Unternehmen haben während der Corona-Krise die Kommunikation von bAV-Themen mit ihren Mitarbeitern modernisiert. Mit ihren Betriebsrentnern setzen sie jedoch weiterhin auf Papierpost. Das ist eines der Ergebnisse einer Befragung von bAV-Verantwortlichen. Für die Studie „Digitalisierung in der bAV-Administration“ hat das Beratungsunternehmen Willis Towers Watson bAV-Verantwortliche verschiedener Größen und Branchen befragt. Die Unternehmen repräsentieren mehr als 750.000 Beschäftigte und Leistungsbezieher der bAV. Die Ergebnisse geben Auskunft über die Bedeutung der Digitalisierung, über Investitionsvolumina in die Digitalisierung sowie den Grad der Digitalisierung der bAV-Administration und -Kommunikation.
Betriebsrentenzahlung systemrelevant
Laut Studie laufen auch in der Pandemie systemrelevante Prozesse wie die Auszahlung von Betriebsrenten stabil. Einige Unternehmen räumten jedoch ein, dass es bei ihnen Einschränkungen bei Serviceumfang und -qualität gebe.
Stark digitalisiert wurde in den vergangenen Jahren die bAV-Kommunikation mit den Mitarbeitern. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der Unternehmen kommunizieren mit bAV-Anwärtern mittlerweile per E-Mail. Im Jahr 2018 waren es nur 25 Prozent. Betriebsrentner erhalten hingegen weiterhin überwiegend Papierpost: Lediglich 22 Prozent der Unternehmen schreiben Mails. Das könnte daran liegen, dass das Bild, das viele von Rentnern haben, nicht der Realität entspricht. Viele Rentner werden hinsichtlich ihres Digitalisierungsgrads unterschätzt. Doch wer heute in Rente geht, ist oft schon – beruflich wie auch privat – digital unterwegs.
Pandemie als Antriebsfeder für weitere Digitalisierung
Fast zwei Drittel (60 Prozent) der Unternehmen sehen die Pandemie als Katalysator für die Digitalisierung der bAV-Administration. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) geht davon aus, dass bAV-Administrationsaufgaben künftig noch stärker ausgelagert werden als bisher.
Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2021 mussten Unternehmen zahlreiche bAV-Administrationstätigkeiten aus dem Home-Office heraus regeln und dafür sorgen, dass systemrelevante Auszahlungen weiterhin funktionieren. Die Mehrheit der Befragten gab an, dass die Grundfunktionen der bAV-Services in ihren Unternehmen durch die Aktivierung der Notfallmaßnahmen während der Pandemie nicht grundlegend beeinträchtigt wurden. Dennoch mussten einige Herausforderungen z.B. in der Arbeit mit papierbezogenen Dokumenten oder aufgrund IT-technischer Hürden gemeistert werden. Unternehmen, die schon vor der Pandemie digitale bAV-Administrationsplattformen aufgebaut oder Dienstleister damit beauftragt hatten, waren in dieser Situation im Vorteil.
Digitalisierungsgrad heterogen
In den Unternehmen ist die Digitalisierung der bAV-Administration unterschiedlich fortgeschritten. Auch die Kernfunktionen – Kommunikation, Simulationen, Reporting und Administration – sind unterschiedlich weit digitalisiert. Viele Unternehmen wägen genau ab, in welchen Bereichen sie stärker digitalisieren oder wo sich Outsourcing lohnt. Grundsätzlich rechnen sich Digitalisierung und Outsourcing umso mehr, je mehr Mitarbeiter von einem Pensionsplan erfasst werden und je einheitlicher Prozesse, Organisation, Kommunikation und Technologie gestaltet sind.
Einsatz von KI rechnet sich noch nicht
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) lohnt sich gemäß den Studienergebnissen für den Großteil der Unternehmen noch nicht. Das liegt vor allem daran, dass für den Einsatz von Algorithmen hohe Investitionen erforderlich sind. Mit der fortschreitenden Entwicklung von KI könnten derartige Technologien in der bAV-Administration aber günstiger und somit auch breiter eingesetzt werden.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.