Medieneinsatz - Welche Medien setze ich in der Ausbildung ein? So gehen Sie vor!
Schritt für Schritt durch den Ausbildungsprozess.So gehen Sie vor!
- Strukturieren Sie den Ausbildungsablauf unter mediendidaktischen Gesichtspunkten.
- Wählen Sie die für Ihre Auszubildenden und die jeweilige Lernsituation passenden Medien aus.
- Setzen Sie die Medien entsprechend Ihren Planungen ein. Ergänzen/ändern Sie spontan Ihre Planungen, wenn sich im Ausbildungsverlauf bessere Lösungen anbieten oder Auszubildende bessere Lösungen vorschlagen.
Strukturieren Sie die Ausbildung mediendidaktisch
In der dualen Berufsausbildung sind die Arbeitsprozesse in der Regel die anschaulichsten und aussagekräftigsten Medien im Lernprozess und für den Erwerb der beruflichen Handlungsfähigkeit unabdingbar. Da jedoch das Lernen in der Praxis nicht ohne Weiteres die Erfassung des Ganzen und den Einblick in die technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge vermittelt, ist der Einsatz von eigenen oder auf dem Markt verfügbaren Lernmedien zur Veranschaulichung hilfreich.
Arten von Medien
- Visuelle Medien mit Texten und Bildern, wie Bücher, Arbeitsblätter, Skizzen, Handzeichnungen, Wandtafeln, Wandkarten, Stellwände, Arbeitsprojektor, Beamer mit Power-Point, Dia-Projektion etc.
Flexibler Einsatz zur Unterstützung des vortragenden, erläuternden Ausbilders ist möglich. - Auditive Medien: CD, DVD, Film etc. Diese Medien sind in sich geschlossene didaktische Elemente, die in den Lernprozess „eingebaut“ werden müssen.
- Multimediale Medienanwendung kombiniert die genannten Medien in flexibler Weise und unterstützt, fördert und beeinflusst so Wahrnehmungsprozesse. Gefährdet bei mangelhafter Anwendung den Ausbildungserfolg.
Der Einsatz von Medien folgt jedoch einer eigenständigen Didaktik, die in die didaktische Planung der Ausbildung eingepasst werden muss. Sie zeigt sich unter anderem in folgenden Abläufen:
- Einarbeiten in mediengestützte Aufgaben,
- Präsentation von Informationen, z. B. Veranschaulichung theoretischer Sachverhalte,
- Interaktion zwischen Ausbilder und Lerngruppe mit Medienunterstützung,
- Ablaufsteuerung (Definition von Lernschritten, etwa Kombination von Lernen im Arbeitsprozess und Medieneinsatz), individualisiertes Lernen, kooperatives Lernen in der Gruppe, handlungs- und aufgabenorientiertes Lernen mit Medien,
- Lernstandsanzeigen, Wissensanwendung und -überprüfung mit medialer Unterstützung, z. B. Power-Point-Präsentation durch Auszubildende.
Tutorielle Medien
Tutorielle Medien werden vom Ausbilder begleitet und sind besonders geeignet zum Erwerb fachtheoretischer Inhalte und zum Aufbau von beruflichen Begriffswelten. Zudem können sie den Erwerb von Fähigkeiten und Fertigkeiten wirksam unterstützen. Sie sind Bestandteil des didaktischen Konzepts des Ausbilders.
Trainings- und Übungsprogramme
(Drill Practice) sind stark gesteuert, haben feste Präsentationsformen und lassen dem Lernenden nur wenig Einfluss auf den Lernablauf. Sie dienen dem Einüben bestimmter Arbeitsabläufe und von Faktenwissen und haben deshalb ihren Platz in komplexen Lernmethoden.
Medial unterstütztes selbstgesteuertes Lernen
Hierbei handelt es sich um eine Kombination moderner Medien, die es dem Lernenden erlauben, den Lernprozess komplett selbst zu steuern: in den Zielen, Inhalten, Methoden, den Präsentationsformen, der Kontrolle, Zeit, Ort, Partner. Es erfordert einen hohen Grad an Selbstverantwortung und der Kenntnis verschiedener Lernstrategien, um diese Form des Lernens mit Medien erfolgreich zu gestalten.
Wählen Sie die benötigten geeigneten Medien aus
Eine besondere Herausforderung für Ausbilderinnen und Ausbilder stellt die Auswahl geeigneter Medien aus der Vielzahl des Angebots dar.
Welche Medien sind für meine Auszubildenden und im Hinblick auf deren Lernziele am besten geeignet?
Zwei Merkmale ermöglichen eine Vorauswahl auf dem unübersichtlichen Markt:
Der Qualitäts- und der Motivationsfaktor
Qualitativ hochwertige Medien zeichnen sich durch präzise Angaben zu den wichtigsten Auswahlkriterien aus:
- Wer ist Adressat? (Lerner in Ausbildung, Fortbildung; Grundbildung, Fachbildung; Berufsfeld, Beruf; Vorkenntnisse etc.)
- Welches sind die Lernziele?
- Welche Themen werden behandelt?
- In welchen Abschnitt der praktischen Ausbildung „passt“ das Medium?
Beantworten die Anbieter diese und ähnliche Fragen, kann der Ausbilder das Medium zeitsparend prüfen und feststellen, ob es den wichtigen Motivationsfaktor bereithält.
Benötigt und geeignet?
Es stellt sich schnell heraus, dass viele Medien geeignet sind. Aber werden sie auch alle benötigt? Die Planung und der Einsatz von Medien verlangen vom Ausbilder ohnehin zusätzlichen Arbeitsaufwand. Dies legt bereits eine vernünftige Beschränkung nahe, die allerdings auch für die Dosierung der Motivationsreize zu beachten ist. Dies gilt besonders für multimediale Konzepte, bei denen Text, Sprache, Bilder, Geräusche, Musik, Standbilder, Grafiken, Animationen und Filme eingesetzt werden können. Außerdem darf der Gebrauch von Medien die Ausbildung nicht in eine Unterhaltungsveranstaltung abrutschen lassen.
Als Kriterien für Ausbildungssituationen, in denen Medien „benötigt werden“, seien u. a. folgende benannt:
- Medien zur Simulation gefährlicher Arbeitsprozesse und zum spielerischen Erlernen komplexer Betriebs- oder Systemabläufe (Rollen-, Planspiele),
- schematische Visualisierung komplexer technischer Systeme oder kaufmännischer Transaktionen,
- mediale Unterstützung zur Überwindung von Lernschwächen,
- Unterstützung von individualisiertem Lernen bei größeren Gruppen, beispielsweise durch Kombination von Information und Übung; Auszubildende müssen Themen individuell zusammenstellen können,
- mediale Unterstützung zur Ermittlung des Lernstandes (z. B. Power-Point-Präsentation durch Auszubildende).
Medial unterstützte Lernprozesse
Medial unterstütze Lernprozesse in der Berufsausbildung laufen wie Produktionsprozesse in einem sich stets wiederholenden Zyklus geistiger und praktischer Aktivitäten ab:
- Informations- und Planungsphase,
- Ausführungsphase,
- Kontrollphase,
- Bewertungs- und Korrekturphase.
Es ist jedoch falsch, der Ausführungsphase, was üblicherweise geschieht, die meiste Aufmerksamkeit zu widmen. Je besser alle vier Phasen und ihr Ineinandergreifen von den Lernenden beherrscht werden, umso effektiver ist der Lernprozess. Den didaktischen lernorganisatorischen Rahmenbedingungen kommt deshalb in allen vier Phasen gleich hohe Bedeutung zu.
Setzen Sie Medien flexibel ein
Nach wie vor empfiehlt es sich, beim ersten Einsatz von Medien in der Ausbildung dem traditionellen Weg zu folgen und eigene Medien einzusetzen.
Beim Einsatz eigener Medien, beispielsweise einer selbst gefertigten Power-Point-Präsentation mit Text-Bild-Kombination, die theoretische Zusammenhänge der aktuellen praktischen Ausbildungssequenzen aufzeigt, lässt sich am ehesten der sachverständige Blick für die Auswahl geeigneter Fremdproduktionen gewinnen. Die moderne Informationsverarbeitung bietet Ausbilderinnen und Ausbildern zahlreiche relativ einfach einsetzbare text- und bildverarbeitende Verfahren, die den Einsatz eigener Medien mit geringen Mitteln ermöglichen.
Außerdem kann man mit eigenen Medien schnell und zeitnah auf ausbildungsrelevante Veränderungen bei Ausbildungsinhalten und Lernzielen reagieren.
Selbstverständlich können und sollen die eigenen Medien den Einsatz von Fremdmedien nicht völlig überflüssig machen. Schließlich gibt es professionell erstellte Medien, die inhaltlich, didaktisch und formal so überzeugend wirken, dass der Verzicht auf ihre Verwendung pädagogisch unprofessionell wäre, zumal sie zum selbstständigen Lernen anleiten sollen.
Die Literatur zum Thema „Medien in Bildung/Berufsbildung“ ist vielfältig und unübersichtlich. Deshalb empfiehlt sich eine Vorauslese, die von verschiedenen Stellen angeboten wird, z. B. unter www.bmbf.de oder www.af-bibb.de oder auch bei den Kammern und Verbänden.
Autor: Prof. Dr. Hermann Schmidt
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