Herr Baas, vor fast drei Jahren hat TUI Group ihr oneShare-Programm für Mitarbeiteraktien gestartet. Wie sieht Ihre Bilanz nach der Ausgabe der ersten vier Tranchen aus?
Jurgen Baas: Wir sind mit oneShare sehr zufrieden, denn wir haben unser Ziel, eine Teilnahmequote von 20 Prozent der berechtigten Mitarbeiter, bereits nach drei Jahren erreicht – und nicht erst 2022, wie ursprünglich geplant. Weltweit beschäftigt die TUI Group rund 70.000 Mitarbeiter. Davon sind diejenigen teilnahmeberechtigt, die in den 25 Ländern arbeiten, in denen wir unseren Plan bisher ausgerollt haben, und die einen geltenden Arbeitsvertrag mit einer Laufzeit von mindestens sechs Monaten haben. Dass jeder fünfte dieser Kollegen teilnimmt, ist ein Erfolg.
Welche Ziele verfolgt TUI mit oneShare?
Jurgen Baas: Es sollte konzernweit ein Instrument eingeführt werden, das einen Beitrag zum Zusammenwachsen des Unternehmens leistet und die Mitarbeiter in der langfristigen Vorsorge unterstützt. Ein Mitarbeiteraktienprogramm bezieht die Kollegen weltweit in gleicher Form ein und lässt sie zusätzlich am Unternehmenserfolg partizipieren. Zum Zeitpunkt der ersten Planung war TUI in der Wahrnehmung der Mitarbeiter ein Verbund verschiedener Unternehmen, zwischen denen es nur einige Gemeinsamkeiten gab. Heute bilden wir eine deutlich stärker vernetzte Einheit. Die Mitarbeiter fühlen sich stärker als Teil eines internationalen Konzerns. Dazu hat oneShare sicherlich einen Teil beigetragen.
Wie ist oneShare gestartet?
Jurgen Baas: Nachdem Vorstand und Aufsichtsrat das Projekt grundlegend beschlossen haben, haben wir von HR 2016 und die ersten Monate des Jahres 2017 genutzt, um einen Equity-Plan zu entwickeln und auszuarbeiten. Im März 2017 konnten wir die erste Tranche ausrollen, und im selben Jahr folgte die zweite Tranche. Seit dem folgte in jedem Jahr im Juli eine weitere Tranche. Der Vorstand entscheidet für jedes Jahr, ob das Programm weitergeführt wird. Das Besondere an unserem Plan ist, dass wir ihn global für alle Länder gleich gestaltet und ausgerollt haben. Insgesamt setzen wir ihn heute in 25 Ländern, in denen wir vertreten sind, ein. Gestartet sind wir in 18 europäischen Staaten. Mit der dritten Tranche im Jahr 2018 sind sieben Länder hinzugekommen, darunter China, Indien, Brasilien und Marokko.
25 Länder bedeuten 25 Steuer- und Aktienrechtsordnungen. Wie haben Sie den administrativen Aufwand gestemmt?
Jurgen Baas: Wir haben das Projekt zu drei Vierteln intern selbst durchgeführt. Darüber hinaus haben wir auf externe Hilfe, zum Beispiel auf eine auf das Thema Mitarbeiteraktienprogramme spezialisierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, zurückgegriffen. Die Steuerung der internen Projektarbeit wurde durch ein Team auf Konzernebene aus dem Bereich unserer HR-Vorständin Dr. Elke Eller geleistet. Es hat mit einem Netzwerk lokaler HR-Kollegen in den teilnehmenden Ländern zusammengearbeitet. Hinzu kamen Kollegen aus anderen involvierten Ressorts wie Tax und Law. Wir haben einen einheitlichen Plan für alle Länder entwickelt und keine Modifizierung für die einzelnen Standorte vorgenommen. Insbesondere haben wir den Plan nicht am jeweiligen Steuer- und Aktienrecht der einzelnen Länder ausgerichtet. Sicher hätten wir hier im Einzelfall unseren Mitarbeitern größere steuerliche Vorteile ermöglichen können, doch wir wollten von Anfang an ein einheitliches globales Programm anbieten. Am Ende hat dieser Ansatz die Teilnahmequote nicht negativ beeinflusst.
Wie sieht der oneShare-Plan im Detail aus?
Jurgen Baas: Die teilnahmeberechtigten Mitarbeiter legen bei jeder Tranche Anfang Juli fest, welchen Betrag sie monatlich aus ihrem Nettogehalt in TUI-Aktien umwandeln lassen wollen. Er kann zwischen 25 und 500 Euro pro Monat betragen. Ab August zieht der Arbeitgeber dann den Betrag vom Nettogehalt ab und rechnet ihn anhand des jeweiligen Referenzkurses abzüglich des Discounts von 20 Prozent monatlich in virtuelle Aktien um. Nach dem Ende des Investitionszeitraums von 12 Monaten werden für diese virtuellen Aktien echte Aktien der TUI AG in ein Verwahrdepot eingebucht. Sie berechtigen den Teilnehmer zur Zuteilung kostenloser Matching-Aktien nach Ablauf der Veräußerungssperre im Verhältnis drei zu eins. Für drei Aktien im Depot gibt TUI also eine Aktien gratis dazu. Zudem berechtigen die Aktien während der Veräußerungssperre zu Stimmrechten auf der Hauptversammlung und zum Erhalt einer Dividende, sofern diese gewährt wird. Auf die Investment-Aktien gewährte Dividenden werden in TUI-Aktien reinvestiert. Unter dem Strich dürfen die Mitarbeiter frühestens zwei Jahre nach dem Ende eines Investmentzeitraums ihre TUI-Anteile verkaufen. Ein zusätzlicher Benefit sind die sogenannten Golden Shares. Diese wurden zusätzlich in der dritten und vierten Tranche ausgegeben. Das waren jeweils zwölf TUI-Aktien, die jeder oneShare-Teilnehmer geschenkt bekommen hat. Voraussetzung dafür ist, dass die TUI Group im vorangegangenen Geschäftsjahr bestimmte Wachstumsziele erreicht hat. Diese Situation hatten wir nach den Geschäftsjahren 2017 und 2018. Das Instrument wurde auf Initiative des Konzernbetriebsrats eingeführt – auch um Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit niedrigen monatlichen Investmentbeträgen einen zusätzlichen Anreiz zu bieten.
In welchen Ländern ist die Beteiligung am höchsten?
Jurgen Baas: Eindeutig ist die Beteiligung in Großbritannien am größten. Darauf folgt Deutschland, wobei wir hier anfangs noch Zurückhaltung bei den Mitarbeitern beobachtet haben, doch das hat sich gelegt. Überdurchschnittlich hoch sind auch die Beteiligungsquoten in Belgien, den Niederlanden und den skandinavischen Ländern. Schwächer sehen die Vergleichswerte im Mittelmeerraum aus. Insgesamt wandeln unsere Mitarbeiter konzernweit im Durchschnitt etwa 175 Euro pro Monat in Belegschaftsaktien um.
Die hohe Beteiligung von 20 Prozent der weltweiten Mitarbeiter erklärt sich auch mit einer intensiven Kommunikation. Wie haben Sie die TUI-Mitarbeiter in 25 Ländern über oneShare informiert?
Jurgen Baas: Alles lief über unsere interne Kommunikation in der Konzernzentrale in Hannover. Zudem haben wir mit einer Münchner Agentur zusammengearbeitet. Wir haben die Mitarbeiter über verschiedene Kanäle angesprochen, über das Intranet, mit Broschüren, in Roadshows, über globale Newsletter und in einer Posterkampagne. Die Materialien inklusive Rechenbeispiele und umfassende Informationen rund um ein Aktieninvestment haben wir den Kollegen weltweit in 16 Sprachen zur Verfügung gestellt. In der Hochphase unserer Kampagne waren die Informationsseiten zu oneShare die am meisten besuchen Seiten im TUI-Intranet.
oneShare ist also ein wirklicher Benefit für Mitarbeiter?
Jurgen Baas: Auf jeden Fall! Wir wollen unsere Mitarbeiter am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmen teilhaben lassen. Jeder Aktienkurs hat seine Ups und Downs, auch der von TUI. Umso wichtiger ist es, in der Kommunikation rund um solche Programme auf Chancen und Risiken hinzuweisen. Ich habe den Eindruck, viele oneShare-Teilnehmer sehen ein Aktieninvestment eher langfristig und können solche manchmal volatilen Entwicklungen gut einschätzen.