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BGM: Mehrheit der Deutschen fühlt sich im Büro gestresst

Rund zwei Drittel (66 Prozent) der Arbeitnehmer fühlen sich bei ihrer Arbeit gestresst. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Weiterbildungsunternehmen Lepaya unter Beschäftigten in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Großbritannien durchgeführt hat. Dazu wurden mehr als 1.300 Arbeitnehmer zum Thema Stressmanagement am Arbeitsplatz befragt.

Sieben von zehn Befragten in Deutschland (71 Prozent) gaben an, dass sie in vielen Arbeitssituationen Stress ausgesetzt seien und sich das negativ auf ihr mentales und körperliches Empfinden auswirke. Nur etwa jeder zweite Befragte in den Niederlanden (55 Prozent) gab an, dass sein Stressniveau am Arbeitsplatz inakzeptabel sei. 

Deutsche gestresst von Tagesgeschäft

Insbesondere deutsche Mitarbeiter im mittleren Alter zwischen 30 und 49 Jahren sowie im mittleren Management und mit Bildungsabschlüssen ab Abitur halten ihr Stresslevel für zu hoch. Zudem empfinden vor allem Mitarbeiter aus dem Gesundheits- und Sozialwesen, im öffentlichen Dienst, in der Automobilindustrie, im Consulting, in der Finanz- und der Medienbranche und im Bauwesen viel Stress.

Keine signifikanten Unterschiede gibt es dagegen bei den Antworten von Frauen und Männern sowie bei Voll- und Teilzeitkräften. Den Druck empfinden die Befragten insbesondere durch alltägliche Arbeiten, aber auch durch Büroanwesenheit, Kollegen und Vorgesetzte. In Deutschland erwarten zwei von fünf Befragten (40 Prozent), dass sie zusätzliche Stresssituationen erleben werden, sobald sie wieder ins Büro zurückgekehrt sind.

Dass sich niederländische Arbeitnehmer im europäischen Vergleich seltener dauerhaft gestresst fühlen als die deutschen Kollegen könnte daran liegen, dass in den Niederlanden die Arbeitgeber fürsorglicher mit ihrer Belegschaft umgehen. Viele niederländische Unternehmen schenken den Themen Stressmanagement, Gesundheitsfürsorge und Resilienz am Arbeitsplatz ein größeres Augenmerk als ihre europäischen Nachbarn und bauen dies in ihre betriebliche Gesundheitsstrategie (BGM) ein.

Deutsche Arbeitgeber sollten BGM ausbauen

71 Prozent der befragten deutschen Arbeitnehmer wünschen sich, dass ihre Arbeitgeber sie besser unterstützen und ihnen Trainings- und Präventionsprogramme anbieten, um Stress im Berufsalltag zu vermeiden oder ihm gelassener entgegentreten zu können.

Ebenso weist die Tatsache, dass sich viele Deutsche durch die Anwesenheitspflicht im Büro gestresst fühlen, darauf hin, dass Unternehmen überdenken sollten, wie ihre Belegschaften nach Corona arbeiten sollten. So könnten hybride Arbeitskonzepte mit Zeiten im Büro und Zeiten im Home-Office die Mitarbeiter entlasten.

Im Rahmen des BGM könnten schnell erlernbare und praktisch umsetzbare Mentalstrategien vor anhaltendem Stress schützen und somit die Mitarbeitermotivation und -gesundheit erhöhen und gleichzeitig Fluktuation vorbeugen. Die mentale Belastbarkeit der Mitarbeiter sowie Stressmanagement werden letztendlich auch über Erfolg und Produktivität von Unternehmen entscheiden. 

Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.