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ESG-Ziele in die Vorstandsvergütung einbinden

Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Unternehmen beziehen derzeit ESG-Kriterien in ihre Vergütung von Vorständen ein. Bei DAX-Unternehmen liegt dieser Anteil schon deutlich darüber. Hier berücksichtigen 98 Prozent der führenden deutschen Unternehmen ESG-Ziele in ihren Incentive-Systemen.

Das geht aus der Studie des Beratungsunternehmens WTW hervor. Für die Studie hat WTW Geschäftsberichte von 885 Unternehmen analysiert, die in europäischen Indizes gelistet sind, unter anderem dem DAX 40.

Drei zentrale Ergebnisse der Studie sind:

  1. Im Jahr 2022 haben viele Organisationen die Anwendung von ESG in ihren Vergütungsplänen und Anreizsystemen verfeinert.
  2. Mit ESG-Kennzahlen messen sie vornehmlich die Bereiche Gesundheit .
  3. Bei den ESG-Maßnahmen setzen Unternehmen gezielt auch auf die Verbesserung von Diversity und Inklusion.

Die Studie ergab auch, dass die meisten Unternehmen mehrere eigenständige ESG-Kennzahlen verwenden oder sie als Teil von ESG oder breiteren Bündeln kombinieren. Nur 5 Prozent der Unternehmen verwenden nur eine einzige ESG-Kennzahl. 

Soziale Ziele sind am meisten verbreitet

Der hohe Anteil der Unternehmen, die ESG in der Vorstandsvergütung berücksichtigen, zeigt, dass ESG-Kriterien in den vergangenen Jahren für die Unternehmensführung erheblich an Bedeutung gewonnen haben. Doch ging es bisher vor allem darum, überhaupt ESG-Kriterien in den Vergütungssystemen von Vorständen zu berücksichtigen und eine nachhaltige Vergütung aufzusetzen, sind Unternehmen mittlerweile vor allem gefragt, abgleitet aus der Unternehmensstrategie, ihre ESG-Ziele konkret zu definieren, sie messbar zu machen und transparent darüber zu berichten.

Auch fordern Investoren zunehmend, dass Unternehmen ESG-Ziele mit den Vergütungssystemen der Vorstände verknüpfen. Folglich wird die Erreichung solcher Ziele auch immer mehr in die Bonussysteme und die langfristig variable Vergütung (LTI) von Vorständen einbezogen. 45 Prozent der DAX-Unternehmen nutzen mindestens einen ESG-Faktor in ihren LTI-Plänen. In den kurzfristigen Bonusplänen (STI) ist die Entwicklung ähnlich, wobei auch hier die DAX-Konzerne führend sind.

Gerade bei der kurzfristigen Planung können Unternehmen gut abschätzen, wie sich die Wirtschaft und Regulatorik verändern wird. Wenn es um langfristige Bonuspläne geht, ist das schwieriger, da diese meist eine Laufzeit von drei oder mehr Jahren haben. Doch auch für die langfristigen Pläne wünschen sich Investoren zunehmend, dass ESG-Ziele eine größere Rolle spielen.

Am häufigsten werden für Incentive-Pläne soziale Faktoren verwendet wie Gesundheit, Motivation und Sicherheit der Beschäftigten. 80 Prozent der Vergütungssysteme von DAX-Vorständen enthalten mindestens eine Größe dazu. Bei ökologischen Faktoren sind es 78 Prozent, bei Governance 38 Prozent. 

Hohe Erwartungen an Unternehmen bezüglich ESG

Die Bedeutung von ESG steigt, da nicht nur die regulatorischen Anforderungen schärfer werden, sondern auch die Erwartungshaltung von Investoren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Öffentlichkeit zunimmt. Es ist somit davon auszugehen, dass sich der Trend, ESG-Kennzahlen zu nutzen, verstärken wird.

Viele der befragten Unternehmen haben bereits angegeben, dass sie in naher Zukunft mindestens eine neue oder geänderte ESG-Kennzahl zu ihren jährlichen oder langfristigen Incentive-Programmen hinzufügen möchten oder die ESG-Gesamtgewichtung ihres bestehenden Programms erhöhen wollen. Inklusion und Vielfalt ist der Bereich, in dem die meisten Unternehmen erwägen, eine ESG-Kennzahl hinzuzufügen oder zu verbessern, gefolgt von Umweltkennzahlen.

Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.