Gruppen ausbilden, unterrichten und unterweisen - Wie bilde ich Gruppen aus und welche Methoden setze ich ein?
Schritt für Schritt durch den Ausbildungsprozess.So gehen Sie vor!
- Holen Sie die Gruppe thematisch dort ab, wo sie steht.
- Variieren Sie zwischen gemeinschaftlichem und individualisiertem Unterricht.
- Setzen Sie unterschiedliche Methoden ein.
- Erkennen und berücksichtigen Sie unterschiedliche Leistungsstände und gehen Sie gezielt vor.
- Stellen Sie Lernerfolg sicher.
Vorteile und Herausforderung: Ausbildung in Gruppen
Häufig erklärt ein Ausbilder einer gesamten Gruppe von Auszubildenden ein Thema. Diese „Unterrichtssituation“ findet vorwiegend in einem entsprechenden Raum statt, wo ungestört Inhalte vermittelt werden können.
Der Vorteil der Gruppenunterweisung liegt auf der Hand: Einmal erklärt und viele hören es gleichzeitig. Dies ist zeitökonomisch sehr wirtschaftlich. Doch darin besteht auch die große Herausforderung. Wenn etwas falsch erklärt wird, lernen es alle falsch. Wenn undeutlich erklärt wird, versteht es keiner. Diese Kommunikationsstruktur (auch Gespann genannt) erfordert, dass die Lernenden von vornherein aufgemuntert werden, Fragen zu stellen. Es soll kein einseitiger Frontalunterricht entstehen, bei dem die Lernenden die Informationen passiv konsumieren.
Vorbereitung: Gruppe dort abholen, wo sie steht
Überlegen Sie, welche Vorkenntnisse die Gruppe vor Ihrer Unterweisung haben könnte. Gehen Sie davon aus, dass es durchaus Auszubildende gibt, die schon etwas weiter sind, und welche, die hinterher sind. Stellen Sie sich auf unterschiedliche Lernniveaus ein. Bereiten Sie sich mental wie auch inhaltlich auf diese Situation vor.
Gemeinschaftlicher Unterricht
Gemeinschaftlicher Unterricht erfordert, dass Sie die Lernenden für ein Thema interessieren. Dies kann durch Betroffenheit erzielt werden oder indem Sie von Erfahrungen berichten, von denen die Lernenden profitieren können. Ein durchaus interessanter Einstieg ist das „Storytelling“. Erfinden Sie eine kleine Geschichte, die erst im zweiten Moment mit dem Lernstoff zu tun hat.
Gehen Sie davon aus, dass es auch einmal zu Störungen im Unterricht kommen kann. Beachten Sie dabei Ihre Zielgruppe: Auszubildende, die eher Bewegung gewohnt sind, tun sich evtl. schwer, längere Zeit in einem Schulungsraum zu sitzen. Aktivieren Sie Ihre Gruppe immer wieder. Bereiten Sie daher auch kleinere praktische Übungen vor.
Wenn Sie längere Zeit mit Ihren Auszubildenden zusammen sind, hilft durchaus ein „sozialer Wertevertrag“. Lassen Sie dazu Ihre Auszubildenden die Werte aufschreiben, die Ihnen wichtig sind. Bringen Sie selbst auch Ihre Werte ein (z. B. aufmerksam, pünktlich, offen, ehrlich). Komprimieren Sie diese auf etwa zehn Werte und schreiben Sie sie auf ein Flipchart auf. Dieses lassen Sie von jedem Auszubildenden unterschreiben – und Sie selbst unterschreiben es auch. Dieses Plakat kann sowohl im Schulungsraum als auch in einer Ausbildungswerkstatt aufgehängt werden – und somit auch in Unterrichtssituationen integriert werden.
Individualisierte Ausbildung in Gruppen
Nur selten lernen alle Lernenden in einer Gruppe gleich und gleich schnell. Oftmals hat jemand einen höheren Wissensstand als die anderen und so besteht die Gefahr, dass sich dieser Auszubildende langweilt und dann für Unruhe sorgt oder andere ablenkt. Vielleicht möchte er sich auch bei den anderen profilieren. Andere dagegen tun sich mit den Lerninhalten sehr schwer und müssen intensiver betreut werden. Wenn Sie nun Ihren Unterricht „durchziehen“, „verlieren“ Sie einige Ihrer Auszubildenden.
Wie der Wissensstand Ihrer Auszubildenden ist, erfahren Sie beispielsweise über einen kleinen „Einstiegstest“. So erfahren Sie etwas über das Niveau der Gruppe, aber auch über jeden Einzelnen.
Bereiten Sie daher Lernaufgaben auf unterschiedlichstem Niveau vor. Denken Sie daran, mehrere Methoden vorzubereiten, dann haben Sie die Möglichkeit, je nach Lerntyp Aufgaben zu erteilen. So kann sich der „Schnell-Lerner“ an Themen „festbeißen“, denn der Ehrgeiz, schwere Aufgaben lösen zu können, kann vorausgesetzt werden, da er ja sein Gesicht vor der Gruppe nicht verlieren will. Währenddessen können Sie sich in dieser Zeit eher den Auszubildenden widmen, die ausführlichere Erklärungen benötigen.
Methoden
Für die Ausbildung von Gruppen sind mehrere Methoden geeignet.
Beim klassischen Frontalunterricht lehrt der Lehrende – aber der Lernende lernt nicht automatisch. Achten Sie daher auf Struktur, Klarheit und Nachvollziehbarkeit Ihrer Informationen. Bereiten Sie ein Handout vor, falls einer Ihrer Auszubildenden Themen nochmals nachlesen möchte.
Fallstudien sind durchaus für den „Schnell-Lerner“ geeignet. So können Sie ihn kurzzeitig beschäftigen. Kreieren Sie unterschiedliche Situationen (z. B. Bilanzen bei einer Bilanzanalyse, verschiedene Angebote, wenn es um Angebotsvergleiche geht oder auch verschiedene pneumatische Schaltungen, in denen ein Fehler gefunden werden muss).
Bei der Kleingruppenarbeit bekommen immer zwei oder drei Auszubildende ein kleineres Thema zu bearbeiten. Spannend wird es, wenn jede Kleingruppe ein anderes Thema gestellt bekommt. Dadurch bekommen Sie mehrere Themen in kurzer Zeit bearbeitet und es kann nicht „abgeschrieben“ werden.
In Arbeitsblättern können Sie beispielsweise Lückentexte integrieren oder auch Texte, in die Fachbegriffe eingefügt werden müssen. Sie können auch „Ankreuzfragen“ stellen (richtig/falsch, Reihenfolgen festlegen, Aussagen einander zuordnen).
Setzen Sie unterschiedliche Medien ein. Bei einer Gruppe von zehn bis 20 Auszubildenden stehen Flipchart, Moderationstafel, Overhead, Beamer, Modelle, Arbeitsblätter etc. zur Auswahl. Achten Sie auf den richtigen Einsatz der Medien. Und bereiten Sie den Medieneinsatz gezielt vor.
Lernerfolg erkennen
Wie erfolgreich Ihr Ausbilden in einer Gruppe war, können Sie durch einen kleinen „Ausstiegscheck“ erfahren. Idealerweise wird dabei das Ergebnis aus dem „Eingangscheck“ herangezogen und das Ergebnis jedes Einzelnen betrachtet. Dieses kann auch eine gute Grundlage für darauffolgende Fördergespräche sein.
Holen Sie sich ein Feedback ein! Zeigen Sie den Auszubildenden, dass Sie an einem Feedback Ihrer Auszubildenden interessiert sind. Dies kann mit einem kurzen „Blitzlicht-Feedback“ erfolgen oder auch anhand eines ausführlicheren „Fünf-Spalten-Feedbacks“, bei dem drei/vier Aspekte („verständlich“ – „Nachvollziehbarkeit“ – „hilfreich für den praktischen Gebrauch“ etc.) bewertet werden. Lassen Sie diese Punkte in eine der fünf Spalten (++ / + / = / – / – –) kleben.
Autor: Autor: Stefan F. Dietl
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