Die Eisenmann SE hat ihr betriebliches Versorgungsmodell umgekrempelt: weg mit hierarchiebedingten Pauschalen, her mit lohnorientierter Förderung, weg mit Pensionsverpflichtungen, her mit einem Contractual Trust Arrangement (CTA). Damit hilft das Unternehmen vor allem den unteren Einkommensklassen und macht seine zukünftigen Pensionsverpflichtungen kalkulierbarer.
Der Anlagenbauer mit Sitz in Böblingen zählt zu den international führenden Anbietern von Anlagen und Dienstleistungen in den Bereichen Oberflächentechnik, Materialflussautomation, Thermoprozess- und Umwelttechnik und beschäftigt weltweit rund 3.600 Mitarbeiter. Etwa 1.700 davon sitzen an den beiden größten Standorten Böblingen und Holzgerlingen. Bislang bot der Arbeitgeber ein hierarchisch strukturiertes Betriebsrentenmodell an, das Pauschalen nach Hierarchiestufen vorsah. „Dadurch bekamen unsere gewerblichen Mitarbeiter verhältnismäßig geringere bAV-Pauschalen als beispielsweise leitende Angestellte“, erläutert Stefan Grün, Leiter HR Services bei Eisenmann. „Mit unserem neuen bAV-Modell zielen wir auf die Vorsorge der Mitarbeiter ab, die kleinere gesetzliche Renten zu erwarten haben.“
Deshalb richtet sich die Höhe des Arbeitgeberbeitrags zur bAV nach der Höhe des Monatsgehalts. Der seit Jahresbeginn 2017 neu angebotene bAV-Plan ist ein fondsgebundenes Modell, das sämtliche Hierarchieebenen im Unternehmen einbezieht. Die Mitarbeiter haben die Möglichkeit, ihre Beiträge monatlich in einem Korridor von 1 bis 2 Prozent ihres Bruttomonatsgehalts einzuzahlen. Der Arbeitgeber matcht die Beiträge der Arbeitnehmer eins zu eins, zahlt also den gleichen Betrag ein wie der Mitarbeiter. Der profitiert also doppelt. Während die Beschäftigten beim vorherigen bAV-Modell einmal pro Jahr Gehalt umwandeln konnten, haben sie jetzt die Möglichkeit, praktisch täglich über ein Internetportal oder zukünftig über eine App umzuwandeln und auch jederzeit die Teilnahme zu unterbrechen. Über diese Kanäle können sich die teilnehmenden Mitarbeiter auch regelmäßig über den Stand ihrer Anwartschaften informieren.
Für Eisenmann hat die neue Fondslösung den Vorteil, dass sie ausgelagert ist und sich somit nicht in der Bilanz niederschlägt. Das frühere Modell, eine Direktzusage, war mit 3,5 Prozent fest verzinst. „Durch die Pensionsverpflichtungen haben wir ein höheres Finanzierungsrisiko zu tragen“, verdeutlicht Grün. „Seitdem wir die Pensionsverpflichtungen in einen CTA ausgelagert haben, besteht quasi keine Bilanzberührung mehr.“ Für die Administration der bAV kooperiert Eisenmann mit einem Dienstleister, mit dem er über eine Schnittstelle zum eigenen Abrechnungssystem verbunden ist.
Life-Cycle-Fonds ist abgesichert
Zur Teilnahme am neuen Life-Cycle-Fonds sind Mitarbeiter berechtigt, die mindestens drei Jahre im Unternehmen beschäftigt sind. Diese Einstiegsfrist soll verhindern, dass sich kleinste Anwartschaften ansammeln, für die dann eine aufwendige Administration betrieben werden muss. Für Azubis, die nach ihrer Berufsausbildung bei Eisenmann bleiben, wird die Ausbildungszeit angerechnet, so dass sie mit dem Übergang in ein Arbeitsverhältnis auch direkt in die neue bAV einsteigen dürfen. „Das hilft uns, auch junge Nachwuchskräfte an das Unternehmen zu binden“, so Grün.
Im Fondsmodell sind die Beiträge von Arbeitnehmern und dem Arbeitgeber doppelt abgesichert: zum einen durch den Pensions-Sicherungs-Verein, zum anderen durch die Treuhand. Das finanzielle Risiko stuft Stefan Grün als kalkulierbar ein. „Wenn der Fonds im Kurs unter 100 Prozent absinkt, dann muss der Arbeitgeber nachschießen“, verdeutlicht er. „Die Rendite des Fonds, also alles, was über 100 Prozent liegt, bekommt der Arbeitnehmer, doch sie ist nicht garantiert.“ Wie für einen Life-Cycle-Fonds üblich, ist der Aktienanteil bei jungen Mitarbeitern noch hoch, ehe er mit zunehmendem Alter zugunsten festverzinslicher Wertpapiere zurückgefahren wird.
Die Mitarbeiter nehmen das neue bAV-Modell seit Januar 2017 gut an. Davon zeugt die bisherige Teilnahmequote von rund 35 Prozent, die aktuell weiter ansteigt. Zum Vergleich: Am vorherigen Modell haben sich final etwa 60 Prozent der Mitarbeiter beteiligt. Für das neue Modell gilt gemäß der Übereinkunft mit dem Betriebsrat ein Opting-in, d. h., die Mitarbeiter entscheiden sich selbst, daran teilzunehmen.
Im Vorfeld hat Eisenmann die Mitarbeiter ausführlich über das neue bAV-Modell informiert. So fanden mehrere Informationsveranstaltungen an den Hauptstandorten des Unternehmens statt. Zudem erhielten die Beschäftigten online und als Broschüre weitere Informationen. Auch für zukünftige Bewerber soll das Thema bAV im Rahmen von Total Compensation eine Rolle spielen. „Wir als Mittelständler im Speckgürtel von Stuttgart müssen schauen, dass wir unsere Beschäftigten halten und als Arbeitgeber attraktiv sind und bleiben“, skizziert Stefan Grün.
Mitarbeiter binden
Als attraktiver Arbeitgeber bietet Eisenmann auch spannende Entwicklungs- und Karriereperspektiven. Die Vielfalt des Unternehmens und die Dynamik des Geschäfts ermöglichen den Beschäftigten eine strukturierte und gleichzeitig flexible Karriereentwicklung. Ambitionierte Mitarbeiter erhalten die Möglichkeit, Führungsverantwortung zu übernehmen, eine Expertenkarriere einzuschlagen oder sich in der Projekt- und Sales-Laufbahn weiterzuentwickeln.
Die Entwicklung der Mitarbeiter wird durch ein vielfältiges Angebot an Personalentwicklungsmaßnahmen unterstützt. Diese reichen von klassischen Trainingsangeboten bis zu umfangreichen, zielgruppenspezifischen Entwicklungsprogrammen. Dabei ermöglichen unterschiedlichste didaktische Konzepte und Lernformen, den Erfolg und die Nachhaltigkeit der Maßnahmen sicherzustellen.
Zu den Angeboten gehören zum Beispiel das „Eisenmann Leadership Development“-Programm, das Führungskräften eine ganzheitliche Entwicklung von persönlichen, fachlichen, sozialen und methodischen Führungskompetenzen bietet. Zusätzlich bietet das moderne Eisenmann-Bildungszentrum neben der Berufsausbildung einen Ort für Trainings, Workshops, Team- und Bereichsentwicklungsmaßnahmen sowie Veranstaltungen aller Art.