Unter den Arbeitnehmern in Deutschland beurteilen rund sechs von zehn ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut, die übrigen nur als zufriedenstellend bis schlecht. Dieses Bild sollte Unternehmen aufhorchen lassen. Ursache für die teils schlechten Einschätzungen könnten zu hohe körperliche und psychische Anforderungen in der Arbeitswelt sein.
Auch die Beschäftigtenbefragung zum DGB-Index „Gute Arbeit“ macht deutlich, dass immer noch viele Beschäftigte unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen arbeiten. Zudem fehlen in vielen Unternehmen Wertschätzung, soziale Unterstützung und Gestaltungsmöglichkeiten der eigenen Arbeit, was zusätzlich das Wohlbefinden und die Gesundheit der Angestellten beeinträchtigt.
Überlange Arbeitszeiten gefährden die Gesundheit
Obwohl für den Gesundheitsschutz ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeit und Erholung entscheidend ist, sind überlange Arbeitszeiten in vielen Unternehmen an der Tagesordnung: Jeder dritte Beschäftigte arbeitet mehr als 40 Stunden pro Woche, jeder Zehnte sogar mehr als 48 Stunden.
Das schlägt auf die Gesundheit: Von den Beschäftigten mit mehr als 48 Wochenstunden fühlt sich knapp die Hälfte sehr häufig oder oft körperlich erschöpft. Auch berichten sie von Schlafstörungen und Niedergeschlagenheit. Unter den Beschäftigten, die in Vollzeit, aber ohne Überstunden arbeiten, gibt dies nur ein Drittel an.
Wer zudem weniger als elf Stunden Ruhezeit zwischen Arbeitsende und -beginn hat, weist einen schlechteren Gesundheitszustand auf als Beschäftigte mit ausreichender Ruhezeit. Gesundheitsgefährdend kann auch sein, wenn Mitarbeiter im Homeoffice keine klare Grenze zwischen Arbeit und Freizeit haben und somit die Arbeitszeiten verschwimmen.
Mehrbelastung durch Personalknappheit
Mehrbelastung entsteht in vielen Fällen durch Personalknappheit; das geben zumindest rund vier von zehn Beschäftigte an. Mehrbelastung führt genauso wie lange Arbeitszeiten oder Arbeitsverdichtung zu körperlicher und emotionaler Erschöpfung. Auch körperlich schwere Arbeit in Form von schwerem Heben oder langes Sitzen oder Stehen sind widrige Arbeitsbedingungen, die zu mehr Rücken-, Gelenk- und Gliederschmerzen führen.
Widrige Arbeitsbedingungen treten in vielen Unternehmen gehäuft auf: Mehr als 60 Prozent der Befragten sind von mindestens zwei Belastungsfaktoren betroffen, Etwa jeder zehnte Beschäftigte berichtet von mindestens fünf widrigen Arbeitsbedingungen.
Gute Arbeitsbedingungen fördern Wellbeing
Die zunehmend auftretenden körperlichen und psychischen Beschwerden bei Beschäftigten zeigen, wie wichtig ein umfassender betrieblicher Arbeits- und Gesundheitsschutz ist. Dabei sind sowohl körperliche als auch psychische Belastungen zu berücksichtigen und zu minimieren.
Gute Arbeitsbedingungen wirken sich positiv auf die Gesundheit der Beschäftigten und somit auf die Produktivität aus. So berichten Beschäftigte, die Wertschätzung durch Vorgesetzte erleben, deutlich seltener über Erschöpfung oder Niedergeschlagenheit. Auch das Betriebsklima und die Führungskultur in einer Organisation stärken das Wellbeing und die Gesundheit von Mitarbeitern.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.