Das Hamburger Unternehmen InnoGames hat kürzlich die Höhe der meisten seiner gezahlten Gehälter veröffentlicht. Mit der neuen Transparenz möchte der Entwickler und Publisher von Mobile- und Onlinespielen eigenen Aussagen zufolge als Arbeitgeber attraktiver für Talente werden. Zudem möchte er mit dem Vorurteil brechen, dass in der Games-Branche schlecht gezahlt wird.
Lob für das Offenlegen der Gehälter gibt es unter anderem aus der HR-Szene. Viele sehen allerdings Verbesserungsbedarf.
Für neun Jobprofile können alle Interessierten nachvollziehen, wie viel InnoGames mindestens und maximal als Lohn zahlt. So liegt die Gehaltsspanne für einen Junior Developer zwischen 48.000 und 58.000 Euro brutto pro Jahr. Eine Expertin oder ein Experte in diesem Bereich erhält ein Gehalt ab 96.000 Euro, ein „Head of” mindestens 115.000 Euro.
Wie auch im Rest des Arbeitsmarktes verdient der Artist – dazu gehören Grafikerinnen und Grafiker – bei InnoGames deutlich weniger als andere Angestellte. In der Juniorposition gibt es 32.000 bis 38.000 Euro, als Experte erhalten die Mitarbeiter mindestens 68.000 Euro. Ein Product Manager erhält jährlich zwischen 40.000 und 55.000 Euro. Einem Beschäftigten in der Head-Position zahlt InnoGames mindestens 115.000 Euro.
Ziel: Arbeitgeberattraktivität erhöhen
Die neue Gehaltstransparenz soll dabei helfen, geeignete Talente anzuziehen. „Wir erwarten mehrere positive Effekte von unserer Veröffentlichung, darunter geringere Abbruchraten im Bewerbungsprozess und eine höhere Attraktivität für Talente außerhalb der Branche“, sagt Andreas Lieb, Director Human Resources bei InnoGames. „Zudem senden wir ein klares Signal an potentielle Bewerberinnen, denn sie müssen bei uns keine Pay Gaps befürchten."
Einige Vertreterinnen und Vertreter der deutschen HR-Szene teilen diese Meinung. Christian Quast, Recruiting & Marketing Manager bei Wollmilchsau, hat die News von InnoGames in einem Linkedin-Post geteilt und damit eine Diskussion gestartet. User schrieben: „Stark“ und „spart auf beiden Seiten Zeit und schafft klare Perspektiven, wo sich Mitarbeitende und Bewerbende einordnen können und was monetär möglich ist."
Viele Dinge trotzdem unklar
Doch auch Kritikerinnen und Kritiker äußern sich. Die Gehaltsspanne sei doch teilweise recht weit. „Wovon hängt es ab, was Mitarbeitende und Bewerbende fordern können?“, wird gefragt. Diese Frage werde durch die Veröffentlichung der Gehälter nicht beantwortet. Um ein „echtes“ Equal Pay umzusetzen, reiche das deshalb nicht aus.
Auch merken Kritiker an, dass zu den Gehältern kein Kontext gegeben werde. Wie viel ein Unternehmen zahlt, hänge auch immer mit dessen Jahresumsatz zusammen. Das müsse beim Vergleich mit anderen Unternehmen aus der Gaming-Szene beachtet werden.
Zudem berge die Gehaltstransparenz ein Risiko: Viele Menschen wünschten sich zwar zu wissen, was der Kollege oder die Kollegin verdient, könnten dann aber mit der Antwort nicht umgehen und fänden bestimmte Gehaltsunterschiede unfair. Das könne zu Unruhe in der Belegschaft führen.
Inwiefern InnoGames dieses Risiko durch interne Kommunikation bewältigt hat, ist nicht bekannt. Personalchef Lieb sagt: „Natürlich birgt unser Schritt auch gewisse Risiken. Diese werden aber durch die zu erwartenden Vorteile mehr als aufgewogen."
Dieser Beitrag ist zuerst auf der Seite unserer Schwesterpublikation Personalwirtschaft erschienen.
Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.