Am Ausbildungsplatz ausbilden - Wie bilde ich erfolgreich am Arbeitsplatz aus?
Schritt für Schritt durch den Ausbildungsprozess.So gehen Sie vor!
- Bestimmen Sie die Ausbildungsinhalte für das Lernen durch Mitarbeit.
- Übertragen Sie Ausbildungsaufgaben an die Betriebsabteilungen.
- Wirken Sie bei der Ausbildungsorganisation an den Arbeitsplätzen mit.
- ewerten Sie die mögliche Wertschöpfung durch Ausbildung und Mitarbeit.
Lerort Arbeitsplatz
Der Lernort Arbeitsplatz und damit die Ausbildung im Geschäftsprozess ist in der Berufsausbildung ein unverzichtbarer Bestandteil einer Ausbildung. Ausbildung im Geschäftsprozess ermöglicht in der realen Berufswelt mit ihren Umfeldern Berufserfahrungen, die in Einrichtungen wie Ausbildungswerkstätten, -labors und -büros so nicht erworben werden können. Gleichwohl erfüllen diese Einrichtungen eine wichtige Funktion, um Ausbildungsinhalte der Grundausbildung oder der Fachausbildung mit höheren Anforderungen ungestört von den üblichen Betriebsabläufen vermitteln zu können.
Lernen durch Mitarbeit
Im Ausbildungsrahmenplan der jeweiligen Ausbildungsordnung sind die Inhalte mit den zugeordneten Zeitrichtwerten ausgewiesen, die vom Ausbildungsbetrieb zu vermitteln sind. Der Ausbildende legt mit der „Sachlichen und zeitlichen Gliederung“ fest, wo die Ausbildung erfolgen soll.
Übertragung von Ausbildungsaufgaben
Die Durchführung von Ausbildungsaufgaben in Betriebsabteilungen setzt eine detaillierte Abstimmung von Ausbildungsleitung und Abteilungsleitungen vo¬raus. Informieren Sie den zuständigen Personenkreis umfassend und prüfen Sie, ob die Verantwortlichkeit für die Ausbildung auf nebenamtlich tätige Ausbildungsbeauftragte übertragen werden kann.
Gestalten Sie die Ausbildung so, dass neben den Fertigkeiten und Kenntnissen auch Berufserfahrungen mit einer ausreichenden Verweildauer erworben werden können. Es kommt nicht auf die Vielzahl von Betriebsabteilungen an, die von den Auszubildenden zu absolvieren sind, sondern darauf, dass eine ausreichende Intensität der Ausbildung erreicht werden kann.
Organisation der Ausbildung an den Arbeitsplätzen
Vor allem die in den letzten drei Jahrzehnten entwickelten modernen Ausbildungsordnungen haben gemeinsam eine umfassende berufliche Handlungsfähigkeit zum Ziel. Fördern Sie diese Zielsetzung dadurch, dass Sie mit der Ausbildung an den Arbeitsplätzen einen Schwerpunkt bilden.
Bestimmen Sie die Arbeitsplätze, an denen die ausgewiesenen Ausbildungsinhalte innerhalb der Fachausbildung durch das „Lernen durch Mitarbeit“ vermittelt werden können.
Das Lernen durch Mitarbeit kann mit den Auszubildenden einzeln oder – wenn möglich – in Kleingruppen organisiert werden. In der gewerblichen Ausbildung hat es sich bewährt, den Ausbildungsbeauftragten mit einer Gruppe Auszubildender Teilaufgaben in der Produktion oder Montage zu übertragen. Vergleichbar kann auch in der kaufmännischen Ausbildung die Ausbildung im Geschäftsprozess durch die Beauftragung Auszubildender mit Teilaufgaben, z. B. in der Verwaltung oder im Vertrieb, organisiert werden.
Erfahrungen zeigen, dass Auszubildende ein hohes Maß an Identifikation mit der Aufgabe, Leistungsbereitschaft und Teamfähigkeit erbringen, wenn ihnen Verantwortung und Selbstständigkeit abverlangt wird.
Wertschöpfung durch Mitarbeit
In einer auf Qualität und Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Ausbildung erbringen Auszubildende durch gelenktes Lernen am Arbeitsplatz produktive Leis¬tungen, die als Erträge die Brutto-Ausbildungskosten nennenswert kompensieren.
Wenn damit der Aufwand für die betriebliche Ausbildung angesprochen wird, dann ist jedoch darauf hinzuweisen, dass Auszubildende nicht vor allem als eine betriebswirtschaftliche Größe zu bewerten sind. Die Heranführung von Auszubildenden zu Fachkräften, die als Mitarbeiter die Leistungsfähigkeit des Betriebes festigen und stärken sollen, ist vor allem eine Investition in die Zukunft – wie alle anderen Investitionen auch. Dennoch darf die Wirtschaftlichkeit der Ausbildungsaktivitäten nicht außer Acht gelassen werden. Durch die Mitarbeit der Auszubildenden im Geschäftsprozess wird nicht nur der Lernprozess gefördert, sondern es werden auch Leistungen erbracht, die zum Betriebsergebnis beitragen.
Beachten Sie diesen Aspekt der betrieblichen Bildungsarbeit mit Kreativität und machen Sie deutlich, welcher Nutzen durch Ausbildung entsteht.
Zur Orientierung
Beispielhaft wird die von Auszubildenden erbrachte Wertschöpfung eines fiktiven mittelständischen Unternehmens dargestellt:
Laut Ausbildungsplan werden die gewerblichen Auszubildenden des 2. bis 4. Ausbildungsjahres von insgesamt 30 Monaten – davon 20 Monate in den Betriebsabteilungen – auftragsbezogen durch Mitarbeit ausgebildet. Nach Abzug der im Betrieb ausfallenden Tage, wie Berufsschule, Urlaub und sonstigen Fehltage, ergeben sich rechnerisch 250 Ausbildungstage im Betrieb mit jeweils sieben Arbeitsstunden. Damit werden insgesamt 1.750 Arbeitsstunden je Auszubildenden für diesen Zeitraum geleistet, die bei einem durchschnittlichen Leistungsfaktor von etwa 60 % bezogen auf die Leistung einer Fachkraft, 1.050 (abgerundet 1.000) Fachkräftestunden entsprechen. Diese Stundenleistung kann mit dem betriebsüblichen Verrechnungssatz bewertet und als Ertrag den Brutto-Ausbildungskosten gegenübergestellt werden. In vergleichbarer Weise kann für die kaufmännische Ausbildung die Mitarbeit der Auszubildenden in den Betriebsabteilungen bewertet werden.
Empfehlung:
Überprüfen Sie diese Kalkulation für Ihren Ausbildungsbereich!
Autor: Dr. Günter Cramer
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