Gesund und fit bleiben mit Strategie

Der Elektronikkonzern Rohde & Schwarz bietet seinen Mitarbeitern heute Gesundheitsmaßnahmen an, die über das gesetzliche Maß an Arbeits- und Gesundheitsschutz hinausgehen. HR war maßgeblich daran beteiligt, ein einheitliches, strategisches BGM-Gesamtkonzept umzusetzen.
Die Gesundheit der eigenen Mitarbeiter besitzt bei Rohde & Schwarz schon immer einen hohen Stellenwert. Seit Jahren existiert eine Vielzahl an Einzelmaßnahmen, wie zum Beispiel diverse Betriebssportgruppen und Vorsorgemaßnahmen. Ein einheitliches strategisches Gesamtkonzept fehlte jedoch. Daher wurden die Angebote häufig viel zu selten in Anspruch genommen, der Langzeiteffekt blieb aus. 2003 wurde der Entschluss gefasst, durch die Implementierung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements die zahlreichen Angebote und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in einem zentralen Steuerungskreis zusammenzufassen, um den Mitarbeitern das komplexe, aber wichtige Thema nahezubringen.
Den Startschuss bildete im selben Jahr das Aufsetzen des Rohde-&-Schwarz-Gesundheitsteams. Aktuell besteht das Team aus Vertretern des HR-Bereiches, des Betriebsrates, der Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin sowie des Unternehmens Healthloft. Healthloft unterstützt mit Experten aus Sportwissenschaft, Gesundheit und Ernährung Firmen bei der Implementierung eines systematischen Gesundheitsmanagements. Der HR-Bereich des Elektronikkonzerns war in den vergangenen Jahren maßgeblich daran beteiligt, gemeinsam mit dem Gesundheitsteam das Betriebliche Gesundheitsmanagement umzusetzen und voranzubringen. Darüber zeichnet der Bereich dafür verantwortlich, Fach- und Führungskräfte mithilfe der internen Kommunikationskanäle über die aktuellen Gesundheitsangebote zu informieren.
Das ISAR-Konzept bringt System
Das Rohde-&-Schwarz-Gesundheitsteam legt die strategische Ausrichtung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements fest. Es definiert Ziele und bestimmt Maßnahmen, die sich an den aktuellen Bedürfnissen der Mitarbeiter orientieren. Hinzu kommt, dass das Team diese Maßnahmen umsetzt. Als Grundlage dieses Vorgehens und der zunehmenden Systematisierung der Gesundheitsförderung dient das „ISAR-Prinzip“ von Healthloft. Dabei wird nach einer ausführlichen Analyse der aktuellen Situation in folgenden Schritten vorgegangen:
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I = Informieren
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S = Sensibilisieren
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A = Aktion
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R = Re-Test
Bei dem vierstufigen Modell werden die Mitarbeiter bei Stufe eins (I) über Gesundheitsthemen und -risiken, beispielsweise im Rahmen eines Vortrags, informiert. In der zweiten Stufe (S) erfolgt die Sensibilisierung zum Thema durch einen Körpercheck. Häufig werden hier Messungen wie die des Blutdrucks durchgeführt. In der dritten Stufe (A) werden schließlich die Mitarbeiter selbst aktiv. Die Aktionen finden regelmäßig über einen Zeitraum von sechs Wochen statt und reichen von Ernährungskursen über ein arbeitsplatzbezogenes Bewegungsprogramm bis zum Achtsamkeitstraining. Beim Re-Test (R) geht es abschließend um die objektive und subjektive Messung des Erfolges. Die in der zweiten Stufe erfolgten Screenings werden nun erneut überprüft.
„Jede einzelne Maßnahme lässt sich einer der Stufen zuordnen, um die verschiedenen Ansatzpunkte des Modells zu nutzen und die unterschiedlichen Mitarbeiter zu erreichen. Schließlich hört sich der eine lieber einen Vortrag an, während ein anderer trainieren möchte. So wählt jeder das aus, was am Besten zu ihm passt. Besonders beliebt sind bei uns Vorsorgeuntersuchungen, wie zum Beispiel die Langzeit-Blutdruckmessung“, berichtet Alev Troll, Koordinatorin des Gesundheitsteams bei Rohde & Schwarz, und ergänzt: „Zudem liegt der Fokus oft auf einem inhaltlichen Schwerpunkt, wie im vergangenen Jahr auf dem Thema Darmkrebsvorsorge.“
Sport, Entspannung und Ernährung
Bei der Planung und Auswahl der Maßnahmen ist es wichtig, möglichst viele Angestellte an die Gesundheitsthemen heranzuführen, Interesse zu wecken und zur Teilnahme zu bewegen. Bei tausenden Mitarbeitern mit unterschiedlichen Arbeits- und Lebensstilen gar nicht so leicht – daher bietet Rohde & Schwarz vielfältige kostenfreie oder vergünstigte Angebote in den Bereichen Fitness, Ernährung und gesundheitliche Vorsorge an.
Sport ist ein wichtiger Ausgleich zum Job; das gilt für die Arbeit am Schreibtisch ebenso wie in der Fertigung. Ein Baustein des Gesundheitsmanagements bei Rohde & Schwarz ist daher die Förderung von Bewegung und Sport. Der Hauptsitz in München verfügt unter anderem über ein hauseigenes Fitnesscenter, das sogenannte „Health Loft“. Neben Geräte-, Herz-Kreislauf- und Krafttraining ermöglicht das Studio die Teilnahme an Kursen, wie zum Beispiel Yoga. Die Mitarbeiter trainieren zu günstigen Preisen und können zwischen einer Tageskarte und einem Abo-Angebot auswählen. Ein besonderes Highlight für Auszubildende: Sie besuchen das „Health Loft“ zu eingeschränkten Trainingszeiten kostenlos. Studentische Nachwuchskräfte erhalten einen Rabatt auf die Preise des Studios. Für die Entspannung sorgen neben einer Sauna ein Physiotherapie-Zentrum und ein mobiler Massage-Service. Auch profitieren die Mitarbeiter standortübergreifend von den vielen Betriebssportgruppen. Darunter finden sich Qi-Gong-Gruppen, Volley- oder Fussballmannschaften, aber auch eher ungewöhnlichere Sportarten wie Tauchen, Bouldern oder Motorbiken. Um das Miteinander zu fördern, setzt Rohde & Schwarz auch auf die Teilnahme an Sportevents, wie zum Beispiel dem Firmenlauf B2Run. Gleichzeitig wird durch jährlich wiederkehrende Blutspendeaktionen sowie eine regelmäßige Möglichkeit zur Blutstammzellen-Typisierung das soziale Engagement der Mitarbeiter gefördert.

Egal ob Cardio- oder Ausdauertraining: Das Fitnessstudio„Health Loft“ steht jedem Mitarbeiter am Hauptsitz von Rohde & Schwarz in München offen.
Einen weiteren Baustein bildet die Ernährung. Das erst 2013 neu eröffnete Betriebsrestaurant in München bietet eine Vielzahl an gesunden Gerichten. Ein Zuschuss für ausgewählte Essensangebote erleichert auch die Entscheidung für beispielsweise das Salatbuffet anstatt des Schnitzels mit Pommes.

Gesunde und leckere Gerichte im Betriebsrestaurant von Rohde & Schwarz in München machen es den Mitarbeitern leicht, sich ausgewogen zu ernähren.
Sportmuffel erreichen
Doch trotz umfangreicher Anstrengungen gibt es auch Angestellte mit weniger Interesse an Gesundheitsthemen. Wie erreicht das Unternehmen diese Zielgruppe? „Bei arbeitsplatzbezogenen Bewegungsprogrammen kommt ein Trainer direkt zu dem Arbeitsplatz der Teams und führt mit ihnen vor Ort kurze Übungen durch. So halten wir die Hemmschwelle zum Mitmachen möglichst gering. Das kommt gut an und bietet den Vorteil, dass wir auch diejenigen einbeziehen können, die sich nicht proaktiv mit Gesundheitsthemen beschäftigen. Durch Vorträge und Gesundheitsaktionen motivieren wir außerdem zusätzlich zur Teilnahme“, erklärt Vreni Schweiger, Mitglied des Gesundheitsteams und Geschäftsleiterin des Unternehmens Healthloft.
Grundsätzlich stehen bei der Planung der Maßnahmen für das Betriebliche Gesundheitsmanagement immer die Bedürfnisse der Mitarbeiter im Vordergrund. Hierfür ist neben der Evaluation bereits durchgeführter Angebote auch ein Blick auf die Arbeitssituation und -umgebung wichtig. So hat sich zum Beispiel über die Jahre das (Bewegungs-)Verhalten der Mitarbeiter geändert, da viele ihre Zeit zunehmend vor dem Computer verbringen. Auch grundsätzliche Veränderungen des Arbeitslebens und der Gesellschaft fließen in die Überlegungen des Gesundheitsteams ein. Hierzu zählt aktuell das veränderte Mediennutzungsverhalten und die damit oft verbundene ständige Erreichbarkeit via Smartphone. Daraus resultiert zunehmender Stress, dem sich das Gesundheitsteam präventiv mit Maßnahmen widmet, darunter Screeningangebote zur Herzratenvariabilität.
Nicht nur die Förderung eines gesundheitsbewussten Verhaltens wirkt präventiv, sondern insbesondere entsprechende Vorsorgemaßnahmen. Daher veranstaltet Rohde & Schwarz in regelmäßigen Abständen Aktionstage, die oft gemeinsam mit Krankenkassen oder Stiftungen durchgeführt werden. Neben der Aufklärung über verschiedenste Gesundheitsthemen finden Vorsorgeuntersuchungen, wie beispielsweise Glaukom-Messungen, statt. Falls es bei diesen Untersuchungen auffällige Ergebnisse geben sollte, steht der Betriebsarzt aufklärend zur Seite. „Unser Betriebsarztteam ist die richtige Anlaufstelle für eine individuelle medizinische Beratung – ganz egal, ob es um eine Impfung für eine Dienstreise, eine medizinische Einschätzung oder Unterstützung bei der Wiedereingliederung nach längerer Krankheit geht. Unsere Mitarbeiter können sich immer vertrauensvoll an den Betriebsarzt wenden“, so Hans Knapek, Leiter des Bereiches Personal und Mitglied der Geschäftsleitung.
Vielfältige Gesundheitsleistungen stärken die Arbeitgebermarke
Welche konkreten Ziele verfolgt Rohde & Schwarz mit seinem Betrieblichen Gesundheitsmanagement? Neben der Zusammenlegung vieler Einzelmaßnahmen unter einem kohärenten Dach ist die Sicherstellung eines produktiven und innovationsfördernden Arbeitsumfelds wichtig. Darüber hinaus punktet Rohde & Schwarz neben attraktiven Gehältern und Sozialleistungen sowohl bei Mitarbeitern als auch Bewerbern mit ansprechenden Angeboten für die Gesundheit und Work-Life-Balance. Auf die Mitarbeiter abgestimmte Gesundheits- und Beratungsleistungen helfen ferner, Fach- und Führungskräfte langfristig zu binden und neue Talente zu gewinnen.
Ein weiterer Grund für die Implementierung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements ist die demografische Entwicklung: Die Bevölkerung wird immer älter und dementsprechend sind Menschen tendenziell bis in ein höheres Alter erwerbstätig. Auf diese Änderungen im Arbeitsumfeld muss ein Unternehmen vorbereitet werden. Gerade durch ein ausgereiftes Angebot an Vorsorgemaßnahmen und die regelmäßige Information der eigenen Mitarbeiter möchte Rohde & Schwarz auch der Belegschaft 50 plus ein Umfeld bieten, das ihre Bedürfnisse nicht außer Acht lässt.
BGM mit Auszeichnung
Nicht nur die Angestellten bei Rohde & Schwarz profitieren vom Betrieblichen Gesundheitsmanagement, sondern auch das Unternehmen selbst durch eine hohe Gesundheitsquote. Der Fokus auf die Gesundheit der eigenen Mitarbeiter ist somit ein Teil der wertschätzenden Unternehmenskultur von Rohde & Schwarz. Die Mühe und investierte Zeit des HR- und Gesundheitsteams zahlt sich aus: 2010 erhielt der Elektronikkonzern das Corporate-Health-Award-Siegel „Prädikat“ und steigerte sich in den folgenden Jahren sogar noch. So wurde Rohde & Schwarz 2014 als eines der Topunternehmen mit dem Exzellenz-Siegel des Corporate Health Awards ausgezeichnet. Das Gütesiegel bescheinigt ein herausragendes Betriebliches Gesundheitsmanagement, das umfassend in die bestehenden Unternehmensprozesse integriert ist. Hans Knapek steht hinter dem Konzept: „Dieser Award und das positive Feedback der Mitarbeiter sind eine große Motivation, das Betrieblichen Gesundheitsmanagement immer weiter voranzutreiben. Schließlich handelt es sich um einen ständigen Entwicklungsprozess, der nie abgeschlossen ist, da sich die Maßnahmen an den aktuellen Bedürfnissen der Mitarbeiter orientieren und dadurch natürlich auch ändern. Um weiterhin ein so erfolgreiches und umfassendes Betriebliches Gesundheitsmanagement anzubieten, werden wir auch zukünftig unsere Angebote hinterfragen und evaluieren.“
Autorin
Nadine Lutz, HR-PR und interne HR-Kommunikation, Rohde & Schwarz, München,
nadine.lutz@rohde-schwarz.com
CASE STUDY
Rohde & Schwarz Der Elektronikkonzern Rohde & Schwarz bietet Lösungen auf allen Feldern der drahtlosen Kommunikationstechnik und sorgt für Sicherheit in der Informationstechnik. Vor mehr als 80 Jahren gegründet, unterhält das selbstständige Unternehmen ein engmaschiges Vertriebs- und Servicenetz mit Niederlassungen und Vertretungen in mehr als 70 Ländern. Zum 30. Juni 2016 betrug die Zahl der Mitarbeiter rund 10 000. Der Konzern erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2015/2016 (Juli bis Juni) einen Umsatz von rund 1,92 Milliarden Euro. Der Firmensitz ist in Deutschland (München), in Asien und Amerika steuern starke regionale Hubs die Geschäfte. |
STOLPERSTEINE
Wo hat es im Projekt gehakt?
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UNTERM STRICH
Welche konkreten Ergebnisse hat das Projekt gebracht?
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