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Eine Analyse von > Kienbaum bestätigt, dass die unbereinigte Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern über alle Hierarchieebenen und Funktionsbereiche hinweg circa 20 bis 21 Prozent beträgt. Die unbereinigte Entgeltlücke vergleicht den durchschnittlichen Arbeitslohn von männlichen und weiblichen Arbeitnehmern insgesamt.
Bereinigter Gender Pay Gap in Leitungspositionen bei elf Prozent
Um die bereinigte Entgeltlücke zu ermitteln, werden die Gehälter von Frauen und Männern mit vergleichbaren Tätigkeiten und Qualifikationen miteinander verglichen. Während andere Auswertungen zumeist einen bereinigten Gender Pay Gap von sechs oder fünf Prozent ergaben, ergibt die Studie von Kienbaum eine etwas geringere Gehaltslücke von circa vier Prozent. Die Analyse zeigt jedoch, dass die bereinigte Gehaltslücke mit der Position im Unternehmen korreliert: Je höher die Hierarchiestufe, umso größer fällt der Gender Pay Gap aus. Während die bereinigte Entgeltlücke bei niedrigeren Positionen wie zum Beispiel Spezialisten und Referenten noch im Durchschnitt von vier Prozent liegt, macht sie auf Leitungsebene immerhin etwa elf Prozent aus. Für die Studie wurden Vergütungsdaten von mehr als 75 000 Personen – davon etwa die Hälfte weiblich – untersucht.
In Großunternehmen fällt die bereinigte Entgeltlücke niedriger aus
Auch die Größe des Unternehmens spielt für die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern eine Rolle: Je größer das Unternehmen, umso niedriger ist der bereinigte Gender Pay Gap, so die Studie. Liegt die Gehaltslücke bei Betrieben mit bis zu hundert Mitarbeitern noch bei durchschnittlich rund zehn Prozent, so beträgt sie bei Firmen mit 5000 bis 10 000 Mitarbeitern nur noch circa drei Prozent.
Gerade in größeren Unternehmen ist die bereinigte Entgeltlücke vergleichsweise klein. Das liegt daran, dass diese Unternehmen häufig schon gut strukturierte und transparente Gehaltssysteme haben,
interpretiert Dr. Katharina Dyballa, Vergütungsexpertin bei Kienbaum, die Ergebnisse.
Dass die bereinigte Entgeltlücke deutlich kleiner ist als der unbereinigte Gender Pay Gap, bedeute nicht, dass es keine Benachteiligung von Frauen gibt, so Dyballa. Bei der Berechnung des bereinigten Werts werde davon ausgegangen, dass Frauen und Männer gleiche Zugangschancen zu exponierten Funktionen haben. Es sei jedoch fraglich, ob dies in jedem Unternehmen gelebt wird. Aus Sicht der Vergütungsexpertin gibt es hier noch deutliches Verbesserungspotential.
Firmen gehen Ursachen für ungleiche Bezahlung zu wenig nach
Eine weitere Studie von > Willis Towers Watson hat untersucht, was sich seit Inkrafttreten des Entgelttransparenzgesetzes getan hat. Danach prüfen in Deutschland 58 Prozent der Unternehmen ihre Gehälter kontinuierlich auf Diskriminierung. Im vergangenen Jahr haben 19 Prozent und in den letzten zwei Jahren fünf Prozent eine Analyse vorgenommen. Weltweit haben jedoch bereits circa 70 Prozent Prozesse implementiert, um ungleiche Bezahlung zu verhindern. Für die „Fair Pay Studie“ wurden Ende 2018 in Deutschland 65 Unternehmen mit insgesamt einer Million Mitarbeitern befragt.
Nur 38 Prozent der Arbeitgeber analysieren ihr Gehaltsgefüge
Die Untersuchung zeigt, dass nicht viele Arbeitgeber hierzulande den Ursachen von Gehaltsunterschieden auf den Grund gehen: Lediglich 38 Prozent analysieren ihr Gehaltsgefüge, um Ursachen für den Gender Pay Gap zu finden. Auch haben nur 17 Prozent der Unternehmen einen fest definierten Prozess mit regelmäßigem Reporting und Monitoring implementiert. 54 Prozent erstellen Reports auf Anfrage und 29 Prozent nehmen sogar überhaupt keine Überprüfung vor.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.