandelt. Viele Jobs können ohne weiteres remote erledigt werden. Und Mitarbeitende haben gespürt, wie gut dies funktionieren kann. Es ist kaum noch vorstellbar, dass das Büro als Arbeitsplatz seine frühere Rolle wiedererlangt. Während die „Return to Office“-Debatte anhält und sich teilweise sogar wieder intensiviert, kristallisiert sich heraus, dass sich einige Arbeitgeber mit den neuen Trends arrangieren, während andere wohl auch in Zukunft voll auf Präsenzpflicht setzen.

Beide Modelle mögen ihre Anhänger und ihre Daseinsberechtigung haben. Doch alle Unternehmen müssen sich bewusst zu machen, dass die Transformation der Arbeitswelt nicht aufzuhalten ist. Und dass dieser Wandel starken Einfluss auf Kultur und Identität der Unternehmen hat. Und insbesondere für die Unternehmenskultur gilt, dass sie (im Gegensatz zu den Mitarbeitenden im Büro) immer vorhanden ist. Unabhängig davon, ob sie bewusst gepflegt oder vielleicht unbewusst vernachlässigt wird.

Werfen wir also einen Blick darauf, welche Einflüsse das sind, mit denen sich Arbeitgeber jetzt beschäftigen sollten.

Kommunikation und Zusammenarbeit

Die Einführung neuer Arbeitsmodelle hat alleine aus einer organisationsentwicklerischen Perspektive zunächst immensen Einfluss darauf, wie Teams miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die bestenfalls über geografische Grenzen und Zeitzonen hinweg nachhaltig Bestand hat. Erfolgreiche Anpassungsstrategien umfassen den Einsatz innovativer Kommunikationstools und die Förderung einer offenen, transparenten und vor allem nachvollziehbaren Zusammenarbeit.

Weiterhin können virtuelle Teambuilding-Aktivitäten wertvoll sein. Genauso wie bei physischen Zusammentreffen stärken sie das Gemeinschaftsgefühl und sorgen für eine gute Arbeitsatmosphäre. Offizielle wie informelle Team-Chats und regelmäßige Feedback-Gespräche ergänzen diese Aktivitäten. Ebenso sind Weiterbildungen für Führungskräfte im Bereich hybride Führung nötig. Denn nur mit dem nötigen Verständnis können sie mögliche Fehlentwicklungen in ihren Teams rechtzeitig erkennen und auffangen.

Vertrauen in Mitarbeitende trotz Distanz ist für Führungskräfte und Organisationen essenziell zum Aufbau einer positiven Unternehmenskultur. Die von den Mitarbeitenden gewünschte Flexibilität setzt gegenseitiges Vertrauen voraus.

Unternehmen, die diese Aspekte erfolgreich umsetzen, etablieren eine Kultur, die bestehende Belegschaft bindet und neue Mitarbeitende anzieht. Zwar wird es immer Menschen geben, denen hybride Arbeitsformen weniger wichtig sind. Mit voranschreitender technologischer Entwicklung werden die neuen Arbeitsmodelle allerdings für immer mehr Menschen zum “New Normal” werden. Sie suchen nach Arbeitgebern, die eine damit kompatible Kultur sowie Identität bieten.

Hybrid aufgewachsen

In naher Zukunft werden wir alle jüngere Kolleginnen und Kollegen haben, die einer hybrid aufgewachsenen Generation angehören. Präsenzpflicht im Büro wird für sie ein Mythos aus einer längst vergangenen Zeit sein. Nicht nur aus ihrer Sicht ist das hybride Arbeitsmodell zunehmend ein entscheidender Faktor für die Attraktivität von Arbeitgebern. Schon heute haben junge Beschäftigte ihre ganz eigenen Ansichten dazu, was potenzielle Arbeitgeber ihnen bieten sollten, wie unter anderem der Xing Generationen Check 2023 zeigt. Zwei von drei Mitgliedern der sogenannten GenZ wünschen sich von ihrem Arbeitgeber die Möglichkeit, aus dem Homeoffice arbeiten zu können. Für drei Viertel der Befragten jungen Menschen ist flexible Arbeitszeit ein Must-have. Auf Platz eins steht die Option zur Vier-Tage-Woche mit 82 Prozent.

Es braucht nicht viel Fantasie, um zu erkennen, dass Unternehmen gut daran tun, sich diesen neuen Anforderungen zu stellen. Zumal sich auch die Bedürfnisse älterer Zielgruppen verändern. Unternehmen müssen neben ihrer Unternehmenskultur also auch an ihrer Identität arbeiten und sich fragen: Was für ein Arbeitgeber möchte ich sein? Und passen die eigenen Unternehmenswerte eigentlich noch zu den Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt?

Es ist klar, dass Talente, die eine flexible Arbeitskultur wünschen, Arbeitgeber suchen, die genau dies ermöglichen. Menschen, die unbedingt im Homeoffice arbeiten möchten, werden ebenfalls entsprechende Angebote suchen und auch finden. Und streng genommen ist es auch nichts Neues, dass Unternehmen sich vermehrt nach dem Wunsch der potenziellen Kandidaten ausrichten. Denn längst agieren sie auf einem Bewerbermarkt – und genau deshalb ist es entscheidend für den Unternehmenserfolg, ob sie es schaffen, ihre bisherige Identität an die neuen Gegebenheiten anzupassen.

Transformation der Arbeitgeberidentität

Feedback-Gespräche und Mitarbeiterbefragungen sind bei der Anpassung an die hybride Arbeitskultur äußerst hilfreiche Tools. Die Bildung von Fokusgruppen oder die Durchführung von Einzelinterviews oder ungestützten Befragungen können ebenso dazu geeignet sein, die Transformation voranzutreiben. Menschen in Führungspositionen kommt die Aufgabe zu, die neuen Arbeitsmodelle anzunehmen und konsequent vorzuleben. Darüber hinaus gehören alle Prozesse und Angebote im Unternehmen auf den Prüfstand. Denn der beste Onboarding-Prozess ist nutzlos, wenn er sich nicht virtuell abbilden lässt. Dabei geht es besonders um technische Voraussetzungen, virtuelle Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, eine angepasste Anerkennungskultur sowie transparente Kommunikationswege.

Kommunikation der Werte nach außen

Die Kommunikation der Anpassungen ist entscheidend, um passende neue Mitarbeitende anziehen zu können. Getreu dem Motto „tue Gutes und sprich darüber“ werden neue Mitarbeitende nur dann angezogen, wenn sie auch von den positiven Aspekten wissen. Hierbei ist es wichtig zu beachten, dass sich auch die Mediennutzung der Zielgruppen enorm verändert hat. Um die Mediennutzung der unterschiedlichen Zielgruppen genauer zu verstehen, hilft zum Beispiel ein Blick auf die ARD/ZDF-Onlinestudie oder die Website datareportal.com.

Fazit

Die Wünsche und Bedürfnisse der Arbeitnehmenden haben sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. Und Veränderungen durch hybride Arbeitsmodelle und Remote-Work nehmen zwangsläufig Einfluss auf Unternehmenskultur und Arbeitgeberidentität. Die Anpassung an hybride Arbeitsmodelle, flexible Arbeitszeiten und die grundlegend andere Mediennutzung sind für den Erfolg in der sich wandelnden Arbeitswelt entscheidend. Bald drängt eine Generation auf den Arbeitsmarkt, die mit dem alten Konzept der Büro-Präsenzpflicht nur noch sehr wenig anfangen kann. Die Anpassung erfordert eine ganzheitliche Betrachtung aller Prozesse und Angebote im Unternehmen. In der Außenkommunikation kommt es darauf an, die richtigen Kanäle zu wählen, um bei den Zielgruppen sicher ins Schwarze zu treffen.

Das sind keine leichten Aufgaben. Aber die Arbeit lohnt sich: Denn nur, wer sich diesen Anforderungen stellt, hat in Zukunft eine gute Chance auf passende und wirklich „unternehmenswertstiftende“ Mitarbeitende. Und das ist doch ein sehr schöner Gedanke.

Alles zum Thema

Employer Branding für KMU

Marcus Merheim ist Gründer und Geschäftsführer von hooman Employer Marketing. In den vergangenen Monaten hat er an dieser Stelle erklärt, wie Mittelständler mit limitierten Ressourcen eine erfolgreiche Arbeitgeberidentität schaffen und eine entsprechende Strategie implementieren können.

Die Kolumne wird fortgesetzt – allerdings in etwas veränderter Form.