Ausbildungsbegleitung - Wie sichere ich Unterstützung und Begleitung für die Auszubildenden?
Schritt für Schritt durch den Ausbildungsprozess.So gehen Sie vor!
- Erstellen Sie ein Begleitungskonzept.
- Schaffen Sie Regeln und Standards.
- Führen Sie situative Gespräche.
- Gestalten Sie den Grundsatz "Fordern statt verwöhnen".
- Zeigen Sie Ihren Auszubildenden die reale Arbeitswelt.
Erstellen Sie ein Begleitungskonzept
Was möchten Sie durch Ihre Begleitung von Auszubildenden erreichen? Gezielte Betreuung? Selbstständigkeit? Dann sollte dies auch in Ihrem Beglei¬tungskonzept berücksichtigt werden. Keine Begleitung ist dann genauso schädlich wie zu viel Begleitung. Hilfe zur Selbsthilfe verlangt einen entsprechenden (Gesprächs-)Führungsstil.
Es können Regelgespräche und situative Gespräche geführt werden. Regelgespräche finden standardmäßig im Verlauf der Ausbildung statt. Hierzu gehört das Integrationsgespräch zu Beginn der Ausbildung. Ziel dabei ist es, den Auszubildenden möglichst schnell in die Kultur des Unternehmens zu integrieren. Sicherheit zu empfinden, ist die Voraussetzung für Offenheit und Vertrauen.
Danach kann ein Probezeitabschlussgespräch stattfinden.
Nach einem Jahr erfolgt das erste Jahresgespräch, bei dem das erste Ausbildungsjahr reflektiert und das kommende Ausbildungsjahr fokussiert wird. Was wird vom Auszubildenden im kommenden Jahr erwartet? Was wird ihm geboten? Wer hat was zu bringen bzw. einzufordern? Welche Abteilungen sind seitens des Auszubildenden gewünscht? Diese und weitere Fragestellungen gilt es zu besprechen und festzuhalten.
Nach einem weiteren Jahr erfolgt das „Vertiefungsgespräch“, bei dem gemeinsam mit dem Auszubildenden eruiert wird, ob und in welchen Unternehmensbereich er sich hineinentwickeln oder in welchen Bereich er evtl. übernommen werden möchte. Möglicherweise gelingt es, in diesem Aufgabenfeld eine Übernahmestelle zu schaffen. So kann der Auszubildende dort dann auch eine Abschlussarbeit erstellen.
In einem Abschlussgespräch wird die gesamte Ausbildungszeit reflektiert und Hilfestellungen für das zukünftige Berufsleben abgeleitet. Dazu gehört z. B. die Information, was den Auszubildenden als „frischen Mitarbeiter“ erwartet, wenn er in vorhandene Teamstrukturen integriert werden bzw. sich selbst integrieren soll.
Schaffen Sie Regeln und Standards
Zur Ausbildungsbegleitung gehört das Einfordern und Einhalten von Regeln und Standards. Dazu gehören sicherlich gesetzliche, tarifliche und betriebliche Regelungen. Damit sie der Auszubildende kennt, sollten Sie sie ihm vorstellen.
Zudem gibt es weitere Regeln, die aus Sicht der Auszubildenden definiert sein sollten: „Wie muss ich mich krank melden?“, „Wie muss ich Urlaub/Zeitguthaben beantragen?“, „Was möchte der Ausbilder über meine schulischen Leistungen erfahren?“ etc.
Nur wenn Sie solche „Verhaltensstandards“ festgelegt haben, können Sie diese einfordern – und nur dann weiß der Auszubildende, wann er vom Normverhalten abweicht.
Ein Standard ist auch die frühzeitige Terminierung und die Vorbereitung der Regelgespräche.
Führen Sie situative Gespräche
Nicht immer läuft alles so, wie Sie es sich wünschen. Wenn Auszubildende von den definierten Standards abweichen, muss dies thematisiert werden. Reagieren Sie nicht, dann verwässern die Regeln. Daher sind auch in bestimmten Situationen Gespräche erforderlich.
Begleiten Sie aktiv Ihre Auszubildenden, sodass diese sich innerhalb der Leitplanken im Unternehmen „bewegen“. Sorgen Sie durch Kritikgespräche, die sehr sachlich zu führen sind, dafür, dass der Auszubildende wieder zurück zur Normalleistung kommt. Führen Sie aber auch „Motivationsgespräche“, wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Auszubildender „noch mehr“ zu leisten im Stande ist. Diese sind eher persönlich und fürsorglich zu führen.
Situative Gespräche tragen – wenn inhaltlich richtig und zeitnah geführt – maßgeblich dazu bei, dass Sie Ihre Auszubildenden durch die Ausbildung begleiten. Und die Gespräche werden bei entsprechender Transparenz auch akzeptiert.
Gestalten Sie den Grundsatz „Fordern statt verwöhnen“
Junge Menschen streben danach, Spuren hinterlassen zu können. Doch wie ist dies während der Ausbildung möglich? Schaffen Sie die Möglichkeit, dass Jugendliche ihre Spuren auch nach längerer Zeit noch erkennen können. Sie schaffen dadurch eine hohe Identifikation zwischen den Auszubildenden und „ihrer“ Ausbildung.
Die „Spur“ ist dabei umso deutlicher, je herausfordernder die zu bewältigende Aufgabe war. Was alle können, ist nichts Besonders. Was wenige können, ist eine Herausforderung. Was sehr wenige können, ist Motivation. Fordern Sie daher Ihre Auszubildenden. Fordern Sie sie heraus – und bewahren Sie Ihre Auszubildenden vor zu starker Verwöhnung. Sie erziehen sie dabei nur zur Unselbstständigkeit.
Versuchen Sie daher, Ihre Auszubildenden zu Spitzenleistungen zu befähigen. Entwickeln Sie Ihre Auszubildenden gezielt. Ihre Auszubildenden werden es Ihnen durch Spitzenleistungen danken.
Ein wichtiges Instrument bei der Ausbildungsbegleitung ist die Beurteilung. Immer nach einem Ausbildungsabschnitt sehnt der Auszubildende nach innerer Reflexion. Seien Sie konstruktiv kritisch. Seien Sie nicht zu seicht – Auszubildende wollen ein Feedback. Es muss nachvollziehbar und transparent sein. Die Ausbildungsabschnittsbeurteilung ist hierfür prädestiniert. Berücksichtigen Sie dabei das Können Ihrer Auszubildenden. Stärken stärken – Schwächen schwächen.
Fordern Sie schon frühzeitig vor Ausbildungsende vom Auszubildenden seine Vorstellungen ein, wie es nach der Ausbildung weitergehen soll. Sie haben dann noch Zeit, ihm evtl. weitere Versetzungsabteilungen zu ermöglichen und die Versetzungsplanung nach seinen Talenten auszurichten.
Zeigen Sie Ihren Auszubildenden die reale Arbeitswelt
Ausbildung hat das Ziel, Menschen auf die reale Berufs- und Arbeitswelt vorzubereiten. Dazu gehört es, dem Auszubildenden möglichst früh die reale Arbeitswelt zu zeigen. Die reale Arbeitswelt erlebt man am besten außerhalb der Ausbildungsabteilung bzw. eines Ausbildungszentrums. So stellen Sie sicher, dass Ihre Auszubildenden reale Vorstellungen von zukünftigen Einsatzmöglichkeiten kennenlernen. Sie sind dann nicht enttäuscht und frustriert, wenn sie nach einer abwechslungsreichen Ausbildung nach der Prüfung dauerhaft nur in einer Abteilung eingesetzt werden und nicht nach mehreren Wochen neue Kollegen und Führungskräfte kennenlernen.
Die Identifikation mit dem Unternehmen muss stabil sein und darf nicht an Bedingungen geknüpft werden. Dies gilt es durch eine gezielte Ausbildungsbegleitung zu erreichen.
Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt!
Autor: Stefan F. Dietl
Zurück zur Kompaktwissen-Übersicht