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The new NOW: die Stunde der Benefits

Die Corona-Krise war ein Katalysator für die digitale Transformation. Neben all den negativen Effekten hat sich die erzwungene Umorganisation der Arbeitsabläufe und Arbeitsorte vielfach als Entwicklungsbeschleuniger erwiesen. Dabei haben die zurückliegenden Monate eindrucksvoll gezeigt: Das wichtigste Kapital eines Unternehmens sind die Mitarbeiter. Denn sie machen den Unterschied.

Im Zusammenhang mit den starken Neustrukturierungs- bzw. Wandlungsprozessen in den Unternehmen werden Investitionen künftig vor allem in drei Bereiche fließen (Quelle: Haufe Wirtschaftsumfrage. Befragung von 1.612 Erwerbstätigen Ende April 2020): Den ersten Rang belegt die Digitalisierung, dann folgen Personal & Organisation sowie Marketing & Vertrieb.

Der marxistische Philosoph Antonio Gramsci bezeichnete Krisen 1929 als „Interregnum“, also als eine Art Zwischenherrschaft, in der alte Gewissheiten sterben, das Neue aber noch nicht zur Welt kommen kann. Auch die epochalen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Corona-Krise sind ein solcher Wendepunkt: Die alte Ordnung hat sich aufgelöst. Niemand vermag aktuell verlässlich vorherzusagen, welche Industrien und Geschäftsmodelle überleben werden. Klar ist hingegen, dass in der vielbeschworenen „Neuen Normalität“ das Homeoffice als zentraler Ort der Arbeit nicht mehr wegzudenken ist. Arbeiteten vor der Corona-Pandemie nur 9 Prozent der Beschäftigten in Deutschland regelmäßig von zu Hause (Quelle: Erwerbstätigenbefragung (ETB) 2018, Befragung von 17.000 Erwerbstätigen durch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung BIBB), so zeigte eine repräsentative Erhebung des ifo Instituts im April 2020 (Quelle: Ifo Institut. Studie „Germany’s Capacities to Work from Home“, CESifo Working Paper Reihe, Nr. 8227), dass etwa drei Viertel der Firmen in Deutschland bei der Bewältigung der Krise auf eine verstärkte Nutzung von Homeoffice setzten. Naturgemäß ist der Zugang zu Homeoffice in den verschiedenen Wirtschaftsbranchen ganz unterschiedlich verteilt: von der Finanzindustrie mit einem theoretischen Potential von 89 Prozent bis hin zur Landwirtschaft und dem Baugewerbe mit nur rund 5 Prozent. Einer Vielzahl von Umfragen zufolge, werden über die Corona-Einschränkungen hinaus, rund 35 Prozent der Beschäftigten auch in Zukunft weiter in signifikantem Umfang aus dem Homeoffice heraus arbeiten: Nahezu eine Vervierfachung des Potentials gegenüber vor der Krise. Auch eine Befragung von Sodexo unter HR-Verantwortlichen im Juni 2020 bestätigt dieses Bild (Quelle: Sodexo-Befragung von 350 Personalentscheidern im Zeitraum 04. Juni bis 30. Juni 2020 zu Folgen und Umgang mit der Corona-Epidemie): 40,6 Prozent der Befragten Personalentscheider gaben an, auch in Zukunft verstärkt auf Homeoffice-Lösungen zu setzen.

Dabei stellt der Trend zum Homeoffice eine große Herausforderung für das Team-Building, persönliche Begegnungen und auch die Bindung an den Arbeitgeber dar. Im gleichen Maß in dem Selbstorganisation und Eigenverantwortung in der Distanz wichtiger werden und von den Mitarbeitern mehr Offenheit, Kreativität und Eigeninitiative in der Erledigung von Aufgaben fern des Unternehmensstandortes gefordert sind, schwindet die Sichtbarkeit des Arbeitgebers.

Was also überbrückt diese Distanz? Die Antwort ist einfach: Benefits. Denn Zusatzleistungen wirken bis in die Privatsphäre der Mitarbeiter hinein. Wer zum Beispiel bisher Zugang zu einer Betriebskantine hatte, kann auch im Homeoffice flexibel mit Verpflegungsgutscheinen verpflegt werden (BMF-Schreiben v. 18.1.2019 – IV C 5 – S 2334/08/10006-01, Tz. 3). Eine wertvolle betriebliche Sozialleistung, die zudem auch noch steuerlich gefördert wird. Auf diese Weise sendet der Arbeitgeber ein kraftvolles und an jedem Arbeitstag sichtbares Zeichen seiner Fürsorge.

Gute freiwillige Sozialleistungen sind ein wichtiger Teil einer wertschätzenden Unternehmenskultur, das konstatiert auch das Wissenschaftliche Institut der AOK in seinem Fehlzeiten-Report (Fehlzeiten-Report 2016, sowie Fehlzeiten-Report 2019 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), Befragung von etwa 2.000 Beschäftigten im Frühjahr 2019, inkl. Analysen auf der Grundlage der Daten von 13,9 Millionen AOK-versicherten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.). Gleichzeitig zeigt sich, dass den Mitarbeitern Zusatzleistungen zwar überaus wichtig sind, sie im Arbeitsalltag aber allzu oft vermisst werden.

Und welche Zusatzleistungen werden im Umgang und in der Folge der Corona-Epidemie nun konkret wichtiger? Hier lieferten die befragten Personalentscheider quasi ein Best-of der bekanntesten Gehaltsextras (Quelle: Sodexo-Befragung Folgen und Umgang mit der Corona-Epidemie): Nahezu ein Drittel sprach sich für Vorsorge- und Absicherungsleistungen wie bAV und Krankenzusatzversicherungen aus, ein Viertel für Verpflegungszuschüsse, gefolgt von generellen Zuwendungen und Sonderzahlungen, Mobilitätsangeboten, und eine verbesserte Ausstattung des privaten Arbeitsplatzes rangierte noch vor Angeboten zur Familienunterstützung.

Darüber hinaus braucht es auch Gesundheitsangebote: ein BGM, das vom betrieblichen Gesundheitsmanagement zum persönlichen Gesundheitsmanagement wird und sich stärker nach Hause orientiert. Online-Trainingsangebote können hier genauso ein Baustein sein, wie psychosoziale Unterstützungs- und Beratungsoptionen. Denn im Homeoffice ist zwar die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter viel höher – aber eben leider auch die gefühlte psychische Belastung. Gleichwohl: trotz der höheren psychischen Belastung haben Beschäftigte im Homeoffice mit durchschnittlich 7,7 Tagen geringere Fehlzeiten als solche, die nur am Unternehmenssitz tätig sind (11,9 Tage) (Fehlzeiten-Report 2016, Fehlzeiten-Report 2019 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK). Vieles spricht dennoch für die Entwicklung hybrider Arbeitsmodelle, bei der die Präsenzpflicht nicht komplett durch Arbeit im Homeoffice ersetzt wird, sondern die Vorteile beider Welten optimal miteinander vereint werden.

Nun kann man sicher zurecht fragen, ob in diesen schweren Zeiten, die auch wirtschaftlich für die Unternehmen überaus herausfordernd sind, das Thema Mitarbeiter-Benefits wirklich prioritär sein muss. An einer Fokussierung auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden führt indes gar kein Weg vorbei, sollen Motivation und Produktivität der Beschäftigten nachhaltig gesichert werden.

Wertschätzung und Anerkennung der Leistung der Beschäftigten durch Boni, das hat gerade auch durch die Bundesregierung seinen Ritterschlag erfahren, indem der so genannte Corona-Bonus steuerfrei gestellt wurde. So ergänzte die Bundesregierung mit dem Corona-Steuerhilfegesetz § 3 des Einkommensteuergesetzes dahingehend, dass „Arbeitgeber […] ihren Arbeitnehmern in der Zeit vom 1. März bis zum 31. Dezember 2020 aufgrund der Corona-Krise Beihilfen und Unterstützungen bis zu einem Betrag von 1.500 Euro nach § 3 Nummer 11 EStG steuerfrei in Form von Zuschüssen und Sachbezügen gewähren (können) (siehe auch: BMF-Schreiben vom 9. April 2020, IV C 5 – S 2342/20/10009:001). Dazu kommt auch noch der Kinder-Bonus für Familien als Anerkennung für die besonderen Belastungen während der Corona-Zeit.

Die Politik hat also längst anerkannt, dass gerade jetzt der Einsatz der Mitarbeiter nicht nur mit warmen Worten anerkannt werden muss. Die Arbeitgeberleistung und -fürsorge in Form verschiedenster Zusatzleistungen und Bonifizierungen sichtbar zu machen, ist genau jetzt wirkungsvoller, als jemals zuvor, um die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen.

George Wyrwoll
HR-Experte und Head of Communications
Sodexo Benefits and Rewards Services
George.Wyrwoll(*)sodexo(.)com
www.sodexo-benefits.de