Die Vergütung von Auszubildenden variiert zwischen 325 Euro pro Monat für thüringische Friseur-Azubis im ersten Ausbildungsjahr und 1.580 Euro pro Monat für Auszubildende im westdeutschen Bauhauptgewerbe im vierten Lehrjahr. Das ergibt eine Auswertung von Tarifverträgen aus 20 ausgewählten Branchen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Für jede Branche hat das WSI Tarifverträge für Ost- und Westdeutschland verglichen, je nach Tarifstruktur für ganz West- und Ostdeutschland oder für je ein Bundesland im Osten und eins im Westen. In einigen Branchen gibt es bundesweit einheitliche tarifliche Ausbildungsvergütungen, etwa bei der Deutschen Bahn oder im Banken- und Versicherungswesen, der Druckindustrie und dem Bäckereihandwerk.
Erstes Lehrjahr: Pflege-Azubis im Öffentlichen Dienst besonders gut bezahlt
Zwischen den verschiedenen Branchen gibt es schon im ersten Lehrjahr gibt es deutliche Unterschiede: Während die Tarifverträge im bereits genannte Thüringer Friseurhandwerk und ostdeutsche Floristikbranche mit 325 Euro bzw. 425 Euro im Monat die seit Januar dieses Jahres gültige fürs erste Lehrjahr geltende Mindestausbildungsvergütung von monatlich 515 Euro noch unterschritten haben, liegt die überwältigende Mehrheit der untersuchten Branchen deutlich über dieser Grenze.
In fünf der untersuchten Branchen liegen die tarifvertraglichen Vergütungen zu Beginn der Ausbildung sogar über 1.000 Euro: Das sind das Versicherungsgewerbe (bundesweit einheitlich: 1.040 Euro), die Metall- und Elektroindustrie (untersuchte Tarifregionen: Sachsen mit 1.007 Euro und Baden-Württemberg mit 1.037 Euro pro Monat), das Bankgewerbe (bundesweit einheitlich: 1.036 Euro) und die chemische Industrie (untersuchte Tarifregionen: Ostdeutschland mit 1.018 Euro und Nordrhein mit 1.027 Euro pro Monat). Auch vergleichsweise gut bezahlt werden Azubis im Öffentlichen Dienst (bei Bund und Gemeinden bundesweit einheitlich mit 1.018 Euro, bei den Ländern mit 1.037 Euro pro Monat). Die höchsten der untersuchten Vergütungen im ersten Ausbildungsjahr erhalten Azubis in der Pflegebranche im Öffentlichen Dienste: Bund und Gemeinden bezahlen angehenden Fachkräften monatlich 1.414 Euro, die Länder sogar 1.161 Euro.
Bezahlung in Süßwarenindustrie und Bauhauptgewerbe steigt während der Ausbildung stark
Im Verlauf der Ausbildung steigen die tariflich festgeschriebenen Vergütungen an, auch die gesetzlich vorgeschriebene Mindestvergütung liegt 2020 im dritten Ausbildungsjahr schon bei 695 Euro monatlich. Eine monatliche Bezahlung über 1.000 Euro ist im dritten – in vielen Branchen letzten – Ausbildungsjahr normal: Etwa in drei Viertel der erfassten Branchen werden die Azubis monatlich vierstellig entlohnt.
In den verschiedenen Branchen steigt die Bezahlung aber unterschiedlich schnell. Während das Bauhauptgewerbe sowohl in West- als auch in Ostdeutschland im ersten Lehrjahr noch zu den mittelmäßig vergüteten Branchen gehört, steigt es im dritten Lehrjahr mit 1.190 Euro (Ostdeutschland) in die Top-Ten bzw. mit 1.475 Euro im Monat (Westdeutschland) sogar auf Platz eins der bestvergütetsten Ausbildungsbrachen auf. Auch die nordrhein-westfälische Süßwarenindustrie zieht mit monatlich 1.141 Euro in die Top-Ten ein. Schlusslichter und auch im dritten Lehrjahr unter der gesetzlichen Mindestvergütung sind mit 465 Euro bzw. 525 Euro die Thüringer Friseurbranche und die ostdeutsche Floristik.
In einigen Branchen müssen Azubis vier Lehrjahre absolvieren – dann werden sie auch fast in allen Branchen vierstellig bezahlt. Nur in der Holz- und Kunststoff-verarbeitenden Industrie in Sachsen, dem thüringer KFZ-Handwerk, und der ostdeutschen Textilindustrie müssen sie sich mit monatlichen Zahlungen von etwa 900 Euro begnügen. Im vierten Lehrjahr am besten bezahlt werden Azubis im westdeutschen Bauhauptgewerbe mit 1.580 Euro.
Regionales Gefälle zwischen Ost und West und Nord und Süd
In allen erfassten Branchen, in denen keine bundeseinheitliche Tarifregelung herrscht, und in allen Ausbildungsjahren werden ostdeutsche Auszubildende schlechter vergütet als ihre Branchen-Pendants in Westdeutschland. Die Unterschiede reichen von wenigen Euros wie bei der chemischen Industrie im ersten Ausbildungsjahr (1.018 Euro in Ostdeutschland versus 1.027 Euro in der Tarifregion Nordrhein) bis zu mehreren hundert Euro wie bei Friseur-Azubis im dritten Ausbildungsjahr (465 Euro in Thüringen versus 770 Euro im Monat in Nordrhein-Westfalen). Auch ein Nord-Süd-Gefälle stellt das WSI fest.
Eine übersichtliche Tabelle und Grafiken zu den Daten des WSI finden Sie › hier.