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Mittelständler zahlt Prämie fürs Fahrradfahren

Auf ihrer Webseite wirbt die Stadt Roth in der Nähe von Nürnberg unter anderem mit ihren „sehr gut ausgeschilderten Radwegen“ um Touristen. Morgens und nachmittags kann man dort aber nicht nur Ortsfremde und begeisterte Hobby-Radfahrer treffen, sondern auch Pendler, die mit dem Rad zur Arbeit fahren. Zum Beispiel zu Mangelberger Elektrotechnik, einem mittelständischen Unternehmen vor den Toren der Stadt. Dort wurden in den vergangenen Jahren nicht nur überdachte Fahrradparkplätze installiert. Wer regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit kommt, erhält eine monatliche Prämie bezahlt.

Deren Einführung hat gewissermaßen eine lange Vorgeschichte. „Wir sind mit amerikanischen Konzernen als Kunden großgeworden“, erinnert sich Geschäftsführer Jürgen Mangelberger, zu dessen Kundenstamm neben deutschen Filialisten wie der Burger-Ketter Hans im Glück vor allem weltbekannte Unternehmen wie McDonald’s und Starbucks gehören. So sei man schon vor rund 20 Jahren mit dem LEED(Leadership in Energy and Environmental Design)-Standard für ökologisches Bauen und den dahinterstehenden Grundsätzen in Kontakt gekommen, und habe sie für die eigenen Firmengebäude auch angewandt.

Jeder Beschäftigte kann Prämie bekommen

Jürgen Mangelberger, Geschäftsführer von Mangelberger Elektrotechnik. (Foto: Unternehmen)
Jürgen Mangelberger, Geschäftsführer von Mangelberger Elektrotechnik. (Foto: Unternehmen)

„Ein Aspekt ist dabei auch die Verringerung der Firmenparkplätze“, erklärt Mangelberger. So habe man von Anfang an auf eine gute Anbindung per ÖPNV geachtet. „Aber es ist trotz allem schwer, die Leute von ihren Autos zu trennen.“ Deshalb habe das Unternehmen es im vergangenen Jahr (gemeinsam mit dem rund 20 Kilometer entfernten Unternehmen Breit Formenbau) einfach mal ausprobiert mit der Prämie – und sei dabei geblieben. Die genaue Höhe der Prämie bleibt ein Geheimnis, sie ist aber so hoch, dass Empfänger sich davon  regelmäßig ein neues Fahrrad oder entsprechende Reparaturen leisten können.

Grundsätzlich könne jeder und jede Beschäftigte die Prämie bekommen. Einzige Voraussetzung sei es, regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. Natürlich nicht zwangsläufig auch bei Glatteis und Schnee, und auch, wer auf dem Weg den Wocheneinkauf machen möchte, darf das Auto nehmen. „Erst wenn wir feststellen, dass jemand in den Sommermonaten über einen längeren Zeitraum täglich mit dem Auto kommt, dann wird die Prämie gestrichen“, sagt Mangelberger. Ansonsten setze er vollständig auf Vertrauen.

Gesunde und fitte Mitarbeiter

Neben den Umwelt- und Platzaspekten – ein Fahrrad benötigt deutlich weniger Parkraum als ein Auto – sieht der Unternehmer vor allem Vorteile im Personalbereich. „Uns geht es auch darum, gesunde Mitarbeiter zu haben“, sagt er. Und eine solche Prämie locke vielleicht auch das eine oder andere Talent an, was in Zeiten des Fachkräftemangels kein zu unterschätzender Faktor ist.

Ein Großteil der Mitarbeitenden kommt, wie im Mittelstand üblich, aus der direkten Umgebung. Doch auch Mitarbeitende mit einer längeren Pendelstrecke können die Prämie bekommen, denn es müsse nicht der ganze Arbeitsweg mit dem Fahrrad zurückgelegt werden „Es ist völlig in Ordnung, mit der S-Bahn zum Rother Bahnhof zu fahren, und von dort dann weiter mit dem Rad“, sagt Mangelberger. Nur das Auto soll es eben nicht sein.

Matthias Schmidt-Stein koordiniert als Chef vom Dienst die Onlineaktivitäten der Personalwirtschaft und leitet die Onlineredaktion. Thematisch beschäftigt er sich insbesondere mit dem Berufsbild HR und Karrieren in der Personalabteilung sowie mit Personalberatungen. Auch zu Vergütungsthemen schreibt und recherchiert er.