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Für und wider flexible Arbeitszeiten

Die Gestaltung der Arbeitszeit – also die Dauer, Lage, Planbarkeit und Beeinflussbarkeit durch die Beschäftigten – gehört zu den zentralen Fragen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Unternehmen wünschen sich Mitarbeiter, die flexibel einsatzbereit und jederzeit erreichbar sind. Doch auch Arbeitnehmer profitieren von flexiblen Arbeitszeiten. Die Wünsche beider Seiten zu vereinbaren ist kompliziert.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat eine Arbeitszeitbefragung veröffentlicht. Demnach haben sich die Arbeitszeiten in Deutschland in den Jahren 2015 bis 2017 im Hinblick auf Dauer, Lage und Flexibilität kaum verändert, doch viele Beschäftigte müssen flexibel auf Arbeitszeitänderungen reagieren: Ein Siebtel der Befragten hat häufig wechselnde Arbeitszeiten, ein Drittel von ihnen erfährt geänderte Arbeitszeiten erst am Vortag. Etwa jeder achte Beschäftigte wird wegen dienstlicher Belange häufig in der Freizeit kontaktiert. Das betrifft Personen mit einem niedrigen Bildungsniveau und Beschäftigte mit sehr langen Arbeitszeiten besonders häufig.

Gleichzeitig können die Beschäftigten ihre Arbeitszeit in zunehmendem Maße selbst gestalten. So dürfen sie unter anderem den Arbeitsbeginn und das Arbeitsende sowie Pausen in einem gewissen Rahmen frei festlegen. Zudem haben sie häufiger die Möglichkeit, bei Bedarf Stunden oder Tage frei zu nehmen. Die Mehrheit der Befragten schätzt diese flexible Arbeitszeitgestaltung.

Die Folge von flexibler Arbeitszeit

Eine Folge der flexiblen Arbeitszeiten ist aber, dass etwa ein Fünftel der Beschäftigten regelmäßig zu atypischen Zeiten, also vor 7 Uhr und/oder nach 19 Uhr, beruflich tätig ist. 43 Prozent der Beschäftigten arbeiten mindestens einmal im Monat auch an einem Wochenende. Überlang – das heißt mindestens 48 Stunden pro Woche – arbeitet jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte.

Die Studienautoren bewerten die Trends in der Arbeitswelt von zwei Seiten: Einerseits stellt zeitliche Flexibilität in Bezug auf die eigene Arbeitszeit eine wichtige Ressource für viele Beschäftigte dar und kann ein Instrument zur Mitarbeiterbindung sein. Auch kann Flexibilität die Beschäftigten dabei unterstützen, Arbeitsbelastungen abzufedern sowie Arbeits- und Privatleben besser miteinander zu vereinbaren. Andererseits sind vor allem die zunehmende ständige Erreichbarkeit sowie die immer kurzfristigeren Änderungen der Arbeitszeit kritisch zu sehen: Häufen sich bei Angestellten solche negativen Einflussfaktoren, kann dies zu einer zusätzlichen Belastung führen, die Arbeitszufriedenheit und die Motivation der Mitarbeiter mindern und langfristig gesundheitliche Beschwerden hervorrufen.

Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.