Bedarfsanalyse - Wie kann ich den Ausbildungsbedarf ermitteln?
Schritt für Schritt durch den Ausbildungsprozess.So gehen Sie vor!
- Bereiten Sie die Eckdaten der Personalplanung auf.
- Ermitteln Sie den Ausbildungsbedarf.
- Führen Sie eine Entscheidung herbei.
- Bringen Sie die Ausbildungsplanung in die Geschäftsplanung ein.
Die
kontinuierliche Heranführung von Fachkräften durch betriebliche
Berufsausbildung erfordert es, den Ausbildungsbedarf – abgeleitet vom
quantitativen und qualitativen Personalbedarf – vorausschauend auf die
Unternehmensziele ausgerichtet zu planen.
Hierfür benötigen Sie
die Daten aus der Personalplanung und, soweit ausgewiesen, den Anteil
der beschäftigten bzw. geplanten Fachkräfte. Dabei sind ggf.
Veränderungen zu berücksichtigen, wie sie z. B. durch
arbeitsorganisatorische oder technologische Veränderungen zu erwarten
sind.
Die jährlich erforderlichen Einstellungen von
Auszubildenden können als Orientierungswert rechnerisch ermittelt
werden. Sie sind eine Entscheidungshilfe zur Bestimmung des
Gesamt-Ausbildungsbedarfs. Basis hierfür ist die mittelfristige
Personalplanung des Unternehmens mit einem Planungshorizont von vier bis
fünf Jahren.

Eckdaten
Anzahl der Mitarbeiter
Bei der Ermittlung des Ausbildungsbedarfs sind unter Beachtung einer durchschnittlichen dreijährigen Ausbildungsdauer die vorausschauend geplanten Personalzahlen LE bzw. GE als Basiswert einzusetzen.
Qualifikationsstruktur
Der Mitarbeiteranteil mit einschlägig abgeschlossener Berufsausbildung oder Studium bestimmt maßgeblich die Qualifikationsstruktur eines Unternehmens und wird als Fackräftefaktor „Q“ bezeichnet. Soweit die Personalplanung nur den quantitativen Personalbedarf ausweist, kann für die qualitative Struktur hilfsweise die Lohn- und Gehaltsstruktur herangezogen werden.
Fluktuationsersatz
In die Bewertung des Fluktuationsersatzbedarfs geht die altersbedingte Fluktuation mit ein. Selbst bei einem geringen Anteil der Mitarbeiter, die in den letzten Jahren ihrer Berufstätigkeit stehen, ist zu berücksichtigen, dass dennoch ein Ersatzbedarf besteht, um rechtzeitig junge Fachkräfte heranzuführen.
Bedarfsdeckung
Unter Berücksichtigung der vom Arbeitsmarkt zu gewinnenden Fachkräfte ist der Anteil, der durch eigene Ausbildung herangeführt werden soll, festzulegen.
Verbleibs- und Übernahmequoten
Während der Berufsausbildung können sich Fluktuationen von Auszubildenden ergeben, die nach Erfahrungswerten als Verbleibsquote einzusetzen sind. Ebenso ist zu berücksichtigen, dass Auszubildende nach abgeschlossener Ausbildung weiterführende Bildungsgänge in Anspruch nehmen oder das Unternehmen wechseln. Auch hier können für die Übernahmequote Erfahrungswerte einbezogen werden.
Musterrechnung des Einstellungsbedarfs
Nachstehende Musterrechnung für gewerbliche Auszubildende geht von folgenden Eckdaten aus:

In gleicher Weise kann der Bedarf auch für die kaufmännische Ausbildung mit den entsprechenden Werten ermittelt werden.
Betriebe kleinerer Betriebsgrößenklassen, mit einer entsprechenden Zahl von Auszubildenden, können den Ausbildungsbedarf vereinfacht ermitteln und bei normalem Geschäftsverlauf von einer Einstellquote von 5 % bis 6 % p. a., bezogen auf die Fachkräfte, ausgehen.
Entscheidungsfindung
Der rechnerisch ermittelte Wert ist ein Orientierungswert für die individuell zu treffende Entscheidung und Festlegung, in welchen Ausbildungsberufen ausgebildet werden soll. Er ermöglicht eine fundierte, in die Geschäftsplanung einzubringende Entscheidung, bei der ggf. weitere Einflussgrößen zu beachten sind.
Hierzu gehören:
- Geschäftsstrategien,
- arbeitsorganisatorische und technologische Veränderungen,
- demografische Entwicklung,
- Berufswahlverhalten der Schulabgänger,
- Unternehmens- und Branchenimage.
Übertragung in die Geschäftsplanung
Die getroffenen Entscheidungen sind in eine Bildungsplanung einzubringen, die Grundlage für eine operative mittelfristige Kostenplanung ist. Damit wird eine Voraussetzung für eine kontinuierliche und wirtschaftliche Bildungsarbeit geschaffen. Erstellen Sie für die Bildungsplanung eine mittelfristige Übersicht der personalrelevanten Daten. In Verbindung mit den Geschäftsdaten für Umsatz und Wertschöpfung lässt sich die auf die Ausbildung bezogene Entwicklung verdeutlichen.
Autor: Dr. Günter Cramer
Weiterführende Informationen zum Thema Bedarfsanalyse finden Sie im Handbuch PersonalAusbilden.
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