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BMW erzielt mit Transparenz und Matching eine hohe Teilnahme an der bAV

Herr Degel, der Automobilhersteller BMW bietet seinen Beschäftigten seit Jahrzehnten eine betriebliche Altersversorgung an. Doch zum Jahresende 2013 hat der Konzern seine alte Leistungszusage für neue Mitarbeiter geschlossen und stattdessen ab Januar 2014

Wolfgang Degel:
Uns haben zwei Motive dazu bewogen, die bAV neu aufzustellen. Das sind zum einen personalpolitische Gründe. Unsere alte, rein leistungsorientierte Beitragszusage verpuffte personalpolitisch, das muss ich so klar sagen. Der Arbeitgeber hat über viele Jahre hinweg hohe Geldleistungen für die Belegschaft aufgewendet, doch die Mitarbeiter haben diese Leistungen erst begonnen zu würdigen, als sie dann selbst schon nahe dem Rentenalter waren. Wir wollten mit einem neuen Modell natürlich auch die bilanziellen Risiken aufgrund von Langlebigkeit, Inflation und Zins reduzieren und damit vor allem die Planbarkeit unserer Altersversorgung verbessern.

Wie kann es sein, dass die Mitarbeiter eine leistungsorientierte Beitragszusage nicht würdigen?

Wolfgang Degel: Das hat viel mit fehlender Transparenz zu tun. Die Mitarbeiter sahen nur, dass ihre zu erwartende Betriebsrente von Jahr zu Jahr um jeweils 9 Euro ansteigen würde. Welcher Wert hinter so einer Zusage steckt, war für die Mitarbeiter überhaupt nicht nachvollziehbar. Das fehlende Bewusstsein für den Finanzierungsaufwand des Arbeitgebers hebt sich dann auf, wenn die Beschäftigten ein Kapitalkonto vor sich haben und lesen können, wie der Kontostand kontinuierlich wächst. Das Bewusstsein für dieses Thema verstärkt sich noch einmal dadurch, dass unsere neuen bAV-Bausteine auf Life-Cycle-Plänen mit monatlichen Beiträgen basieren. Für uns von HR bieten die neuen bAV-Elemente den zusätzlichen Vorteil, dass wir die jährlichen Vorsorgeleistungen des Arbeitgebers besser gegenüber der Belegschaft kommunizieren können. Und durch die Transparenz, die wir mit der Kontendarstellung geschaffen haben, wuchs auch das Verständnis der Mitarbeiter für die Thematik, mit dem Ergebnis einer signifikanten Steigerung der Teilnahme an der Entgeltumwandlung.

Mit welchen Leistungen kann ein heute junger Beschäftigter über einen Life-Cycle-Plan in der Leistungsphase rechnen?

Wolfgang Degel: Ich verdeutliche das am Beispiel der Entgeltumwandlung, die wir seit 2001 anbieten und fördern. Nehmen wir an, ein Mitarbeiter spart monatlich 200 Euro, also im Jahr 2.400 Euro, über einen Life-Cycle-Plan an. BMW gibt ihm dann einen freiwilligen Sozialversicherungszuschuss von zum Beispiel 11 Prozent pro Jahr dazu, was in unserem Beispiel 264 Euro wären. Bei einer angenommenen jährlichen Verzinsung von 3,5 Prozent würde der Beschäftigte so binnen zehn Jahren ein Kapital von 31.799 Euro aufbauen. Nach 20 Jahren wären es schon 76.655 Euro, nach 30 Jahren 139.920 Euro und nach 40 Jahren sogar 229.184 Euro. Diese Modellrechnung unter Einbezug des Zinseszinseffektes verdeutlicht, wie sinnvoll eine frühzeitige Teilnahme junger Kollegen an der bAV ist.

Seit 2014 hat Ihr Unternehmen mit dem BMW Alterskapital ein neues bAV-Modell statt der Leistungszusage hinzugenommen. Wie funktioniert das genau?

Wolfgang Degel: Unser Pensionsplan BMW Alterskapital ist ein Matchingmodell auf der Basis einer Direktzusage. Hier haben wir beispielsweise für typische Mitarbeiter in der Fertigung eine Beitragsverteilung von 90/30/30 Euro. Die erste Komponente ist der Grundbeitrag des Arbeitgebers. Seine Höhe hängt von der Ist-Entgeltgruppe des einzelnen Mitarbeiters ab, wobei die Beiträge über alle Entgeltgruppen hinweg steigen. Die zweite Komponente ist der Arbeitnehmerbeitrag. Hier hat der Mitarbeiter die Möglichkeit, freiwillig einen Beitrag beizusteuern, der je nach Entgeltgruppe fest definiert ist. Die dritte Komponente ist ein 100-prozentiger Zusatzbeitrag des Arbeitgebers in der Höhe des Arbeitnehmerbeitrags. Hierfür gilt ein Opting-out. Davon machen aber nur wenige Kollegen Gebrauch. Wir verzeichnen in unserer Belegschaft seit der Einführung 2014 eine Teilnahmequote von rund 95 Prozent.

Fließt das angesparte Kapital aus BMW Alterskapital ebenfalls in einen Life-Cycle-Plan?

Wolfgang Degel: Ja, wir arbeiten bei der Entgeltumwandlung sowie bei den neuen Plänen ab 2014 mit Life-Cycle-Plänen. Unsere Mitarbeiter profitieren bei diesem Konzept von den attraktiven Verzinsungen am Kapitalmarkt. Die Kapitalanlage in diesen Life-Cycle-Fonds orientiert sich am Alter des einzelnen Mitarbeiters. Je jünger er ist, desto höher ist der Anteil der renditestärkeren Anlagen. Je älter er ist, desto mehr schichten die Fonds in sichere Anlagen und den Geldmarkt um. Somit partizipiert der Mitarbeiter an der Performance am Kapitalmarkt, denn die Überrenditen, die durch das Life-Cycle-Modell erwirtschaftet werden, gehen zugunsten des Mitarbeiters. Zugleich ist sein Kapital durch einen Fallschirm geschützt, denn BMW garantiert eine Mindestverzinsung auf alle Beiträge. Sie ist analog zur Mindestverzinsung der Lebensversicherer und beträgt für aktuelle Einzahlungen 0,9 Prozent.

Wie sieht die Auszahlung in der Leistungsphase aus?

Wolfgang Degel: Die Leistung im Alter definiert sich aus dem Stand des Ansparkontos, nicht aus irgendeiner Leistungszusage. Wir prüfen unmittelbar vor dem Beginn der Leistungsphase den Kontostand des Ansparkontos mit der zugesagten Mindestverzinsung. Der höhere Wert steht dann zur Auszahlung zur Verfügung. Der Beginn der Leistungsphase ist zeitlich flexibel, frühestens ab dem 62. Lebensjahr und erst zu dem Zeitpunkt, wenn der Mitarbeiter aus dem Unternehmen austritt. Einen Antrag auf Auszahlung stellt er mit einer Vorlaufzeit von mindestens drei Monaten vor seinem Austritt. Der späteste Beginn der Auszahlung ist das gesetzliche Regelrenteneintrittsalter, das bei Mitarbeitern mit Jahrgang 1964 und jünger bei 67 Jahren liegt. Dabei ist die Auszahlung der bAV nicht an den Bezug einer gesetzlichen Rente gekoppelt. Auch die Varianten der Auszahlungen lassen sich flexibel gestalten. Der Mitarbeiter kann eine Kapitalzahlung in bis zu 20 Jahresraten in Höhe von mindestens 1.200 Euro mit uns vereinbaren, wobei wir hier nicht über lebenslange Renten sprechen. Ausgezahlt wird das Kapital, das auf dem Konto angespart wurde. Auf diese Ratenzahlungen garantiert BMW eine 1-prozentige Ratensteigerung pro Jahr. Wünscht der Mitarbeiter eine höhere erste Auszahlungsrate, darf diese maximal 50 Prozent des Ansparkapitals betragen. Die Laufzeit der Auszahlung muss bei einem Gesamtkapital über 12.000 Euro mindestens zehn Jahre betragen. Für den Todesfall gewähren wir den Mitarbeitern die Vererbbarkeit des Leistungsanspruchs ab dem Auszahlungsbeginn.

Die jüngste Komponente im bAV-Portfolio Ihres Unternehmens ist die BMW Zusatzvorsorge, die Sie seit 2016 anbieten. Was hat es damit auf sich?

Wolfgang Degel: Die Zusatzvorsorge setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, einer Sonderzuwendung anlässlich des 100-jährigen Firmenjubiläums von BMW und einem 10-prozentigen Anteil der jährlichen Erfolgsbeteiligung. Die Jubiläumssonderzuwendung setzte sich aus 15 Prozent eines Monatsentgelts und 1 Prozent pro Dienstjahr zusammen. Diese Komponente war bei 50 Prozent eines Monatsentgelts gedeckelt. Das Kapital in der BMW Zusatzvorsorge fließt ebenfalls in ein Life-Cycle-Modell.

An welchen bAV-Stellschrauben möchte BMW in Zukunft noch drehen?

Wolfgang Degel: Wir sind grundsätzlich gut aufgestellt, doch schauen wir mal, welche Möglichkeiten sich künftig aus dem Betriebsrentenstärkungsgesetz für die Tarifpartner künftig noch ergeben werden.