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„MyShares“ liefert auf Anhieb gute Quoten

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Die aktienbasierte Mitarbeiterbeteiligung kommt in Deutschland schrittweise voran. Gerade Aktiengesellschaften, die in den großen Indices gelistet sind, legen immer wieder Beteiligungspläne auf. Vor gut einem Jahr hat mit ProSiebenSat.1 ein weiteres DAX-Unternehmen einen Plan für Mitarbeiteraktien ausgerollt – zum ersten Mal und auf Anhieb mit einer Beteiligungsquote von 50 Prozent. Das Programm „MyShares“ ist Bestandteil des leistungsorientierten Vergütungssystems des Medienunternehmens.

 

Performance-Management und Bonus – diese Kopplung stellen immer mehr Unternehmen auf den Prüfstand, vor allem die individuelle Zielkomponente. Anders verfährt die Mediengruppe ProSiebenSat.1. Die Gesellschaft mit Sitz in Unterföhring bei München führt ihre Mitarbeiter nach dem Prinzip „Management by Objectives“. Anhand eines Zielesystems leitet sie aus den Unternehmenszielen kaskadiert Bereichs-, Abteilungs- und individuelle Ziele für Mitarbeiter und Führungskräfte ab. Das Zielesystem ist an ein Bonusmodell geknüpft.

 

2010 hat die Mediengruppe für Führungskräfte das Programm „Performance Development“ eingeführt. Neben der fachlichen Leistung werden dafür auch Faktoren wie das Verhalten als Führungskraft oder unternehmerisches Denken und Handeln beurteilt. Auch das Programm „Performance Development“ ist an ein Bonussystem gekoppelt. Es ermöglicht eine maximale Ausschüttung von 200 Prozent des individuellen Zielbonus. Für ausgewählte Führungskräfte steht zudem seit 2012 ein aktienbasiertes Vergütungsprogramm, der „Group Share Plan“, offen. Auch dieser Baustein ist als Leistungsanreiz angelegt.

 

Erster Aktienkaufplan für Mitarbeiter

 

Es fehlte nur noch ein Aktienkaufplan für Mitarbeiter. Den hat ProSiebenSat.1 im Juli 2016, drei Monate nach dem Aufstieg in den DAX, mit dem Programm „MyShares“ eingeführt. Die Mediengruppe verfolgt damit als wichtigstes Ziel, die Beschäftigten am Unternehmenserfolg zu beteiligen und ihre Identifikation mit dem Arbeitgeber zu stärken. Das ist mit der ersten Tranche auch gelungen, denn fast 50 Prozent aller teilnahmeberechtigten Mitarbeiter – rund 1.800 Personen – haben im vergangenen Jahr Aktien am eigenen Unternehmen erworben.

 

Innerhalb der teilnahmeberechtigten Firmen richtet sich „MyShares“ an alle festangestellten Mitarbeiter, deren Arbeitsverhältnis mindestens seit dem 1. Januar 2016 besteht. Dazu gehören auch Kollegen in ruhenden Arbeitsverhältnissen wie Mutterschutz, Elternzeit oder Sabbatical. Gleiches gilt für Volontäre, Trainees, Auszubildende und duale Studenten.

 

„MyShares“ setzt sich aus drei Komponenten zusammen. Zunächst konnten die teilnahmeberechtigten Beschäftigten 2016 Aktien im Wert von jeweils 120 bis 1.000 Euro kaufen. Die zweite Komponente ist ein steuerbefreites Investment des Arbeitgebers in Höhe von 360 Euro, entsprechend dem Steuerfreibetrag auf Mitarbeiterkapitalbeteiligungen. Schließlich die dritte Komponente: Nach drei Jahren Haltezeit matcht der Arbeitgeber die gehaltenen Anteile im Verhältnis 1:3, so dass die Aktionäre für jeweils drei Anteile eine Aktie gratis bekommen.

 

Programm in Eigenregie entwickelt und ausgerollt

 

Neben Mitarbeitern der Abteilung „Compensation und Benefits“ bestand das Projektteam bei ProSiebenSat.1 aus Fachleuten der Bereiche HR, Finance, IT sowie der internen Kommunikation. Bei der Entwicklung des Plans holte sich das Team zudem externe Beratung ins Haus. Die Kommunikation vor dem Roll-out sowie die Administration übernimmt der Konzern bis heute vollständig selbst. Lediglich die Wertpapierdepots der Belegschaftsaktionäre werden von einer Bank betreut.

 

Die interne Kommunikation des Konzerns hat den Roll-out mit zahlreichen Maßnahmen begleitet. So wurden Plakate entworfen, Informationsmaterial gestaltet und ein Imagefilm gedreht. Auch konnten sich die Mitarbeiter auf mehreren Veranstaltungen sowie über eine Hotline über das Programm informieren. Nachfragen zielten dort vor allem auf die operative Abwicklung und generell auf Investitionen in Aktien ab.

 

Für den Konzern verlief der Roll-out des ersten Beteiligungsplans angesichts einer Beteiligung von fast der Hälfte der Berechtigten erfolgreich. Laut ProSiebenSat.1 entspricht das Aktienprogramm dem Marktstandard. Ein wichtiger Vorteil des Programms sei die Flexibilität, wodurch Kollegen in verschiedenen Funktionen und Abteilungen am Programm nach ihrem eigenen Ermessen teilnehmen könnten. Die Incentiveaktie solle die Beschäftigten zusätzlich motivieren, ihr unternehmerisches Denken und ihre Identifikation fördern sowie die Loyalität mit dem Unternehmen steigern. Tatsächlich sollten Aktien als langfristige Kapitalanlage behandelt werden. Diese Perspektive ist auch wichtig, denn die Performance der Aktie von ProSiebenSat.1 hat nach den ersten zwölf Monaten seit Juni 2016 keinen Kursgewinn erzielt.

 

Einen festen Jahresrhythmus für die Auflage neuer Tranchen will die Mediengruppe bislang nicht einführen. Aktuell plant der Konzern bereits eine neue Runde des Programms, lässt den Zeitpunkt des Starts aber noch offen.

 

Dr. Guido Birkner,

verantwortlicher Redakteur Human Resources

FRANKFURT BUSINESS MEDIA – Der F.A.Z.-Fachverlag

guido.birkner@frankfurt-bm.com

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