Ob das ethnische Netzwerk von Migranten positive oder negative Effekte auf die Vergütungshöhe mit sich bringt, hängt stark von den Merkmalen des sozialen Umfelds ab. Vor allem der Bildungsstand spielt eine Rolle.
Höherer Lohnabstand gegenüber Deutschen bei niedrigem Bildungniveau
Ist das Bildungsniveau in den ethnischen Netzwerken niedrig, sind auch die Bildungs- und Beschäftigungschancen für Migranten niedrig. Wenn der Anteil der Geringqualifizierten einer ethnischen Gruppe an den Beschäftigten eines Kreises doppelt so hoch ist wie im Durchschnitt der Kreise, dann ist die durchschnittliche Lohndifferenz zwischen Deutschen und Migranten 6,7 Prozent höher als im allgemeinen Durchschnitt.
Anders ist es jedoch, wenn das Umfeld der Migranten ein hohes Bildungsniveau aufweist. Ethnische Netzwerke mit einem hohen Bildungsniveau setzen positive Anreize für die Aus- und Weiterbildung der dort lebenden Migranten. Außerdem können sie den Zugang zu besseren Arbeitsplätzen erleichtern. Ist der Akademikeranteil einer ethnischen Gruppe an den Beschäftigten eines Kreises doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Kreise, dann ist die Lohndifferenz zwischen Deutschen und Migranten 5,2 Prozent geringer als im allgemeinen Durchschnitt. Das sind Ergebnisse einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Vor allem Migrantinnen profitieren von Netzwerken mit hohem Bildungsniveau
Die Untersuchung zeigt auch, dass weibliche Migranten überdurchschnittlich von ethnischen Netzwerken mit einem hohen Bildungsniveau profitieren. Bei ihnen kämen die Anreize für höhere Bildungsinvestitionen besonders stark zum Tragen, so die IAB-Forscher. In der Folge schrumpft bei den Migrantinnen in einem günstigen ethnischen Umfeld die Lohnlücke deutlich schneller als bei männlichen Migranten im gleichen Umfeld.
Lohnlücke schrumpft nach zehn Jahren Aufenthalt um ein Viertel
Beim Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt verdienen viele Migranten zunächst weniger als einheimische Arbeitnehmer. So lag das Lohnniveau von Migranten, die zum Zeitpunkt des Zuzugs 30 Jahre alt und jünger waren, in den ersten beiden Jahren nur bei 60 Prozent des durchschnittlichen Lohnniveaus aller deutschen Arbeitnehmer. Diese Lohnunterschiede beruhen unter anderem auf fehlenden Berufsabschlüssen und mangelnden Sprachkenntnissen sowie darauf, dass im Ausland erworbene Abschlüsse und Berufserfahrungen zum Teil nur eingeschränkt übertragbar sind. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer eignen sich viele Migranten fehlendes Wissen und Berufserfahrung nach und nach an; damit steigen auch die Löhne, so das IAB. Nach gut zehn Jahren hat sich die Lohnlücke um 26 Prozent verringert und die Migranten verdienen dann 86 Prozent des Durchschnittslohns der deutschen Beschäftigten. Allerdings sind sie zu diesem Zeitpunkt jünger als der Durchschnitt der deutschen Arbeitnehmer.
Ein Kurzbericht zur Studie steht > hier zum Download bereit.