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Jeder Vierte verdient weniger als 9,30 Euro pro Stunde

Der Anteil der Beschäftigten in Deutschland, die weniger als 9,30 Euro pro Stunde verdienen, stagniert seit 2007 auf hohem Niveau: 2013 lagen 24,4 Prozent beziehungsweise rund 8,1 Millionen Menschen unter dieser Schwelle. Gegenüber dem Vorjahr habe sich der Anteil der Niedriglohnbeschäftigten kaum verringert, schreibt das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Uni Duisburg-Essen.

Der durchschnittliche Stundenlohn der Geringverdiener lag bei 6,72 Euro pro Stunde und damit weit unter dem gesetzlichen Mindestlohn, der Anfang 2015 eingeführt wurde. Der Anteil derjenigen, die 2013 weniger als 8,50 Euro erhielten, lag bei den abhängig Beschäftigten bei 18,9 Prozent beziehungsweise 6,3 Millionen. Löhne unter dieser Grenze würden besonders häufig im Gastgewerbe, der Landwirtschaft und im Handel gezahlt.

Niedriglohn auch bei hoher Qualifizierung der Beschäftigten

Minijobber, unter 25-Jährige sowie gering Qualifizierte und befristet Beschäftigte hätten ein besonders hohes Risiko, von geringen Stundenlöhnen betroffen zu sein, heißt es in der Studie weiter. Mit mangelnder Qualifikation ist der geringe Lohn indes oftmals nicht zu erklären: Mehr als drei Viertel der Niedriglohnbeschäftigten in Deutschland haben eine abgeschlossene Berufsausbildung oder sogar einen akademischen Abschluss.

Inwiefern sich der Mindestlohn auf diese Statistik auswirkt, könne noch nicht verlässlich beurteilt werden, so die Forscher. Es gebe Hinweise, dass mancher Arbeitgeber die Löhne bereits 2014 auf 8,50 Euro angehoben habe. „Gleichzeitig hat aber ein Teil der Beschäftigten wie auch der Betriebe offenbar noch große Unsicherheiten, welche Lohnbestandteile angerechnet werden dürfen und welche nicht“, sagt die stellvertretende IAQ-Direktorin Dr. Claudia Weinkopf. Zudem spreche einiges dafür, dass der Mindestlohn noch nicht überall eingehalten werde.

Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten jedoch auch, dass der Mindestlohn den Niedriglohnsektor „nur begrenzt“ eindämmen könne. Die Tarifbindung habe offenbar einen größeren Einfluss darauf, doch ob diese in Deutschland wieder erhöht werden könne, sei „eine offene Frage“. (ds)

Der IAQ-Report zur Niedriglohnbeschäftigung kann › hier kostenfrei als PDF-Datei heruntergeladen werden.