Die Gehälter in Deutschland steigen weiter an. Unternehmen verschiedener Branchen rechnen mit einer durchschnittlichen Erhöhung von 2,8 Prozent für 2014 bis 2015. Bei der derzeit niedrigen Inflationsrate bleiben Arbeitnehmern so real rund 2 Prozent mehr im Monat. Eine mögliche Abschwächung der Konjunktur im nächsten Quartal spielt in den Planungen der Unternehmen bislang keine Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt der Gehaltsentwicklungsreport 2014 der Unternehmensberatung Hay Group.
An der diesjährigen Erhebung zu den durchgeführten und geplanten Vergütungssteigerungen nahmen insgesamt 265 Unternehmen teil. Rund zwei Drittel der befragten Unternehmen haben eine Tarifbindung und ihren Hauptsitz in Deutschland. Bei Umsatz und Mitarbeiteranzahl sind unterschiedliche Kategorien zu je ungefähr einem Viertel vertreten. Die Datenerhebung erfolgte zwischen Mai und August 2014.
Die aktuellen Ergebnisse bestätigen den Trend der vergangenen Jahre, nach dem sich die Gehaltssteigerungen in Deutschland stets um die 3 Prozent bewegten. Auch die ersten Anzeichen für eine sich abschwächende Konjunktur können daran nichts ändern. Nur 5,7 Prozent der befragten Unternehmen planen eine Nullrunde bei anstehenden Gehaltsverhandlungen. Insgesamt ist die Situation der Vergütung in Deutschland sehr stabil. Mit einem Anstieg des Realeinkommens von rund 2 Prozent steht Deutschland besser da als seine europäischen Nachbarn und als die USA. Das ist ein gutes Zeichen für die Arbeitnehmer.
Unternehmen agieren verhaltener
2013 betrug die Erhöhung der Gehälter durchschnittlich 2,9 Prozent. Im aktuellen Jahr zeigen sich die Unternehmen etwas verhaltener. Diese Tendenz setzt sich nach der Prognose auch in 2015 fort. Für das kommende Jahr plant keine der untersuchten Branchen eine Gehaltssteigerung von mehr als 3 Prozent. Es ist derzeit nicht damit zu rechnen, dass sich die Daten relevant verändern werden. Denn die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist hoch, und das Wirtschaftswachstum ist trotz zunehmender Belastungen und Risiken robust. Eine Situation wie im Krisenjahr 2008 ist nicht in Sicht.
Im Vergleich einzelner Branchen miteinander zeigen sich nur geringe Abweichungen der Werte. An der Spitze steht die Chemiebranche mit einer geplanten Gehaltssteigerung von 3 Prozent. Dahinter folgen die Konsumgüterindustrie, die Gesundheitswirtschaft sowie die Öl- und Gaswirtschaft. Den Schluss bilden Unternehmen im Bereich der Spitzentechnologie (+2,3 Prozent), die Finanzwirtschaft (+2,2 Prozent) und die Energie- und Wasserwirtschaft (+2,1 Prozent).
Die Rangfolge spiegelt größtenteils das Ergebnis des Vorjahrs wider. Mit einem Plus von 3,2 Prozent führte die Chemiebranche damals ebenfalls die Liste an und rangierte vor der Gesundheitswirtschaft (+3,0 Prozent) und der Konsumgüterindustrie (+2,9 Prozent). Auf dem letzten Platz lag im Vorjahr die Dienstleistungsbranche mit einem Plus von 2,1 Prozent.
Thomas Gruhle
Mitglied der Geschäftsführung der Hay Group