Wenn in Unternehmen die Vergütung individuell ausgehandelt wird, kann es leicht zu Ungleichgewichten zwischen Mitarbeitern gleicher Position kommen. Eine Vergütungsstruktur und eine einheitliche Grundvergütung für jede Stelle können helfen, Unzufriedenheit unter Mitarbeitern zu vermeiden. Das ist gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wichtig, in denen es schwierig ist, passende Talente zu finden.
Grundvergütung anhand von Stellenanforderungen
Eine gerechte Grundlage für die Ermittlung einer einheitlichen Grundvergütung kann eine analytische Bewertungsmethode sein. Dabei orientiert sich die Grundvergütung an objektiven Kriterien. Das sind in der Regel die Kompetenzen, die ein Bewerber für eine bestimmte Stelle mitbringen muss. Darunter unter anderem seine Ausbildung, gegebenenfalls fachspezifische Kenntnisse und berufliche Erfahrung. Diese können durch Kriterien wie Betriebszugehörigkeit und Führungsverantwortung ergänzt werden. Am einfachsten ist es, objektive Kriterien zugrunde zu legen.
Zusätzlich zu den harten Faktoren können weiche Faktoren einbezogen werden wie etwa die Teamfähigkeit eines Mitarbeiters, dessen Einsatz für das Unternehmen, seine Kreativität oder auch Kompetenzen in Bezug auf Kommunikation, Teambuilding und Kooperation.
Alle diese Anforderungen sind die Grundlage einer Bewertungsmatrix und werden in verschiedene Merkmalstufen unterteilt. Es empfiehlt sich, nur wenige Stufen einzuführen, damit das System nicht zu komplex wird.
Anforderungen gewichten
Im nächsten Schritt werden die Anforderungen gewichtet. Jeder Anforderungsstufe ordnet das Unternehmen einen Punktwert zu. Ebenso bekommt jede Stufe einen Punktwert. Die Punkte kann ein Unternehmen individuell, passend zu seinen betrieblichen Anforderungen, festlegen.
Schließlich multipliziert das Unternehmen die Punktzahlen von Anforderung und Stufe. Die sich zu jeder Anforderung ergebenden Werte müssen addiert werden. Das Ergebnis ist der Gesamtanforderungswert einer bestimmten Stelle. Aufgrund dessen kann das Unternehmen für jede Stelle eine Grundvergütung ausrechnen. Dazu muss es jedem Anforderungspunkt einen bestimmten Geldbetrag zuordnen.
Zu der Grundvergütung können variable Gehaltsbestandteile hinzukommen, die beispielweise die Leistung eines einzelnen oder eines Teams abbilden oder sich am Erfolg des gesamten Unternehmens bemessen.
Umstellung auf Grundvergütung kann zeitintensiv sein
Das Bewertungssystem kann das Unternehmen entweder auf die gesamte Belegschaft oder auf einzelne Geschäftsbereiche anwenden. Für den einzelnen Mitarbeiter zeigt das Ergebnis an, wo er innerhalb der Hierarchie steht.
Wenn ein Unternehmen auf das System der Grundvergütung umstellt, kann es sein, dass die Sollwerte zunächst nicht mit den tatsächlich ausgezahlten Gehältern übereinstimmen. In diesem Fall muss mittelfristig eine Anpassung erfolgen. Da Mitarbeiter Gehaltskürzungen nicht akzeptieren werden, kann ein Unternehmen sich den Sollwerten schrittweise annähern, indem es bei künftigen Gehaltsrunden die Gehälter unterschiedlich erhöht und das auch seinen Mitarbeitern kommuniziert.
Auf diese Weise kann das Unternehmen mittelfristig Ist- und Sollwerte einander annähern. Rekrutiert ein Unternehmen während dieses Anpassungsprozesses neue Mitarbeiter, können diese direkt in ihre Stufe eingruppiert werden.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.