Nur Unternehmen in der Schweiz zahlten ihren Aufsichtsräten mit 230.630 Euro mehr Gehalt als in Deutschland. Bei den Aufsichtsratsvorsitzenden belegten die deutschen Unternehmen mit einem durchschnittlichen Jahressalär von 331.700 Euro den vierten Platz hinter der Schweiz (760.070 Euro), Italien (451.100) und Großbritannien (431.040 Euro). Der Gehaltszuwachs betrug in Deutschland 75.000 Euro, das entspricht einem Anstieg von 29 Prozent. Schlusslicht bleibt Österreich mit einem Jahresgehalt von 29.900 Euro für Aufsichtsräte und 57.100 Euro für die Vorsitzenden der Kontrollgremien. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie der Hay Group. In die Untersuchung sind Daten von 376 Unternehmen aus den Ländern Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, der Schweiz und Spanien eingeflossen.
Über die untersuchten Länder hinweg zeigt sich, dass sich die Gehälter der Aufsichtsräte und ihrer Vorsitzenden in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Während die Vergütung der Aufsichtsratschefs im Vergleich zum Vorjahr um 16.000 Euro auf im Mittel 265.000 Euro anstieg, verringerte sich das Jahresgehalt der anderen Mitglieder der Kontrollgremien leicht; es sank von 86.000 auf 81.800 Euro.
Bei der Art der Vergütung setzen Unternehmen weiterhin auf die jeweils gewohnte Praxis in ihrem Land. Während in Deutschland viele Unternehmen ihre Aufsichtsräte noch immer erfolgsorientiert mit Boni bezahlen, setzen Länder wie zum Beispiel Großbritannien auf Festgehälter. In der Schweiz und in Finnland ist zudem eine Vergütung über Aktien eine gewohnte Praxis. Nur wenige Unternehmen in Europa verknüpfen hingegen die Mitgliedschaft im Aufsichtsrat mit einer festgelegten Beteiligung am Unternehmen. Damit folgen sie nicht dem Trend der Vorstandsvergütung, der seit einigen Jahren vor allem in der Vereinigten Staaten zu beobachten ist.
Europäische Aufsichtsräte werden weiblicher und internationaler
Die Studie zeigt auch, dass der Frauenanteil in den Aufsichtsräten europaweit erneut gestiegen ist. Laut den Geschäftsberichten 2014 waren bereits 23 Prozent der Mitglieder in den Kontrollgremien weiblich – ein Plus von zwei Prozent im Vergleich zu Vorjahr. Unter den neu nominierten Aufsichtsräten waren 38 Prozent Frauen. Die Unterschiede bei den Gehältern zwischen den Geschlechtern haben sich verringert. So betrug der Gender Pay Gap, die geschlechtsspezifische Gehaltslücke, noch neun Prozent gegenüber zehn Prozent im Vorjahr.
Die Aufsichtsräte in Europa sind zudem internationaler geworden. So kamen 2014 im Mittel rund zwei Drittel (64 Prozent) der Aufsichtsratsmitglieder aus demselben Land wie das Unternehmen oder der Hauptsitz des Unternehmens. Das sind zwei Prozent weniger als 2013.
Die Studie widerlegt die These, wonach viele Aufsichtsratsposten von den immer gleichen Personen besetzt werden. Nur 13 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder üben die Funktion in mehr als einem Unternehmen aus. Aufsichtsräte mit mehreren Mandaten kommen vor allem aus Frankreich, Deutschland und Schweden.
Die Studie steht zum Download zur Verfügung.