Unternehmen der EU-Länder gehen davon aus, dass die Gehälter 2022 zwischen 1,9 und 5,8 Prozent steigen werden. Bedingt durch hohe Inflationsraten wird die reale Lohnerhöhung jedoch voraussichtlich zum Teil deutlich niedriger ausfallen. Das geht aus der „Kienbaum Gehaltsentwicklungsprognose 2022” hervor, für die die Personal- und Managementberatung 600 Unternehmensvertreter und -vertreterinnen aus Firmen verschiedener Größen und Branchen in 48 Ländern befragt hat.
Hierzulande Gehaltserhöhung um drei Prozent prognostiziert
Die deutschen Studienteilnehmenden rechnen für das kommende Jahr mit einem Anstieg der Gehälter zwischen null bis zu zehn Prozent. Der Durchschnittswert liegt bei drei Prozent. Ausgehend von einer Inflation von 1,6 Prozent würde die reale Einkommensentwicklung 1,4 Prozent betragen. Damit befindet sich Deutschland in der EU auf einem mittleren Platz. Die höchste Lohnerhöhung prognostizieren Unternehmen in Ungarn mit 5,8 Prozent. Die um die erwartete Inflation von 3,5 Prozent bereinigte durchschnittliche Gehaltsentwicklung würde 2,3 Prozent betragen. Von der niedrigsten Gehaltsentwicklung mit einem Mittelwert von lediglich 1,9 Prozent geht Slowenien aus. Bei einer erwarteten Inflation von 1,6 Prozent ergäbe sich eine reale Einkommenserhöhung von 0,4 Prozent.
Tarifverträge stärkster Einflussfaktor in Deutschland
Die Studienteilnehmenden wurden auch danach gefragt, welche Faktoren die Gehaltsentwicklung ihrer Ansicht nach am meisten beeinflussen. In der EU nannten die meisten Unternehmen mit 68 Prozent die wirtschaftliche Situation ihres Landes. An zweiter Stelle in den EU-Ländern steht die Preisentwicklung mit 60 Prozent, gefolgt von der Unternehmensperformance (31 Prozent), der individuellen Performance (26 Prozent), branchenspezifischen Faktoren (19 Prozent) und Tarif-/Kollektiverträgen (17 Prozent). In Deutschland zeigt sich ein anderes Bild: Hier haben Tarif- und Kollektivverträge laut den Befragten den größten Einfluss auf die Entwicklung der Gehälter. Auf dem zweiten Platz rangiert die Unternehmensperformance. Auch in den meisten Nicht-EU-Ländern wird die wirtschaftliche Lage als größter Einflussfaktor genannt. Eine der Ausnahmen stellt die Schweiz dar. Dort führten die Befragten die Unternehmens- und die individuelle Performance als Hauptfaktoren an.
Unterschiede bei Gehaltszuwächsen je nach Hierarchiestufe
Wie die Befragungsergebnisse weiter zeigen, unterscheiden sich die prognostizierten Gehaltssteigerungen in Europa je nach Hierarchieebene teilweise stark. In vielen Ländern erwarten die Arbeitgeber für Spezialisten und Fachkräfte die stärksten Gehaltssteigerungen. Das gilt auch für Deutschland, wo Unternehmen für diese Gruppe eine Erhöhung um 3,3 Prozent (Inflation unberücksichtigt) vorhersagen. An zweiter Stelle stehen das Top- und Senior-Management mit einem vorhergesagten Gehaltszuwachs von jeweils 3,2 Prozent. Es folgen das mittlere Management mit 2,8 Prozent und das untere Management mit 2,6 Prozent.
Die vollständige Studie mit Ergebnissen für alle 48 untersuchten Länder kann > hier kostenfrei bestellt werden.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.