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Wir können uns einen Gender Pay Gap in der IT-Branche nicht mehr leisten

Die IT-Branche in Deutschland hat leider noch immer eine Ungleichheit zwischen Männern und Frauen zu verzeichnen, insbesondere im Hinblick auf die Anzahl der Beschäftigten und den Zugang zu Führungspositionen. Frauen sind in der IT-Branche unterrepräsentiert, verdienen oft weniger als ihre männlichen Kollegen, haben geringere Karrierechancen und deutlich weniger weibliche Vorbilder. Kurz: Der Gender Gap macht es Frauen oft schwierig, im Tech-Bereich erfolgreich zu sein.

Um nur ein paar Zahlen zu nennen: Nur 17 Prozent der IT-Jobs in Deutschland sind mit Frauen besetzt. Obwohl Frauen und Männer im Arbeitsmarkt ungefähr gleich stark vertreten sind. Mädchen im Alter von 11 Jahren sind laut einer Microsoft-Studie an MINT-Fächern interessiert – aber im Alter von 15 Jahren verändert sich das Interesse oft. Hauptgrund für diesen Wechsel sind laut einer Microsoft-Studie fehlende Vorbilder. Und dann wäre da noch das liebe Geld: Männliche IT-Angestellte verdienen der Job-Plattform Honeypot zufolge etwa 15.000 Euro mehr pro Jahr als weibliche Kollegen in derselben Funktion. 

Diesen Gender Gap in der IT-Branche dürfen wir uns als Gesellschaft nicht mehr leisten. Dafür sind die aktuellen Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Digitalisierung und Gleichstellung der Geschlechter viel zu groß. Ich möchte an dieser Stelle fünf Gründe nennen, weshalb wir dringend in die Förderung von Frauen im IT-Bereich investieren sollten.

  • Frauen sind qualifiziert und motiviert
    Es fühlt sich fast schon falsch an, das überhaupt aufschreiben zu müssen, aber so ganz durchgedrungen ist das offenbar noch nicht: Es gibt viele talentierte Frauen in der IT-Branche, die richtig was bewegen wollen und können. Die eine fabelhafte Ausbildung haben und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen wollen. Das Problem ist, dass sie aufgrund von Stereotypen und Vorurteilen oft nicht die gleichen Chancen wie ihre männlichen Kollegen erhalten. Es ist wichtig, dass Frauen die gleichen Chancen bekommen, um ihre Fähigkeiten und ihr Wissen in der Branche anzuwenden und auszubauen. Warum? Das verdeutlichen die nachfolgenden Punkte.
  • Gemischte Teams erzielen bessere Ergebnisse
    Eine ausgewogene Geschlechterverteilung in der IT-Branche ist wichtig, um das volle Innovationspotential der Branche ausschöpfen zu können. Untersuchungen haben gezeigt, dass gemischte Teams kreativer sind und (wirtschaftlich) bessere Ergebnisse erzielen als homogene Teams. Frauen bringen oft andere Erfahrungen und Perspektiven mit, die zu neuen Ideen und Lösungen führen können. Dies gilt übrigens nicht nur für die Geschlechterverteilung, sondern ganz generell für Diversität. Außerdem werden die Produkte und Dienstleistungen, die die IT-Branche entwickelt, von allen genutzt. Wenn Frauen nicht an der Entwicklung teilnehmen oder ausgeschlossen sind, entwickelt die Branche am Markt vorbei.
  • Führungskräfte fördern Chancengleichheit
    Eine ausgewogene Geschlechterverteilung in der IT-Branche erfordert ein Umdenken bei den Führungskräften. Es ist wichtig, dass sie sich aktiv für Chancengleichheit einsetzen und Frauen fördern. Hierzu gehört zum Beispiel die gezielte Förderung von Frauen in Trainee-Programmen und bei der Besetzung von Führungspositionen. Wenn Frauen sehen, dass es Möglichkeiten gibt, in der IT-Branche Karriere zu machen, sind sie eher bereit, in die Branche einzusteigen und sich weiterzubilden.
  • Frauen stärken das Image der Branche
    Das Image der IT-Branche ist oft von Stereotypen geprägt, die vor allem Männer ansprechen sollen. Das kann abschreckend auf Frauen wirken, die sich dadurch nicht als Teil der Branche sehen. Ein positiveres Image, das Frauen in der IT-Branche als selbstverständlich betrachtet und die Vielfalt der Branche hervorhebt, kann dazu beitragen, mehr Frauen zu begeistern und so auch dem Fachkräftemangel zu begegnen. Wobei man fairerweise sagen muss, dass die IT-Branche im Vergleich zu beispielsweise dem eher traditionellen, deutschen Mittelstand gefühlt viel weiter ist, wenn es um Frauen in Führungspositionen geht.
  • Weiterbildung als Schlüssel
    Weiterbildung ist ein wichtiger Schlüssel, um den Gender Gap in der IT-Branche zu überwinden. Viele Frauen haben oft nicht die gleichen Bildungschancen wie Männer. Hier ist es wichtig, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeiterinnen bei der beruflichen Weiterbildung unterstützen und gezielte Fördermaßnahmen anbieten. Auch Frauen sollten ermutigt werden, sich weiterzubilden und so ihre Karriere in der IT-Branche zu unterstützen. Letztlich geht es dabei gar nicht mal nur um Unternehmen, sondern darum, die Gesellschaft als Ganzes inklusiver zu gestalten. Wenn wir es schaffen, die Arbeitskultur inklusiver zu gestalten, dann wird auch die Gesellschaft gerechter und integrativer.

Einen Gender Gap dürfen wir uns deshalb nicht mehr leisten – in allen Bereichen, aber vor allem in der IT. Denn gemischte Teams sind leistungsstärker, fördern Chancengleichheit und stärken das Image der Arbeitegeber. Zudem zahlt die Anstrengung auf ESG-Kriterien ein, die immer wichtiger werden. Unternehmen, die Vielfalt fördern und eine inklusive Unternehmenskultur schaffen, sind besser positioniert, um soziale Herausforderungen anzugehen und ihre Reputation als verantwortungsvoller Akteur zu stärken.