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Wo IT-Experten Arbeitgebern auf den Zahn fühlen

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Im Bereich „Job and Career“ der Cebit wird der rote Teppich für IT-Fachkräfte ausgerollt; Bild: Deutsche Messe

50 Arbeitgeber auf Mitarbeitersuche drängen sich in Halle 11. Nahezu in Garnisonsstärke ist die Bundeswehr angerückt. Den teils in Uniform gekleideten Recruitern fragen Twenty-Somethings Löcher in den Bauch: Wie sexy sind die IT-Projekte? Muss man Soldat werden, um dabei sein zu können?

Zwanzig Meter entfernt lockt BWI Interessenten an. Die Firma kennt niemand. Dabei hat der 2006 von der Bundeswehr, IBM und Siemens gegründete IT-Dienstleister eine Herkules-Aufgabe gestemmt und in zehn Jahren das Durcheinander aus inkompatiblen Systemen an rund 1.200 deutschen Liegenschaften der Bundeswehr von Grund auf modernisiert. Inzwischen ist die IT-Landschaft aus 140.000 Rechnern, 300.000 Telefonen und 12.000 Kilometer Datenkabeln weitgehend standardisiert.

IT-Liebhaber in Rot

Die BWI-Recruiter tragen rote T-Shirts, darauf ist in großen Lettern „IT-Liebhaber“ zu lesen. „Wir müssen uns noch bekannt machen“, begründet Sprecher Lutz Emmelmann die Werbung in eigener Sache. Die Aussichten sind gut: Wie das Verteidigungsministerium unlängst entschied, ist BWI nun strategischer Partner in Sachen Bits and Bytes. Künftig will man neben der Bundeswehr auch andere Kunden betreuen. „Unser modernes Personalmanagement kommt IT-Experten weit entgegen“, verspricht Emmelmann.

Neben BWI und der Bundeswehr präsentiert sich auch das Bundesamt für Verfassungsschutz von seiner schönsten Seite. Der Chef persönlich, Hans-Georg Maaßen, lässt seinen Charme spielen. In bester 007-Manier sagt er in einer Rede vor dem karriereorientierten Publikum der Cyber-Kriminalität den Kampf an. Für „das digitale Schlachtfeld der Zukunft“, so Deutschlands oberster Schlapphut, suche man Mitarbeiter, die im Dienst an der Allgemeinheit beherzt nachrichtendienstliche Aufgaben anpacken. „Es geht nicht darum, Bürger auszuspionieren. Es geht um die Sicherheit aller.“

Cyber-Krieger gesucht

Hackerattacken stehen längst auch Unternehmen ins Haus. Fachleute für IT-Security sind deshalb besonders begehrt im Arbeitsmarkt, wie neueste Studien etwa der Fachzeitschrift „Computerwoche“ bestätigen. Doch den in Halle 11 versammelten Ausstellern geht es vor allem darum, sich als potenzieller Arbeitgeber für IT-Experten zu präsentieren. „Jeder zehnte unserer 9.000 Mitarbeiter ist in der IT tätig“, betont zum Beispiel eine Personalmarketing-Referentin der Bundesbank. Dass man mit den Entwicklungsprojekten in der Bank den namhaften Unternehmen der IT-Branche durchaus ebenbürtig sei, wisse die umworbene Zielgruppe oft nicht.

Weil sie vielen Bewerbern auf Anhieb nicht unbedingt als IT-Arbeitgeber auffallen, sind vor allem Anwenderfirmen wie Aldi, Bayer, Eon, Lufthansa, der Landmaschinenbauer Claas und Modefirmen wie Hugo Boss und Marc O’Polo auf der Messe. Bereits zum dritten Mal ist die Drogeriekette Rossmann mit von der Partie, wie Personalerin Sabine Kortschakowski erläutert. „Wie wichtig IT für uns ist, belegt das zuletzt starke Wachstum des Bereichs auf nunmehr 160 Mitarbeiter.“

Jobperspektiven bei Anwenderfirmen

Was die Perspektiven für Fachkräfte in dem Unternehmen anbelangt, das im nur wenige Kilometer von Hannover entfernten Burgwedel beheimatet ist, brauche man sich nicht zu verstecken, meint die Recruiterin. Selbstbewusst will sie mit einem Vorurteil aufräumen: Spannende Projekte, im IT-Betrieb sowie in der Entwicklung, seien auch bei einem Anwender möglich. Agiles Arbeiten, moderne Projektmethoden wie Scrum sowie das Angebot aus Fach- und Führungslaufbahnen hätten einen guten Klang unter IT-Experten.

Übrigens: Seit Jahren wird die IT-Abteilung des Filialisten Rossmann von einer Frau geführt. Das ist in der Tat für die arg männerdominierte Branche ziemlich ungewöhnlich und womöglich auch mit ein Grund dafür, dass gut qualifizierte IT-Kräfte nach Angaben von Personalerin Kortschakowski bereit seien, „freiwillig in die Provinz zu gehen“.

Karrieremarkt Cebit

Nach Angaben des Veranstalters scheinen die Annäherungsversuche zwischen Arbeitgebern und IT-Fachkräften durchaus von Erfolg gekrönt zu sein. „Erste Vermittlungs- und Rekrutierungsversuche sind erfolgversprechend verlaufen“, bilanziert Sprecherin Charlotte Lisador vom Spring Messe Management, das den Job and Career-Bereich der Cebit organisiert. So hätten sich interessierte IT-Fachkräfte bereits hier und da nach dem Messebesuch beworben, sogar Einstellungen stünden in naher Zukunft an.

Autor:
Winfried Gertz, freier Journalist

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