Ob gesetzliche oder betriebliche Rentenversicherung: Frauen, Nicht-Deutsche, Ältere und untere Einkommensgruppen kommen schlechter weg. Sie haben oft keine bAV- Anwartschaft und eine geringere gesetzliche Rente zu erwarten.
Die meisten Personen sparen auf mehreren Wegen für das Rentenalter an.
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Pünktlich bevor die bAV-Reform 2017 auf den parlamentarischen Weg gebracht wird (im Bundesrat im Februar, im Bundestag im März und April), hat nun das Bundesarbeitsministerium neue Daten vorliegen: Es hatte TNS Infratest Sozialforschung beauftragt, die Verbreitung der Altersvorsorge 2015 zu untersuchen. Dies soll Basis für ein differenziertes Bild der obligatorischen wie zusätzlichen Vorsorge sein.
Die Mehrheit sorgt fürs Alter vor
57 Prozent der Ende Juni 2015 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sorgten – neben der obligatorischen Absicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) – betrieblich für das Alter vor, wobei die Quote bei Männern mit 58 Prozent leicht höher ausfiel als bei Frauen mit 56 Prozent. Die Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung in der Privatwirtschaft ist unter Männern mit 47 Prozent deutlich größer als unter Frauen mit 32 Prozent. Die durchschnittliche aktuelle bAV-Anwartschaft fällt bei Männern mit 349 Euro um 75 Prozent höher aus als bei Frauen mit 199 Euro. Auch besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen Staatsangehörigkeit und der Höhe der GRV-Anwartschaften. So betragen die Durchschnittsbeträge bei Nicht-Deutschen mit 547 Euro ein Viertel weniger als bei Deutschen (733 Euro).
Die Betrachtung der Finanzierungsformen in der Privatwirtschaft zeigt, dass die Beiträge bei rund 75 Prozent der Beschäftigten mit bAV-Anwartschaften vom Arbeitgeber teilweise (37 Prozent) oder vollständig (38 Prozent) übernommen werden. 22 Prozent der bAV-Anwärter finanzieren ihre betriebliche Altersversorgung ohne Arbeitgeberbeteiligung.
Brancheneinfluss: Im Baugewerbe und Handwerk nur selten bAV
Neben der Region, Beitragsjahren und Einkommen spielen Branche und Größe des Unternehmens eine wichtige Rolle für bAV-Anwartschaften. Männer erwerben in nahezu allen Branchen häufiger bAV-Anwartschaften als Frauen. Besonders deutlich zeigt sich dies in Industrie und Verarbeitendem Gewerbe (Männer: 67 Prozent; Frauen: 56 Prozent) sowie in den sonstigen Branchen (61 versus 50 Prozent). Werden die Anwartschaften der betrieblichen Altersversorgung nach einzelnen Branchen betrachtet, zeigen sich die höchsten Verbreitungsquoten mit jeweils 75 Prozent in öffentlicher Verwaltung, Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen sowie Bergbau, Energie- und Wasserwirtschaft. Am niedrigsten verbreitet sind bAV-Anwartschaften mit nur 39 Prozent in Baugewerbe und Handwerk.
Generell gilt: Mit zunehmendem Einkommen steigt der Anteil der Personen, die aktuell eine bAV-Anwartschaft erwerben. Während in der untersten Einkommensgruppe (bis 1.500 Euro) nur 18 Prozent aller Beschäftigten eine private bAV-Anwartschaft erwirbt, sind es in der höchsten Einkommensgruppe (4.500 Euro und mehr) immerhin 71 Prozent.
Weitere Absicherungsformen sind gängig
73 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 25 bis 65 Jahren werden im Alter, neben bAV und Riester-Rente, auf weitere Absicherungsformen zurückgreifen können. Dies sind vor allem selbstgenutztes Wohneigentum, private Renten- und Lebensversicherungen sowie Sparguthaben, Wertpapiere und Betriebsvermögen.
Bei Betrachtung der 55- bis 65-Jährigen zeigt sich, dass Personen ohne zusätzliche Altersvorsorge und ohne weitere Absicherung nicht nur unterdurchschnittliche gesetzliche Rentenanwartschaften aufweisen, sondern diese auch nur in geringem Maße durch höhere Alterseinkommen aufgebessert werden können. Aufgrund dessen müssen etwa drei Prozent der 55- bis unter 65-Jährigen zu den von Altersarmut gefährdeten Personen gezählt werden. (CS)
Detaillierte Informationen über die Verbreitung der Altervorsorge im › Dokument des BMAS.