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Wer in Deutschland über einen Abschluss in BWL verfügt, hat auf dem Arbeitsmarkt die vielfältigsten Möglichkeiten, einen Job als Quereinsteiger zu finden: Mitarbeiter, die dieses Fach studiert haben, sind über alle Berufe hinweg am häufigsten vertreten. Das ist ein Ergebnis einer Untersuchung zu den Arbeitsmarktchancen für akademische Quereinsteiger von > Gehalt.de. Dafür wurden 197 947 Daten ausgewertet und die Studiengänge von Mitarbeitern in sieben Berufsgruppen untersucht.
Besonders offen für Quereinsteiger: Unternehmensberatungen
Die besten Einstiegsmöglichkeiten für studierte Seiteneinsteiger bieten Unternehmensberatungen. In diesem Bereich kommen die Mitarbeiter laut Studie aus mindestens 248 verschiedenen Studienfachrichtungen. Vertreten sind unter anderem Fächer wie Informatik, Geschichte, Medizin, Lehramt, Mathematik, Psychologie, aber auch Agrar- und Forstwissenschaften. Die Vielfalt der hier vertretenen Studiengänge verdeutliche, dass im Consultingbereich zum Teil branchenübergreifende Fähigkeiten gefordert werden wie etwa ein gutes Sprachgefühl und Kontaktfähigkeit, sagt Philip Bierbach, Geschäftsführer von Gehalt.de. Aber auch das Fachverständnis für die zu beratenden Kundenunternehmen erleichtere einen Quereinstieg.Das Gehalt von Mitarbeitern mit akademischem Abschluss beträgt in Unternehmensberatungen im Schnitt 60 500 Euro jährlich.
IT-Projektleiter brauchen kein Informatikstudium
Die zweitgrößten Chancen auf einen Seiteneinstieg gibt es für IT-Projektleiter. In diesem Job arbeiten Akademiker mit Abschlüssen in insgesamt 206 unterschiedlichen Studienfächern. Ein Informatikstudium wird von Arbeitgebern nicht zwangsläufig vorausgesetzt, um in diesem Bereich tätig zu sein. Den höchsten Anteil machen BWL-Absolventen aus. Informatik und Mathematik gaben dagegen nur zehn Prozent der Studienteilnehmer an. In der IT-Projektleitung sind insbesondere organisatorische Kompetenzen gefragt, aber auch ausgeprägte Sozialkompetenz und weitere Soft Skills spielen eine Rolle. Für Quereinsteiger ist dieser Beruf nicht zuletzt wegen des Gehalts attraktiv, das mit 75 444 Euro im Jahr von allen untersuchten Jobs das höchste ist.
Personalreferenten kommen aus 152 Studiengängen
Auch im Personalwesen, in der Mediaplanung und im PR-Bereich ist man offen gegenüber Quereinsteigern. HR und Medien ziehen besonders Geisteswissenschaftler an. Von den PR-Managern hat fast jeder zweite einen Abschluss in dieser Studienrichtung oder in Kulturwissenschaften. Insgesamt kommen Personalreferenten aus 152 und PR-Manager aus 138 unterschiedlichen Studiengängen. Für HR- und PR-Berufe zählen ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit und Geschick im Umgang mit Menschen zu den wichtigen Kompetenzen. Das für die Studie ermittelte Durchschnittsgehalt beträgt bei Personalreferenten 50 344 Euro, in der Mediaplanung 37 636 Euro und im PR-Bereich 37 886 Euro.
Grafikdesign und Produktentwicklung erfordern spezifische Kompetenzen
Vergleichsweise weniger Absolventen aus fachfremden Studiengängen sind in den Bereichen Grafikdesign und Produktentwicklung zu finden. Dort arbeiten vor allem Grafik- und Kommunikationsdesigner sowie Naturwissenschaftler, weil für diese Berufe spezifisches fachliches Know-how und Können erforderlich ist. Immerhin sind im Berufsfeld Grafikdesign jedoch noch 50 Studienrichtungen vertreten; in der Produktentwicklung sind es 34. Grafikdesigner verdienen im Mittel 37 135 Euro, Produktentwickler kommen auf 62 559 Euro. In technischen Berufen herrscht ebenfalls weniger Vielfalt bei den Studienabschlüssen, zumal auch dort das benötigte Handwerk meist nur in einem entsprechenden Studium erlernt werden kann. Einige Quereinsteiger gibt es dennoch und auch unter ihnen bilden Betriebswirte die Mehrheit.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.