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Vor allem Frauen landen in der Teilzeitfalle

Frau arbeitet am PC
Teilzeitbeschäftigung ist vor allem von Frauen geprägt. Foto: © rawpixel

Die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen – immer mehr von ihnen arbeiten jedoch in Teilzeit: Im Jahr 2017 waren es 36 Prozent, über zehn Prozentpunkte mehr als Mitte der 1990er Jahre. Gleichzeitig ist die Stundenlohnlücke zwischen einem Vollzeit- und einem Teilzeitjob deutlich gewachsen, von fünf Prozent Mitte der 1990er Jahre auf mittlerweile rund 17 Prozent. Das sind zentrale Ergebnisse einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Für Katharina Wrohlich, Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics am DIW Berlin, ist die zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen grundsätzlich eine positive Nachricht, da diese durch das eigene Erwerbseinkommen unabhängiger werden. Allerdings stellt sie auch die Nachteile der häufigen Teilzeitbeschäftigung dar:

Der Stundenlohn ist oft geringer, auch weil die Tätigkeiten öfter
einfache und manuelle sind – diese Unterschiede sind zuletzt noch
deutlich größer geworden.

Eindeutige Muster zu erkennen

Die Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), die von Wrohlich und weiteren Studienautorinnen ausgewertet wurden, zeigen eindeutige Muster: Teilzeiterwerbstätigkeit von Frauen ist beispielsweise in Westdeutschland (knapp 40 Prozent im Jahr 2017) deutlich stärker ausgeprägt als in Ostdeutschland (etwa 27 Prozent). Frauen mit niedrigen und mittleren Bildungsabschlüssen arbeiten häufiger in Teilzeit als Frauen mit einem Hochschul- oder Fachhochschulabschluss. Und Teilzeitarbeit ist eher mit manuellen Tätigkeiten, die beispielsweise Reinigungskräfte ausüben, verbunden als mit nicht routinemäßigen kognitiven Tätigkeiten, beispielsweise im Bereich der Forschung und Entwicklung.

Unterschiedliche Aufteilung der Sorgearbeit

Betrachtet man, zu welchen Zeitpunkten ihres Lebens und in welchem Ausmaß Frauen und Männer in Teilzeit erwerbstätig sind, spiegelt sich darin die nach wie vor sehr unterschiedliche Aufteilung der Sorgearbeit wider. Frauen treten in der Phase der Familiengründung beruflich deutlich kürzer und sind meist nur noch in Teilzeit erwerbstätig. Bei mehr als 40 Prozent der erwerbsfähigen Frauen ist das im Alter ab 35 Jahren der Fall, in Westdeutschland sogar bei mehr als jeder zweiten. Männer hingegen weiten ihre Arbeitszeit in dieser Lebensphase sogar oft noch aus. Diese Unterschiede verschwinden im weiteren Lebensverlauf meist nicht mehr: Männer haben bis zum Renteneintritt konstant niedrige Teilzeitquoten, während Frauen oft selbst dann nicht mehr auf eine Vollzeitstelle zurückkehren, wenn die Kinder älter oder sogar schon aus dem Haus sind.

Rückkehrrecht nur ein erster Schritt

Das zum Jahresbeginn eingeführte Rückkehrrecht auf eine Vollzeitstelle ist ein erster Schritt, um Frauen, die ihre Arbeitszeit erhöhen möchten, diese Möglichkeit zu geben. Das Gesetz müsste nach Ansicht der Studienautorinnen aber durch weitere Maßnahmen flankiert werden.

Auch die Familienpolitik muss ihren Beitrag leisten und noch stärker zur
Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen – dazu gehört ein
weiterer Ausbau der Kindertagesbetreuung, vor allem auch im
Grundschulbereich. Außerdem könnte eine Reform des Ehegattensplittings dazu führen, dass
eine Ausweitung der Arbeitszeit für Frauen attraktiver wird, wenn sich
ihr Nettolohn dann stärker erhöht,

so Studienautorin Katharina Wrohlich.